27. August 2016
Es freut mich besonders, diesen zweiten Gastbeitrag einzuleiten, denn ich fühle mich dem Autor seit fast zwei Jahrzehnten freundschaftlich verbunden. Ein großer Zufall wollte es, dass sich just der Geburtstagstermin des vorgestellten Schachmeisters einstellt …
Im Text finden sich einige Ergänzungen in [], diese sind mit Einverständnis des Autors von mir eingefügt.
Dr. Hans Ellinger (*1939) ist Jurist, lebt in Tübingen und war zuletzt Leiter der dortigen Staatsanwaltschaft. Er ist seit über 50 Jahren aktiver Schachspieler (FIDE-Meister) beim SV Tübingen 1870 e.V., war mehrere Jahre dessen Vorsitzender und ist heute dort Ehrenmitglied. Von 2005 bis 2009 war er Präsident des Württembergischen Schachverbandes, bei dem er inzwischen ebenfalls Ehrenmitglied ist.
Als Mitglied der Emanuel Lasker Gesellschaft (Berlin), der Ken Whyld Association und der ChessCollectors International, sowie des von ihm in Tübingen mitgegründeten Förderkreises Schachgeschichts-Forschung sieht er sich seit vielen Jahren auch schachgeschichtlichen und schachkulturellen Themen verpflichtet. Hans Ellinger ist Herausgeber der inzwischen auf neun Bände angewachsenen Publikationsreihe Tübinger Beiträge zum Thema Schach und widmet sich weiterhin der Pflege seiner umfangreichen Schachbibliothek.
Sein Vereinskamerad Klaus Liehr (*1959) ist Informatiker und war ihm bei der Recherche und Digitalisierung des nachfolgenden Beitrags behilflich. Schachfreund Liehr war von 2007 bis 2015 Redakteur des Württemberg-Teils bei Rochade Europa und der Schachzeitung.
Michael Negele
Conrad Woldemar Graf Vitzthum von Eckstädt ist den meisten Schachspielern wohl kaum mehr ein Begriff, seine lebenslange und lebensprägende Liaison mit dem Schach hat uns sein Zeitgenosse Paul Schellenberg in Deutschen Wochenschach, 25. Jg. 1909, 341-344, also nahezu 34 Jahre nach dem Tode des Grafen, eindrucksvoll überliefert:
… Den „alten Meistern“ einer großen Zeit darf billig auch Graf Vitzthum zugezählt werden. Von denen, die jene Zeit mit großmachen halfen und zugleich sich rühmen können, mit ihm die Klinge gekreuzt zu haben, dürfte wohl nur noch einer existieren: Meister Schallopp. Sonst wird es wenige geben, die sich seines Namens, noch wenigere, die sich seiner Persönlichkeit noch erinnern. Zu diesen letzteren aber darf sich der Schreiber dieser Zeilen rechnen, dem es vergönnt war, mit dem alten Herrn während der letzten Jahre seines Lebens – 1873 bis 1875 – sehr häufig, meist 2-3 mal wöchentlich hier in Dresden am Schachbrett zusammenzutreffen, und auf Grund dieser persönlichen Beziehung glaubt er wohl berechtigt zu sein zu dem Versuche, das Andenken an ihn wachzurufen.
Das thüringisch-meißnische Adelsgeschlecht derer von Eckstädt, so benannt nach dem thüringischen Dorfe gleichen Namens, ist bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurückzuverfolgen. Seine Glieder hatten vom Erzstift Mainz die Statthalterschaft von Thüringen als erbliches Lehen erhalten und führten die Amtsbezeichnung „vicedomini“, woraus allmählich der Familienname Vitzthum geworden ist.
Diesem uralten Geschlechte entstammt nun auch unser Meister. Über seinen äußeren Lebensgang können wir folgende authentische Mitteilung machen, die wir der Güte einer seiner Nichten, der Gräfin Sidonie Vitzthum in Dresden verdanken.
Conrad Woldemar Graf Vitzthum von Eckstädt wurde am 27. August 1802 als jüngster Sohn des Grafen Friedrich V. v. E., Majoratsherr auf Lichtenwalde und Auerswalde und der Gräfin Auguste geb. Gräfin Hopfgarten in Dresden geboren und verlebte seine Kindheit teils hier, teils auf den Gütern seiner Eltern.
Sein Vater starb einige Wochen vor seiner Geburt und seine Mutter vermählte sich einige Jahre darauf mit dem Grafen Günther von Bünau auf Dahlen.
