12. Februar 2018
Christian Friedrich Köhler, Elo 2164, machte "die drei Tage von Brühl" zu den seinen und zog in der A-Klasse mit 4,5 Punkten aus fünf Partien allen davon. Die A-Gruppe der DSAM ist schon einmal, vermutlich mehrfach, mit einem ganzen Punkt Vorsprung gewonnen worden, wie sich Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan erinnert. Aber es ist eben immer wieder ein schachliches Feuerwerks-Erlebnis. Diesmal war der Mann mit der Lunte am Feuerwerk ein Godesberger.
Sogar Großmeisterin WGM Carmen Voicu-Jagodzynski, Elo 2206, konnte den Überflieger nicht stoppen. Ein Remis des späteren Turnier-Triumphators gegen die WGM, die zugleich Herren- und Damen-Trainerin des gesamten Verbandes NRW ist (vielleicht hatte sie auch SF Köhler trainiert?), war Grundstein seines Erfolgs; die Schwarz-Siege gegen den an 2 gesetzten Brühler Stefan Schiffer und gegen Andreas Jagodzynski waren die Krönung.
Und noch einer spielte sich in den Vordergrund: Der 9-jährige Düsseldorfer Philipp Leon Klaska, als Teilnehmer einer Jugend-WM schon mit einer Elo (1153) versehen, wurde zwar "nur" geteilter Zweiter und das "nur" in der F-Gruppe neben zwei Erwachsenen (Fred Büchel aus Köln und als Dritter Norbert Ochotta aus Rheydt), die ebenso wie das blonde Kind tolle 4,0 Punkte erzielten, aber: Eine großartige Leistung ist es allemal!
Besonders beachtet wurde im Saal die junge, serbische WFM Jovana Miljkovic, die mit Elo 1881 in der C-Gruppe aber noch lange nicht auf dem Niveau ist, das z.B. Sarah Hund (die in der weit stärkeren B-Gruppe Achtzehnte wurde), Elo 2015, Freiburg, schon lange hat, aber wer weiß denn schon, was die Zukunft bringt? Beiden Spielerinnen mag ein Leistungssprung zugetraut werden. Die Top-Twenty der deutschen Damen beginnen bei schon fast in Reichweite liegender Elo 2270 - was für den DSB eigentlich keine gute Nachricht ist, aber doch ein Anreiz, mindestens dorthin durchzustarten.
Die lustigen Verkleidungen (äh ... das waren doch welche, oder?) einiger gut aufgelegter Schach-Athleten waren nur eine geschickte Täuschung; jeder im Saal, von Gruppe A bis Gruppe G, war trotz Karneval voll auf Wettkampfschach eingestellt. Das geht nicht mehr so weit wie bei dem vermutlich wahnsinnigen Bobby Fischer, "ich will meinen Gegner leiden sehen", aber ohne den festen Willen, eine Begegnung für Dich zu entscheiden, kannst Du keinen Wettkampf bestreiten (ohne Schiedsrichter und vernünftige Spielbedingungen übrigens auch nicht) - und Schach ist bekanntlich Sport.
Natürlich ist es in Turnierberichten fies, gemein und empörend, viele Spieler, die wirklich Großartiges leisteten, nicht erwähnen zu können. Deshalb der Hinweis: Das Beste steht auf der Turnierseite ...
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22917