27. Mai 2015
Am 12. Mai hatten wir bereits einen Auszug des Interviews mit Klaus Deventer veröffentlicht. Darin nennt der neu ins Amt gewählte Vizepräsident Sport, wer die Nominierten sind und warum.
Hier lesen Sie jetzt das komplette Interview.
DSB: Klaus, Du bist seit Jahren im Schachleistungssport zu Hause, wo die Spielmodi jahrzehntelang die gleichen bleiben. Das German Masters ist nun sehr kreativ angelegt. Was sagst Du zu originellem Turnierdesign: überflüssig oder überfällig?
K.D.: Aus Sicht des Leistungssports eindeutig überfällig! Seit vielen Jahren beklagen sich unsere Spitzenspieler, dass ihnen die Möglichkeit fehlt, sich in Rundenturnieren mit gleich Starken oder Stärkeren zu messen. Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten dieses berechtigte Anliegen aufgegriffen und es ist uns gelungen, im Sparkassen Chess-Meeting in Dortmund, im Grenke Chess Classic in Baden-Baden und im Erfurter Frauenschachfestival einigen unserer Nationalspielerinnen und Nationalspieler die Teilnahme zu ermöglichen. Das German Masters in Dresden baut dieses Angebot aus und rundet es ab. Auch das Masters basiert ja auf der Grundidee, unsere Spitzenspieler in einem hervorragend besetzten Rundenturnier starten zu lassen. Zugleich enthält es mit dem vorgeschalteten Qualifikationsturnier im Schnellschach-Modus und der Beschränkung auf deutsche Titelträger völlig neue Elemente.
DSB: Und was gefällt Dir besonders am diesjährigen Turnierformat des German Masters?
K.D: Dr. Dirk Jordan, der Chef des ZMDI Schachfestival e.V., hat ja für das German Masters ein neues Turnierformat entwickelt. Es besteht mit dem „Challenge“ und dem Open aus drei Elementen. Besonders spannend verspricht das vorgeschaltete „Challenge“ zu werden. Zugelassen sind ausschließlich deutsche Titelträger mit einer Mindest-Elo von 2200, die in einem neunrundigen Schnellschachturnier drei Teilnehmerplätze für das Masters ausspielen. Dort treffen die Qualifikanten auf drei gesetzte Spitzenspieler. Angesichts des attraktiven Preisfonds rechne ich mit einem erstklassigen Teilnehmerfeld schon beim „Challenge“. Und wenn es nicht klappt mit der Qualifikation für das Masters, kann man zur 4. Runde als Quereinsteiger im ZMDI-Open weitermachen – mit einer Gutschrift von mindestens 2 Punkten, bei mehr als 50 % im Challenge mit 3 Punkten. Insgesamt halte ich das Format für äußerst spannend.
Es gibt noch eine zweite Facette, die das Masters zu etwas Besonderem macht. Das ist die Beschränkung auf deutsche Teilnehmer. Bereits im vergangen Jahr hat ja an gleicher Stelle das German Masters der Frauen als geschlossenes Rundenturnier stattgefunden und dank unseres Sponsors Gernot Gauglitz von UKA ist eine Zweitauflage im nächsten Jahr schon heute gesichert. Mein Wunsch wäre es, auf Dauer im jährlichen Wechsel einmal ein Rundenturnier für die Frauen und im Jahr darauf eines für die Männer zu etablieren. Wir hätten dann ein nationales Spitzenturnier, wie es in vielen Föderationen üblich ist. Das alles gibt es natürlich nicht zum Nulltarif, aber ich bin der Meinung, dass die Eigenmittel, die der Deutsche Schachbund an dieser Stelle aufwendet, gut angelegt sind.
DSB: Vor einigen Tagen hatte ich unseren Lesern bereits versprochen, dass wir die niominierten Spieler in dieser Woche bekannt geben. Jetzt soll es soweit sein. Kannst Du bitte die Nominierten benennen und weiterhin erklären, wer für die Auswahl verantwortlich ist und nach welchen Kriterien sie vorgenommen wurde?
Von der Konzeption des Masters her müssen die Gesetzten jedenfalls eine Voraussetzung mitbringen; sie müssen zu den deutschen Spitzenspielern gehören. Für Nominierungsfragen sind in meinem Referat die Bundestrainer zuständig, hier Dorian Rogozenco. Es fand außerdem eine Abstimmung mit dem Veranstalter statt. Ich darf heute die von Dorian nominierten Großmeister bekanntgeben: Georg Meier, Daniel Fridman und Alexander Donchenko.
DSB: Wurden auch andere Spieler angefragt? Die Turnierankündigung wirbt ja mit dem „UKA German Masters der besten 6 Deutschen“.
Georg Meier und Daniel Fridman sind aktuelle Nationalspieler und gehören zu den besten Deutschlands. Arkadij Naiditsch, unsere Nummer 1, wird uns nach den mir vorliegenden Informationen verlassen und wohl schon im August nicht mehr unter GER gelistet sein. Eine Alternative wäre Liviu-Dieter Nisipeanu gewesen, den wir in Dortmund am Start sehen werden. Bundestrainer Dorian Rogozenco wollte Daniel Fridman, der dieses Jahr in Dortmund nicht dabei sein wird, auf alle Fälle die Möglichkeit geben, auch an einem Spitzenturnier teilzunehmen. Deshalb hat er, wenn man so will, „rotiert“. Eine Überraschung ist wahrscheinlich Alexander Donchenko, der in der aktuellen Elo-Rangliste „nur“ auf Platz 20 geführt wird. Dorian wollte aber auch dem „Nationalmannschaftsnachwuchs“ eine Chance geben und wenn man sich die Entwicklung des 17-jährigen Schachprinzen ansieht, wird man sicher zum Ergebnis kommen, dass es bei ihm noch weiter nach oben gehen wird.
Natürlich würden auch Matthias Blübaum oder Dennis Wagner, deren „Schachjahr“ ein voller Erfolg war, wie man heute schon sagen kann, diese Bedingung erfüllen. Da Matthias und Dennis im letzten Jahr in Baden-Baden zum Zug kamen, hat sich Dorian aber für Alexander entschieden. Ich wage die Prognose, dass Alexander beweisen wird, dass er ins Teilnehmerfeld gehört.
DSB: Auf der Meldeliste stehen bislang drei Spieler. Neben Raj Tischbierek und Anatoly Donchenko noch Alexander Donchenko, der jetzt jedoch nominiert wurde. Mit wie vielen Anmeldungen rechnet Ihr letztendlich? Und welche Teilnehmerzahl wäre als enttäuschend zu bezeichnen?
K.D.: Es wäre vermessen, bei einem völlig neuen Turnierformat eine seriöse Prognose abgeben zu wollen. Jedenfalls gibt es nach der FIDE-Spieler-Datenbank 679 aktive deutsche Titelträger mit einer Elo von mindestens 2200, darunter 77 Großmeister. Ich wünsche mir, dass viele davon den Weg nach Dresden finden. Hotel und Rahmenbedingungen sind in Dresden bekanntlich sehr gut und die Aussicht, sich für das Masters zu qualifizieren, in jeder Hinsicht attraktiv. Enttäuscht wäre ich, wenn zu den drei gemeldeten Spieler nicht zahlreiche weitere hinzukämen.
DSB: Herzlichen Dank für die ausführlichen Antworten.
Einleitungstext und Fragen DSB Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19765
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