11. März 2025
Da geraten zwei Trainer so richtig ins Schwärmen. „Der Junge ist blitzschnell und blitzgescheit“, sagt IM Bernd Vökler, der Bundesnachwuchstrainer: „Nach einem Jahr der Konsolidierung hat er jetzt eine neue Qualifikationsstufe erreicht.“ GM Thomas Pähtz sagt: „Einen wie ihn habe ich noch nie trainiert.“ Die Rede ist von (Noch)FM Christian Glöckler, der im zarten Alter von 13 Jahren und vier Monaten die dritte IM-Norm - und somit den Titel Internationaler Meister erreicht hat. Schneller war in Deutschland nur GM Vincent Keymer, mit zwölf Jahren und acht Monaten wurde er IM. Vergleiche mit der deutschen Nummer eins, da sind sich Vökler als auch Glöcklers Privattrainer Pähtz im Gespräch mit Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit aber einig, verbieten sich aktuell noch: Man täte dem Talent aus Hessen damit keinen Gefallen. Damit liegen die beiden Experten auf einer Welle mit dem unaufgeregten Elternhaus. Vater Jens sagt gerne: „Nicht vergessen: Er ist immer noch ein Kind. Schach soll ihm vor allem Spaß machen.“ Soll heißen: Er muss sich in Ruhe entwickeln können, ohne großen Medienhype.
„Solche Eltern, mit einer derart gesunden Einstellung, sind extrem wichtig für die Entwicklung eines Talentes“, sagt Pähtz, dem in Sachen Talententwicklung kaum jemand im deutschen Schachsport etwas vormachen kann. Er, einer der erfolgreichsten Spieler der DDR, entwickelte als Trainer bereits ab 1991 die ersten Top-Talente auf Leistungsniveau – erinnert sei dabei an die erfolgreiche Erfurter Trainingsgruppe mit Pähtz` Kindern Thomas und Elisabeth, der einzigen deutschen Großmeisterin, dazu IM Ferenc Langheinrich und Dr. Thomas Hänsel – sie räumten damals bundesweit fast alles ab.
Und nun also Christian Glöckler. Beim Schachfestival in Prag schaffte er im D-Open mit sieben Punkten aus neun Runden seine dritte Norm für die Erlangung des Titels eines Internationalen Meisters. In der letzten Runde besiegte er, mit den schwarzen Steinen spielend, GM Tomas Kraus (Elo 2451). Letztlich erzielte er einen Elo-Zuwachs, der ihn erstmals über die wichtige Grenze von 2400 bringt. Damit sind alle Voraussetzungen für die Titelverleihung erfüllt. Vater Jens teilte mit, man werden „in Kürze“ den Titel beantragen. Seine Elo liegt jetzt bei 2423. Auch beim Traditions-Turnier Tata Steel in Wijk aan Zee hatte er Anfang des Jahres bereits ein gut besetztes Open gewonnen – und damit im kommenden Jahr das Qualifikationsturnier zum Challenger-Turnier erreicht. „Ich hatte ihm zur Teilnahme an den beiden starken Turnieren geraten“, sagt Pähtz: „Ich wusste, dass sie ihn weiterbringen werden.“ Wohl wahr.
Vökler sagt, ihn beeindrucke, wie stark Glöckler in vielen Bereichen geworden sei. Er spiele lange Partien mit sehr viel Kampfgeist, zäher Verteidigung und lauere stets auf den Lucky Punch. „Er ist mittlerweile sehr nervenstark, gibt nichts mehr verloren“, sagt Pähtz: „Das war zwischendurch mal anders.“
Ein Supertalent? Als solches wird er schon von vielen in der Schachszene bezeichnet. Auch als Wunderkind. Mancher spekuliert schon auf eine ähnliche Karriere wie bei Keymer, der schon mit 14 Jahren und 11 Monaten jüngster deutscher Großmeister wurde. Schafft es Glöckler noch schneller? „Man sollte damit vorsichtig sein“, sagen Pähtz und Vökler unisono. Beide sind überzeugt, dass er Großmeister wird – aber wann und wie weit er in die Weltspitze vorstoßen kann, darüber wollen beide keine Prognose abgeben. „Das hängt von so vielen Faktoren ab, von denen aber Christian schon sehr viele erfüllt“, sagt Thomas Pähtz: „Die Frage aber wird sein, schafft er auch irgendwann den Sprung über die 2700-Elogrenze?“
Christian Glöckler, der aus einem Ortsteil von Limburg (Lahn) stammt und in der Oberliga für den Wiesbadener Schachverein 1885 in der Oberliga antritt - wo er in dieser Saison bereits am ersten Brett 5,5 Punkte aus sechs Partien erzielt hat. Eine bemerkenswerte Entwicklung in kürzester Zeit, die der bekannte Schach-Journalist Conrad Schormann auf seiner Seite „Perlen vom Bodensee“ noch einmal gut aufzeigt.