Er studierte in Leipzig und bestand das juristische Examen mit Auszeichnung, konnte sich aber dennoch nicht entschließen in Staatsdienste zu treten. Er wurde zwar zum Kammerjunker ernannt, aber auch das Hofleben fesselte ihn nicht und er kehrte nach Leipzig zurück, um dort seinen Liebhabereien ungestört leben zu können. Sein ältester Bruder stellte ihm später sein, in der Nähe Leipzigs gelegenes Gut Schönwölkau als Wohnsitz zur Verfügung, wo er mehrere Jahre meistens einsam lebte. Die Kastellanin, ein gebildetes Fräulein, sorgte für seine Verpflegung und Unterhaltung und dazwischen machte er größere Reisen.
Da er mehrere Sprachen beherrschte, wurde es ihm leicht sich überall einzuleben, und da er viel Sinn für Kunst hatte, hielt er sich mit Vorliebe in Italien, in Paris und London auf. Die letzten beiden Jahrzehnte seines Lebens verbrachte er mit einigen Unterbrechungen in Dresden, wo er gern seine Nichten und Neffen, die Kinder seines zweiten Bruders, um sich sammelte und ihnen ein sehr beliebter Onkel war.
Einer seiner Großneffen ist der bekannte Schachspieler Peter Petrowitsch Saburoff, Sohn seiner dritten Nichte Leontine geb. Gräfin Vitzthum und Peters Alexandrowitsch Saburoff, des früheren russischen Botschafters in Berlin und Ehrenpräsidenten der St. Petersburger Schachgesellschaft, in dessen Besitz auch das von dem alten Herrn am meisten benutzte Schachspiel überging. Seine umfangreiche Bibliothek, darunter auch viele Schachwerke, befindet sich noch heute auf Schloß Lichtenwalde.
Er starb am 15. Dezember 1875 und wurde auf dem Trinitatisfriedhofe begraben; von denen, die ihm dabei im Namen des Dresdner Schachvereins, dessen Ehrenmitglied er war, die letzte Ehrung erwiesen, lebt nur noch der Schreiber dieser Zeilen.
Die schachliche Bedeutung des Grafen und seine Rolle im internationalen Schachleben seiner Zeit, läßt sich am besten erkennen, wenn man die alten Bände der Schachzeitung (Veit & Comp.) und die [ersten] beiden Jahrgänge der Hirschbachschen Deutschen Schachzeitung (1846 u. 47) durchblättert. Sicher hat er das Schachspiel schon in den 20er und 30er Jahren eifrig betrieben, von seinen Leistungen erfahren wir aber erst, nachdem die beiden Schachzeitungen begründet worden waren. (…) schreibt Herm. Hirschbach (1846 S. 248 ff.):
Die Leipziger Schachgesellschaft (es war dies eine Vereinigung von Schachfreunden ohne festeres Gefüge, aus der 1848 die „Augustea“ entstand) hat sich ein eignes Lokal angeschafft. Am meisten Leben ist durch die Rückkehr eines früheren, sehr tüchtigen Mitgliedes (des Grafen V.), das mehrere Jahre lang mit den Meistern in Paris und London gespielt hat, hineingekommen.
Es folgen dann eine Reihe von Partien und dazu heißt es:
Die schwarzen Figuren führte in allen diesen Partien Herr Gr. V., dessen die fremde Schachliteratur während seiner mehrjährigen Abwesenheit von Leipzig rühmend gedachte. Schon in früherer Zeit eins der besten Mitglieder hat damals derselbe mit uns manche, wir dürfen es sagen, Musterpartie gespielt. Er hat seitdem, durch die Praxis mit den besten Meistern des Auslandes, noch zugenommen und gegenwärtig, außer uns selbst, unter den Spielern Leipzigs keinen Gegner gefunden, der ihm im Entferntesten gewachsen gewesen wäre. (…)
Und der Jahrg. 1861 [der Schachzeitung] (S. 333) berichtet über Vitzthum beim Düsseldorfer Kongreß:
Von höchstem Interesse war jedoch das Erscheinen des rühmlichst bekannten Schachmeisters Graf Vitzthum, welcher den ganzen Tag über der Versammlung beiwohnte und durch gediegenes Spiel wie höchst liebenswürdige Persönlichkeit sich als Helden des Tages auszeichnete.
Auch später (1862–69) besuchte er mit Vorliebe die rheinischen Kongresse (Westdeutscher Schachbund) teils als Zuschauer, teils als Mitkämpfer (1864 II. Preis hinter Max Lange, I. [Preis]).
