18. September 2022
Spannung pur lag vor der letzten Runde der Jugendweltmeisterschaft U14 bis U18 in der Luft. Entgegen unserer sonstigen „Gewohnheit“; „Nur Einer kommt durch“; waren diesmal sogar zwei heiße Eisen im Feuer. Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler berichtet.
Kandidat Nummer eins war etwas überraschend Marius Fromm aus Mecklenburg-Vorpommern. In der U18 hatte er sich der Deutsche Meister mit aufmerksamem und druckvollem Spiel das Spitzenbrett und die Partie um den WM-Titel erkämpft. Soweit so gut. Allerdings war vor der Runde überhaupt nicht klar, wie ein eventuelles Remis einzuschätzen sein würde. Dort konnte auch die „Namensgeberin“ der Wertung, Maja Buchholz, (Vorsicht Wortspiel) keine Auskunft erteilen.
Kandidatin Nummer zwei sollte Charis Peglau werden. Nach Niederlagen war die junge Sächsin immer wieder zurückgekommen und sie hatte die Medaille in der eigenen Hand. Eine Inderin mit 1300 Punkten sollte doch zu machen sein! Allerdings hatte die junge Dame allein während der WM bereits 250 Punkte Plus gesammelt.
Bei Marius versuchte der Weißspieler durch 3. Lb5 + im Najdorf sofort den Dampf aus dem Kessel zu nehmen. Natürlich kann man nicht jede Remisvariante vermeiden, aber das Schach geht den Najdorf-Spielern auf den Wecker. Marius versuchte noch etwas, aber er kam nie in die Nähe eines Vorteils. Also Remis.
Die Rechnerei geht los. Der gegen den, wenn der Rumäne gewinnt und der Pole verliert und dann noch und am vierzigsten Brett ist auch noch ein Gegner. Heraus kam Bronze, fast Silber, aber auch fast Blech. Wir wollen uns nicht beschweren.
Vermutlich hat sich Charis auf die langen Partien eingeschossen. Relativ schnell gewann sie eine Qualität, dann noch einen Bauern, ihr Trainer Henrik Teske sah Dutzende Wege, sofort Schluss zu machen. Aber nein, die Partie ging weiter und weiter und weiter. Im 30 Sekunden-Modus kann man auch mal straucheln, etwas Einstellen oder die Zeit überschreiten. Aber nein! Charis hielt durch und sicherte sich Bronze! Wie was Bronze, sie hat doch Silber! Tatsächlich entschied erst die fünfte Wertung für Charis, Bucholz, Mittlere Buchholz, Schwarzpartien alles gleich, erst die Anzahl der Siege sprach für Charis! Herzlichen Glückwunsch.
Direkt nach der Meisterschaft verfällt die Strandpromenade von Mamaia in den Winterschlaf. Es werden buchstäblich alle Fenster und Türen verriegelt und verrammelt und die Hotels werden zur Geisterkulisse bis zum nächsten Frühjahr.
Apropros 2023 September, Jugendeuropameisterschaft, Mamaia vormerken.
Bernd Vökler
DSB-Bundesnachwuchstrainer
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