Glöckler, so sagt Bernd Vökler, „ist das erste Riesentalent, das aus dem Internetbereich kommt. Quasi ein Internationaler Meister über den zweiten Bildungsweg“. Beinahe wäre er nicht beim traditionellen Schach gelandet. Nachdem ihm sein Vater einen Lichess-Account angelegt hatte, um das Interesse des Jungen am Schach zu wecken, entdeckte der damals Achtjährige die wilde Variante “Atomic”, Atomschach. Der Vater versuchte aber gegenzusteuern und meldete ihm beim SC Königsflügel Lindenholzhausen an. Nur mit dieser Vereinszugehörigkeit durfte er an den hessischen Landesmeisterschaften teilnehmen und qualifizierte sich über den dritten Platz dort für die deutschen Meisterschaften in Willingen – wo er dann ebenfalls Vizemeister bei der U10 wurde. „Im Grunde war das erst sein zweites Turnier mit richtigen Figuren, jenseits des Online-Bereiches“, so Vökler: „Sein Talent war gleich zu sehen.“ Man könnte es also so formulieren wie Henning Geibel, ein weiterer Schachexperte: „In vier Jahren vom Schachneuling zum Internationalen Meister!“
Seine ersten beiden Normen hatte er sich 2024 kurz nacheinander erspielt - in Wachtebeke und Bremen. Er ließ sich auch nicht davon beirren, dass er beim „Weissenhaus Young Masters 2024“ und dem U25-Turnier in Berlin insgesamt wieder 70 Elo-Punkte einbüßte. „Er war erschöpft", sagt Pähtz. Sofort wurde das Pensum durch Trainer und Elternhaus reduziert, sagt Thomas Pähtz, der ihn seit 2021 trainiert, meist über Onlinesitzungen. Beim Talentschmied und dem Talent war es, wenn man so will, Begeisterung auf den ersten Blick. Vökler hatte Pähtz gebeten, Glöckler bei der Hybrid-EM 2021 in Apolda zu betreuen. „Ich habe vom ersten Moment gemerkt, wie schlau er ist. Ein Naturtalent, wenn es darum geht zu lernen“, sagt er, „das sieht man übrigens auch in der Schule, wo er eine Klasse übersprungen hat. Seine Auffassungsgabe ist der Wahnsinn.“ Was sich im Übrigen auch im Blitz- und Schnellschach zeigt. In beiden Disziplinen hat Glöckler ebenfalls bereits große Erfolge gefeiert. „Und online“, sagt sein Trainer Pähtz mit einem Lächeln, „habe ich gegen ihn keine Chance. Mit der Mouse ist er einfach extrem schnell.“
Beim Deutschen Schachbund erhielt Christian Glöckler lange eine Sonderförderung, inzwischen wird er über den Deutschen Schachbund und DSB-Sponsor Krulich Immobilien aus München sehr großzügig unterstützt, wie Vater Jens Glöckler hervorhebt. Das ermöglichst auch Zusatztraining mit GM Pawel Eljanow. Sehr schade, sagt Pähtz, sei, dass die Förderung der Weissenhaus Chess Academy eingestellt worden sei. „Christian braucht so viel Input und Förderung wie möglich. Er und Hussain Besou sind die Aushängeschilder des deutschen Schachs.