In Leipzig wurde er bald nach Gründung der „Augustea“ (1848) deren Präsident und noch 1859 finden wir ihn als solchen verzeichnet, auch war er ihr Ehrenmitglied. In dieser Leipziger Zeit entwickelte er eine überaus fruchtbare Spieltätigkeit: die beiden genannten Schachzeitungen bringen außer seinen Wettkämpfen mit Hirschbach, Pollmächer, E. v. Schmidt, O. Wigand zahlreiche Partien, die er mit öfters durchreisenden Größen wie Anderssen, Falkbeer, v.d.Lasa, Szén u.a. mit wechselndem Erfolg ausfocht; in Berlin maß er sich 1853 mit Mayet (+4, –3), Dufresne (1,1,1) und auch sonst begegnete er sich bald hier bald dort mit allen namhaften deutschen Spielern wie z.B. C. Göring, M. Lange, Minckwitz, den beiden Paulsen, Schallopp, Schwede u.a.
Am interessantesten aber war wohl sein wiederholter Aufenthalt in [Italien, so 1857 in] Rom, wo er in [Serafino] Dubois [1817-1899] einen höchst gefährlichen Gegner [angeblich in einer Serie von 45 Partien] fand, und der in Paris (1847/48), wo er im Café de la Régence mit Meistern wie Kieseritzky, Harrwitz, Kling, Sasias und auch dem „Vater“ Alexandre fast täglich in die Schranken trat. [Im Juli 1858 war Graf Vitzthum in Genua und spielte dort einige Partien mit Ignaz Kolisch (1837-1889), siehe Fabrizio Zavatarelli, Ignaz Kolisch, The Life and Chess Career, McFarland, Jefferson, NC (USA) 2015, S. 23f.] (…)
Sein Spieltypus läßt sich am besten mit dem Worte „subtil“ bezeichnen (...). Die moderne Richtung, wenn er sie noch erlebt hätte, dürfte ihm schwerlich zugesagt haben. Und so fein und elegant wie seine Spielweise war auch sein äußeres Auftreten: vornehm und gewinnend zugleich. Ich habe unzählige Partien mit ihm gespielt und auch manchen Sieg verzeichnen können, denn naturgemäß war er mit 70 Jahren nicht mehr der so schwer zu bezwingende Meister von ehedem, aber niemals habe ich an ihm eine Eigenschaft wahrgenommen, die den Gegner hätte irritieren können. Nach Schluß der Partie pflegte er in vollkommen unparteiischer Weise eine Art Kritik abzuhalten, wobei er dem Gegner, wenn er es verdient hatte, neidlos hohes Lob spendete. Ebenso gerecht urteilte er, wenn er, ein hoher Genuß für die Zuhörer, aus seinen reichen Schacherinnerungen erzählte. (…)
Hier in Dresden verkehrte er, bevor der Schachverein gegründet war, lange Zeit im Café Francais. Der Wirt war nicht wenig stolz auf den gräflichen Besuch und glaubte ihn vor anderen dadurch auszeichnen zu müssen, daß er trotz ausreichender Gasbeleuchtung regelmäßig zwei Stearinkerzen neben ihn hinstellte, obwohl diese gesteigerte Erleuchtung meist dem Gegner viel nötiger gewesen wäre. Später, als sich die besseren Spieler im Café Meißner, übrigens einer obskuren Spelunke, versammelten, siedelte auch er dahin über.
Er erschien meistens spät am Abend; man hörte seinen schlürfenden Gang schon von draußen und das einzige Wörtchen „der Graf!“ brachte Ruhe, Stimmung und Weihe über die Anwesenden: niemand wagte in seiner Gegenwart die üblichen Schachredensarten fortzusetzen. Mit einem überaus verbindlichen „Guten Abend, meine Herren“ schwenkte er beim Eintritt seinen Hut, im Sommer einen grauen, im Winter einen schwarzen Cylinder, in tiefem, elegantem Bogen und setzte sich sogleich zur Partie nieder. Dazu trank er eine Tasse Kaffee, die 2 Neugroschen (20 Pf.) kostete, aber kaum 10 Pf. wert war, die er indessen stets mit 5 Groschen (50 Pf.) bezahlte. Damit hatte er freilich für sich und seinen Partner stillschweigend das Recht erworben, die Sitzung unter Umständen bis nachts 1 Uhr auszudehnen: für dieses Lokal, wo die Türen schon um 10 Uhr geschlossen zu werden pflegten, etwas Unerhörtes!
