9. Juni 2011
Meine lieben Schachfreundinnen und Schachfreunde, der 101. Kongress des Deutschen Schachbundes hat mich am Samstag vergangener Woche in Bonn beauftragt, den DSB die nächsten beiden Jahre als Präsident zu führen. Für dieses Vertrauen möchte ich mich ganz herzlich bei allen Mitgliedern unseres Verbandes bedanken! Ich werde mich mit Herz und Verstand bemühen, dem DSB zusammen mit meinen Mitstreitern, zu denen ich auch den alten Präsidenten und neuen Ehrenpräsidenten Prof. Dr. Frh. Robert von Weizsäcker zähle, neues Selbstbewusstsein zu geben.
Die vielen ermutigenden Reaktionen der letzten Tage bestätigen mir nachhaltig eine Aufbruchsstimmung, die wir jetzt gemeinsam nutzen müssen. Daran haben auch die ausgeschiedenen Vizepräsidenten und Referenten positiv mitgewirkt! Der Kongress hat viel Neues und Überraschendes gebracht, aber auch manche persönliche Enttäuschung hinterlassen, wofür ich Verständnis habe. Deshalb werde ich mich dazu im Laufe der nächsten Woche an dieser Stelle gesondert äußern.
Das Tagesgeschäft hat mich schon am ersten Tag nach der Wahl eingeholt. Es stehen dringende Entscheidungen an, darunter auch solche, die nicht einstimmige Zustimmung erfahren werden. Das neue Präsidium erwartet, dass persönliche Angriffe von Kader- und Nationalspielern in der Öffentlichkeit und im Internet gegen gewählte Ehrenamtliche und gegen Angestellte des DSB ab sofort unterbleiben. Im Gegenzug bieten wir Gesprächsbereitschaft und offene Verhandlungspositionen in allen strittigen Fragen an. Kritik, selbst unbequeme, erbitten wir jedoch zunächst in den zuständigen Gremien, damit das neue Präsidium eine faire Chance hat, befriedigende Lösungen anzustreben, bevor das Ansehen des Deutschen Schachbundes und damit unserer Sportart in der Öffentlichkeit beschädigt wird.
Eine große Herausforderung sehe ich im Spagat zwischen Spitzensport und Breitensport. Beides gehört untrennbar zum Deutschen Schachbund! Zahlreiche Diskussionen dazu sind bereits am Laufen. Die inhaltliche Ausrichtung des DSB wird ein Schwerpunktthema der kommenden Monate sein. Bis zum Hauptausschuss im Herbst dieses Jahres werden wir an der Vorbereitung eines Verbandsprogramms arbeiten, das dann mit den Landesverbänden diskutiert und nach Ausreifung verabschiedet wird.
Und selbstverständlich wird bis dahin auch Schach gespielt. Es ist unser Ziel, auf der kommenden Europameisterschaft im November in Griechenland mit den wirklich stärksten Mannschaften sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern anzutreten. Keineswegs sind wir nämlich daran interessiert, dass der Deutsche Schachbund in der Zweitklassigkeit verschwindet! Doch nicht um jeden Preis, denn Solidarität der Basis mit unseren Spitzensportlern und wertschätzender Umgang zwischen Spielern und Funktionären sind Grundwerte, auf die wir nicht verzichten wollen!
Gens una sumus - versuchen wir in diesem Sinne künftig eine gemeinsame Sprache zu sprechen!
Herzlichst,
Herbert Bastian
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 8232