“ Sein Wunsch sei es, beide einmal für Deutschland bei der Olympiade spielen zu sehen. Pähtz weiter: „Im Moment hat er einen phänomenalen Lauf.“ Der erinnert an den letzten großen Karriereschritt. 2023 wurde Christian Glöckler Deutscher Meister in der Altersklasse U12 und Doppel-Europameister in den schnellen Disziplinen Blitz und Rapid. Keine Frage, der Junge macht Tempo. (mw)
Pl. | Titel | Name | Land | Elo | Verein/Ort | Pkt. | Buch |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | GM | Thomas Beerdsen | 2511 | 7,5 | 51,5 | ||
2 | GM | Karen H. Grigoryan | 2554 | 7,5 | 49,5 | ||
3 | GM | Evgenios Ioannidis | 2484 | 7,0 | 52,5 | ||
4 | GM | Jergus Pechac | 2603 | Tj Slávia Caissa Cadca | 7,0 | 50,0 | |
5 | GM | Illya Nyzhnyk | 2569 | 7,0 | 49,5 | ||
6 | IM | Iulian Sofronie | 2380 | ACS LOGIC 64 BRASOV | 7,0 | 48,5 | |
7 | GM | Rithvik R Raja | 2522 | 7,0 | 48,0 | ||
8 | IM | Arystanbek Urazayev | 2467 | 7,0 | 46,0 | ||
9 | IM | Nicolai Kistrup | 2374 | BMS Skak | 7,0 | 46,0 | |
10 | FM | Christian Glöckler | 2334 | Wiesbadener SV 1885 | 7,0 | 46,0 | |
11 | IM | Jan Vykouk | 2478 | SK JOLY Lysa nad Labem, z.s. | 6,5 | 50,5 | |
12 | IM | Ataberk Eren | 2402 | 6,5 | 48,0 | ||
13 | IM | Georgios Gkoumas | 2438 | ????da | 6,5 | 47,5 | |
14 | IM | Juraj Druska | 2442 | Liptovská šachová škola | 6,5 | 47,0 | |
15 | IM | Alparslan Isik | 2477 | 6,5 | 46,5 | ||
16 | FM | Valentyn Prokofiev | 2420 | Sfr Wolfhagen | 6,5 | 46,0 | |
17 | IM | Jan Rubes | 2444 | Slavia Kromeriz | 6,5 | 46,0 | |
18 | IM | Agrawal Vantika | 2411 | 6,5 | 45,0 | ||
19 | IM | Christopher Noe | 2511 | 6,5 | 44,5 | ||
20 | FM | Petr Simek | 2322 | Unichess | 6,5 | 44,5 | |
21 | IM | Fabian Baenziger | 2430 | SG Luzern | 6,5 | 44,5 | |
22 | FM | Taron Shagbazyan | 2428 | 6,5 | 43,5 | ||
23 | FM | Tobias Kolb | 2410 | 6,5 | 43,5 | ||
24 | FM | Roman Dehtiarov | 2376 | 6,5 | 42,0 | ||
25 | IM | Arghyadip Das | 2350 | 6,5 | 42,0 | ||
... | ... | ... | ... | ... | ... | ... | ... |
30 | FM | Oliver Stork | 2395 | 6,0 | 47,5 | ||
34 | Jakob Weidemann | 2250 | 6,0 | 45,5 | |||
37 | FM | Jonas Gallasch | 2264 | SG Porz | 6,0 | 43,5 | |
43 | IM | Adrian Gschnitzer | 2430 | 6,0 | 42,0 | ||
47 | WGM | Fiona Sieber | 2274 | Werder Bremen | 6,0 | 37,5 | |
54 | FM | Julius Chittka | 2313 | 5,5 | 46,0 | ||
55 | GM | Hagen Poetsch | 2482 | 5,5 | 46,0 | ||
59 | FM | Simon Knudsen | 2312 | 5,5 | 44,0 | ||