In seinem ganzen Wesen lag etwas unwillkürlich Ehrfurchtgebietendes und wahrlich, seine Erscheinung verdient, sowohl nach seiner Persönlichkeit wie nach seinen Leistungen von der Schachgeschichte festgehalten zu werden: er war in Wirklichkeit das Urbild eines Aristokraten des Blutes und des Geistes.
Die zeitgenössische Würdigung durch Paul Schellenberg soll im Folgenden etwas ergänzt werden. Zunächst durch eine jüngst in der von der Lasa-Sammlung in Kórnik entdeckte Abbildung von einem seiner vielen Wettkämpfe mit in Leipzig durchreisenden damaligen Schachgrößen:
Tassilo von Heydebrand und der Lasa, einer der stärksten Spieler seiner Zeit, am Schachbrett in der Leipziger „Augustea“ im Juli 1853. Sein Spielpartner auf der Rechten ist „Augustea“-Präsident Graf Conrad Woldemar Vitzthum von Eckstädt, die Kiebitze sind Karl Julius Simon Portius (1797–1862; vorne) und vermutlich der „Augustea“-Vicepräsident Julius Beygang (scherzhaft „der Dicke“ genannt; hinten).
Andere Vorschläge zur Identität des „vierten Mannes“ sind Her(r)mann Hirschbach (1812 - 1888), bzw. der früh verstorbene Her(r)mann Pollmächer (1826-1862), beides, wie im Text erwähnt, Spielpartner von Graf Vitzthum.
Welche Spielstärke wies der Graf tatsächlich auf?
Bekanntlich lässt sich die Spielstärke der alten Meister in Elo-Zahlen zurückrechnen. Danach hat der Graf zu seinen besten Zeiten eine Elozahl von 2294 und damit nahezu FIDE-Meister-Niveau erreicht.
Hingegen ist die schachtheoretische Bedeutung Vitzthums heutzutage nur noch von historischem Interesse. Die von ihm eingeführte und später Sarrat/Vitzthum benannte Variante im Schottischen Gambit fand anfänglich große Bewunderung, wie deren Analyse in der Schachzeitung, 13. Jg. 1858, 209 f. durch Max Lange zeigt:
6. Dd1-h5 Dd8-f6 „Diese von Herrn Graf Vitzthum zu Leipzig in die Praxis eingeführte Fortsetzung kann zu überraschenden Angriffen Gelegenheit bieten, welche von jenem genialen Meister zunächst mit 7. f2-f4 d7-d6 8. h2-h3 0-0 9. 0-0 Lc8-e6 10.Lc4-d3 Df6-g6 weiter eingeleitet werden.
In einer gegen H. Pollmächer (vgl. Wiener Schachzeitung [1855], S. 57) gespielten Partie geschieht nun 11. Dh5-e2, wodurch dem Nachziehenden der Angriff überlassen wird:
11. Dh5-e2 f7-f5 12. Sg5xe6 Dg6xe6 13. Kg1-h1 f5xe4 14. Sb1-d2 d6-d5 15. Sd2xe4 Ta8-e8 16.Tf1-e1 Sh6-f5 17.Kh1-h2 De6-g6 18.g2-g4 d5xe4 19. Ld3-c4+ Kg8-h8 20. g4xf5 Dg6xf5 21. De2-g2 e4-e3 22.Te1-f1 Lc5xd6 23. Lc4-d3 Ld6-f4+ 24.Kh2-h1 Df5-e5 25.c2-c3 Lf4-h2 26.Tf1-f8+ Te8xf8 27.Dg2xh2 De5-e6 28.c3xd4 Tf8-f2 29. Dh2-g3 Sc6xd4 30.Dg3xe3 und Schw. (H. Pollmächer) giebt ein brillantes Matt in drei Zügen.
Weit stärker erscheint deshalb im elften Zuge der Damentausch, um im nächstfolgenden Zuge den Angriff mit 12. f4-f5 fortsetzen zu können. Man findet dieses Manöver mit Erfolg in einer zu Leipzig gegen H.P. von uns [Max Lange] gespielten Partie (vergl. Sammlung neuer Schachpartien, 1857, S. 108-109) angewendet. (…)“
Alsbald zeigte sich jedoch, dass Schwarz den von Weiß geopferten Bauern bei richtigem Spiel behaupten und in Vorteil kommen kann, sodass diese Variante nach kurzer Zeit ihre Bedeutung in der Schachpraxis wieder verlor. Heutzutage findet sie in der Eröffnungsliteratur – wenn überhaupt – nur noch marginal (und ohne Namensnennung) Erwähnung und wird eigentlich nicht mehr gespielt.
