Bundestrainer-Kür: "Er oder sie muss auf die Spielerinnen eingehen können."

20. Mai 2025

Das deutsche Nationalteam: Wagner, Pähtz, Heinemann, Klek und Schulze

Ausschreibung zur Neubesetzung der Stelle Frauen-Bundestrainer. Athletensprecherin Josefine Heinemann: Teamkapitän-Qualitäten sind gefragt.

Eines ist WGM Josefine Heinemann wichtig. „Nochmal großen Dank an Yuri Yakovic, der das sehr gut gemacht hat“, sagt die Aktivensprecherin des Deutschen Schachbundes. Bleibt die Frage: Was muss der neue Bundestrainer der Frauen können, um die Optimal-Besetzung mit Blick auf die im Herbst in Batumi (Georgien) stattfindende Team-Europameisterschaft zu sein? Beim Deutschen Schachbund sind die ersten Bewerbungen eingegangen, mittlerweile gibt es auch eine offizielle Ausschreibung, die wir hier veröffentlichen. Doch über das Formale der Ausschreibung hinaus, mit all ihren dort aufgeführten Anforderungen, gibt es einiges, was Bewerber und Bewerberinnen wissen müssen – und erfüllen sollten. „In erster Linie muss er oder sie auf uns Spielerinnen eingehen können“, sagt Josefine Heinemann, „wir haben hier viele unterschiedliche Charaktere. Kritik ist ganz wichtig – aber sie sollte immer konstruktiv sein. Und wir brauchen einen guten Team-Kapitän.“

Sportdirektor Högy: "Wir suchen jemanden, der für die Frauen top ist. Nationalität? Unwichtig."

Team-Kapitän. Das bedeutet, bei wichtigen Turnieren richtige Entscheidungen zu treffen – in Sachen Aufstellung, die zum jeweiligen Gegner passen muss, ebenso wie bei der Wahl der Eröffnung und Taktik generell. „Wir suchen genau die Trainerpersönlichkeit, die die Frauen brauchen, um einen weiteren Schritt nach vorn zu machen“, sagt Kevin Högy, der DSB-Sportdirektor.

Högy stellt klar: „Es ist nicht unsere Aufgabe, jemanden auszuwählen, der für den Verband einfach und easy zu handeln ist, sondern jemanden, der für die Frauen top ist.“ Deshalb würden die Spielerinnen um Heinemann auch eng in den Entscheidungsprozess mit eingebunden. „Natürlich ist das nicht ganz einfach, weil die Frauen heterogener sind als die Männer: Sowohl in der Spielstärke, den Leistungsschwankungen, schlicht aber auch in der Tatsache, dass nicht alle Profis sind“, so Högy: „Ein Bundestrainer der Männer hat es da ehrlicherweise einfacher, weil er ausschließlich mit Profis zusammenarbeitet.“

"Sie müssen sich aufgehoben, ernstgenommen und respektiert fühlen."

Ein Bundestrainer Frauen muss beachten, dass viele Athletinnen studieren, arbeiten, nur wenige ein Schachjahr einlegen können – oder sogar Profis sind. Högy: „Du kannst als Coach nicht allen das Gleiche verordnen – und nicht von allen das Gleiche fordern. Von daher muss er oder sie auf jeden Fall dieses Fingerspitzengefühl mitbringen.“ Das sei Yuri Yakovich, der letztlich auf einige vom DSB geforderte Vertragsänderungen nicht eingehen wollte, weshalb der Kontrakt zum 30. Juni ausläuft, sehr gut gelungen. „Es bringt nichts, einen Toptrainer zu haben, der im Kasernenton mit den Spielerinnen umgeht. Die müssen sich schon aufgehoben, ernstgenommen, respektiert fühlen.“ Ähnlich formuliert es Heinemann: „Jede von uns ist anders. Wir vertragen alle Kritik, fordern sie sogar – aber die Form ist wichtig.“ Hier seien auch Einzelgespräche ausdrücklich erwünscht.

Die harten Fakten, laut Högy: Natürlich sei Erfahrung im Trainieren von Frauen sehr wichtig, ein entsprechender Track-Record, der zeigt, dass man Frauen über längere Zeit nicht nur trainiert, sondern auch besser gemacht hat. Damit künftig stabilere Leistungen gebracht würden - mit weniger Ausschlägen nach unten. Man habe, das betonte der Sportdirektor auch, „keine Scheuklappen“, was Sprache/Nationalität des Trainers angeht. (mw)

Stellenausschreibung Frauenbundestrainer Englisch

DSB_2025_Stellenausschreibung Frauenbundestrainer eng.pdf (318,4 KiB)

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36682

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