65 | WGM | Hanna Marie Klek | 2289 | SF Deizisau | 5,5 | 42,5 | |
71 | Ulf Kuhn | 2091 | SK Gründau | 5,5 | 41,0 | ||
78 | FM | Christoph Frick | 2095 | 5,5 | 38,0 | ||
80 | Felix Hagenmeyer | 2077 | 5,5 | 37,5 | |||
81 | Martin Wecker | 2024 | 5,5 | 37,0 | |||
87 | Niklas Preissler | 2117 | SV Grün-Weiß Niederwiesa | 5,0 | 43,5 | ||
90 | Michael Willim | 2021 | SC Erlangen 48/88 | 5,0 | 41,5 | ||
105 | Daniil Yasmo | 2172 | Stuttgarter SF 1879 | 5,0 | 39,5 | ||
121 | Wolfgang Bunk | 2065 | SC Bavaria Regensburg | 5,0 | 34,0 | ||
125 | FM | Gerhard Lorscheid | 2168 | 4,5 | 45,0 | ||
129 | Jonas Kreutz | 2022 | 4,5 | 42,5 | |||
133 | Dr. Jens Piotraschke | 2043 | TuS Coswig 1920 | 4,5 | 39,5 | ||
134 | Benjamin Melde | 2046 | Alemania | 4,5 | 39,5 | ||
136 | Thomas Hollmann | 1994 | SG Büchenbach/ Roth | 4,5 | 39,0 | ||
141 | Phuc Nhat Nguyen | 2034 | TSG Oberschöneweide | 4,5 | 38,5 | ||
155 | Michael Braun | 2078 | 4,5 | 35,0 | |||
157 | Thomas Heyl | 1952 | 4,5 | 35,0 | |||
160 | Alicia Kovalskyy | 1902 | DSV 1854 | 4,5 | 34,5 | ||
169 | Luis Merkel | 2100 | SG Büchenbach/ Roth | 4,0 | 41,0 | ||
187 | Martin Held | 1897 | Erfurter SK | 4,0 | 35,5 | ||
192 | Aadith Ranganathan | 1725 | SC Unterhaching | 4,0 | 34,5 | ||
193 | Johannes Bertram | 1926 | Europchess | 4,0 | 34,5 | ||
197 | Jürgen Hertling | 1828 | Bergische Schachfreunde | 4,0 | 33,5 | ||
203 | Nam Tham | 2030 | 4,0 | 30,5 | |||
215 | Anton Buettner | 1880 | OSG Baden-Baden | 3,5 | 35,5 | ||
220 | Elias Gotfried | 1967 | 3,5 | 34,0 | |||
237 | Kevin Narr | 2130 | SV Stockenhausen-Frommern | 3,0 | 39,0 | ||
244 | Kurt Sulzbacher | 2016 | SG Donautal Tuttlingen | 3,0 | 35,5 | ||
247 | Simon Hartmann | 1669 | SC Landskrone | 3,0 | 34,5 | ||
251 | Dr. Wolfgang Hartmann | 1965 | SC Landskrone | 3,0 | 33,5 | ||
266 | Alexander Jesch | - | 3,0 | 26,5 | |||
283 | Daniel James Chua | 1830 | 2,0 | 31,0 |
306 Spieler
Rd. | Br. | Nr. | Titel | Gegner | Elo | Land | Erg. |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 45 | 197 | Mrozowski, Nikodem | 1924 | ![]() |
1 | |
2 | 43 | 130 | CM | Looi, Xin Hao | 2043 | ![]() |
1 |
3 | 3 | 3 | GM | Grigoryan, Karen H. | 2554 | ![]() |
½ |
4 | 11 | 5 | GM | Vetoshko, Volodymyr | 2529 | ![]() |
½ |
5 | 34 | 99 | WFM | Toroptseva, Yevheniia | 2116 | ![]() |
½ |
6 | 30 | 97 | IM | Dobrovolsky, Ladislav | 2118 | ![]() |
1 |
7 | 17 | 89 | FM | Topencik, Bruno | 2153 | ![]() |
1 |
8 | 8 | 17 | IM | Urazayev, Arystanbek | 2467 | ![]() |
½ |
9 | 8 | 19 | GM | Kraus, Tomas | 2451 | ![]() |
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