Es folgt je eine Gewinn- und Verlustpartie des Grafen, sodass sich der geneigte Leser ein eigenes Bild von seiner Spielstärke verschaffen kann:
Die Grabstätte des Schachmeisters auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden existiert noch heute. Sie wird derzeit zusammen mit drei weiteren Familiengräbern mit privaten Spenden (der Familie) und städtischen Mitteln restauriert.
Der Leipziger Hans Minckwitz hat im Jahr 1895 folgendes „Ad memoriam“ verfasst[1]:
Vor einigen Monaten machte durch die Tageszeitung die Nachricht die Kunde von dem im 77. Lebensjahre erfolgten Abscheiden des K.u.K. Wirklichen Geheimen Rathes Karl Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt, Excellenz, Ritter vieler Orden, bekannter Diplomat u.s.w.
Dieser Todesfall ruft uns in das Gedächtnis zurück das Angedenken an den bereits vor 20 Jahren dahingeschiedenen, in den Schachkreisen hoch beliebt gewesenen Schachmeister dieses Namens, einer durch besonders feine Bildung, Liebenswürdigkeit und äussere Erscheinung ausgezeichneten Persönlichkeit. Der Zufall führte uns vor einiger Zeit gelegentlich einer Pietätserweisung auf dem Trinitatiskirchhofe zu Dresden durch einen der Gänge daselbst, und hier traf unser Auge auf den Namen des genannten hochadeligen Geschlechts. Wir traten näher an das eisenumränderte Viereck und lasen folgende Inschrift:
Conrad Woldemar Graf Vitzthum v. Eckstädt
Psalm 91, 16.
Geboren 27./VIII. 1802 Gestorben 15./XII. 1875
Daneben befindet sich das Grab eines Kindes:
Georg Friedrich Graf Vitzthum Geboren 21./I. 1853 Gestorben 4./XI. 1853
mit der Inschrift: ‚Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich.‘
Sodann noch das Grab einer Jungfrau:
Caecilie Erdmuthe Gräfin Bünau von Dahlen[2]
Geboren 24. III. 1808 Gestorben 16. I. 1824
Hierzu eine herrliche Inschrift:
‚Sie war zu schön und gut für diese Welt, hatte irdische Vollkommenheit schon erreicht: darum ward ihr so früh der Ruf zur Verklärung.‘
Ausserdem enthält das Grabviereck ein gevierteltes Wappen mit Grafenkrone (im Reif je 1 schwarze Spitze zur Rechten und Linken, getrennt durch 3 Rauten, bzw. weisse (?) Rauten oder waagrecht liegende Wecken), die 4 Viertel des Schildes:
2 halbweiss, halbroth, und 2 roth mit je 1 Linie. Dies ist die poesievolle Ruhestätte des silberhaarigen Schachveteranen, der in den sechziger und siebziger Jahren unseres Jahrhunderts gar oft die deutschen Schachkreise durch seine Besuche erfreute und durch seine so sinnreiche und geistvolle, wie meisterhafte Spielweise oftmals einen zahlreichen Zuschauerkreis fesselte ... .
Hans Ellinger
Abschließend sei von mir [MN] als Ergänzung zur Familiengeschichte der Grafen Vitzthum von Eckstädt der nachfolgende Link beigesteuert. Den historischen Domplatz in Naumburg habe ich vor wenigen Wochen selbst besucht und in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Haus Domplatz Nr. 6 eine wunderschöne Schachsammlung besichtigt. Damit begänne aber eine ganz andere Geschichte … www.dr-bernhard-peter.de/Heraldik/Galerien2/galerie1575.htm
Unsere beiden Umfragen zur Zukunft der schachhistorischen Kolumne haben wir bis zum 15. September 2016 verlängert. Unabhängig vom Ergebnis wird es natürlich weiter Beiträge zur Schachgeschichte geben. In Planung meinerseits ist ein Beitrag zum wunderschönen und liebevoll gepflegten Schachmuseum in Löberitz und ein Beitrag zu den Ingo-Zahlen, die nach 1990 von den DWZ abgelöst wurden. Darüberhinaus ergänzen wir natürlich unsere Website mit historischen Dokumenten, wie das zuletzt mit den Kongressprotokollen und der Zeitschrift Schach Intern geschah.
Frank Hoppe
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// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21262
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