14. August 2011
In der Zeit vom 13. – 14. August fand im Hotel Schlossgarten in Gladenbach die diesjährige Deutsche Frauen-Einzelmeisterschaft im Blitzschach statt. Insgesamt 21 Teilnehmerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet spielten im Modus "Jede gegen Jede" mit Hin- und Rückrunde ihre diesjährige Blitzschachmeisterin aus. Blitzschach bedeutet, dass jede Spielerin für die gesamte Partie nur 5 Minuten Bedenkzeit zur Verfügung hat. Mithin dauert eine solche Schachpartie maximal 10 Minuten, in denen jede Spielerin eine Vielzahl von Entscheidungsprozessen treffen musste und diese durch die Veränderung der Figurenkonstellation auf dem Brett realisierten.
Die Partiestellungen veränderten sich teilweise im Sekundentakt oder manchmal sogar noch schneller. Die Topfavoritin Jessica Schmidt (ehemals Offenbach, nunmehr Karlsruhe) setzte sich in überzeugender Manier durch. Mit 36 von 40 möglichen Punkten dominierte sie das Teilnehmerfeld. Ihre hartnäckigste Verfolgerin, Titelverteidigerin Alina Rath (Berlin–Tegel), erreichte 33 Punkte und sicherte sich damit den 2. Platz. Bis zur 11. Partie in der Rückrunde dauerte das Kopf-an-Kopf-Rennen, bis es zum direkten Aufeinandertreffen kam, in der Jessica Schmidt mit Weiß gewinnen konnte und den entscheidenden Punktvorsprung erspielte, der ihr schlussendlich die Meisterschaft sicherte. Da Alina Rath noch gegen eine deutlich niedriger platzierte Gegnerin eine weitere Partie verloren geben musste vergrößerte sich ihr Rückstand auf Jessica Schmidt auf insgesamt drei Punkte.
Der Kampf um Platz 3 und 4 verlief bis zur letzten Runde dramatisch und musste schlussendlich durch das einberufene Turniergericht entschieden werden.
Was war geschehen?
Heike Vogel hatte in einer Partie (Rückrunde; 4.Runde) verloren und das Ergebnis wurde von der Turnierleitung fälschlicherweise als gewonnen in die Tabelle übernommen. Dies war zunächst keiner Spielerin aufgefallen, obwohl die Ergebnisse über Beamer jeder Spielerin nach Rundenende vorlagen. Auch die Nachfrage der Turnierleitung nach jeder Runde, ob die Ergebnisse richtig übernommen seien, wurde zu diesem Zeitpunkt von keiner Spielerin bemängelt.
Nach Beendigung der letzten Runde und dem Ausdruck der "Kreuztabelle" aus der ersichtlich ist wer gegen wen mit welchem Ergebnis gespielt hatte wurde festgestellt, dass Heike Vogels Ergebnis aus der Rückrunde (4. Partie) offensichtlich falsch eingetragen worden war. Der Schiedsrichter Joachim Gries entschied, dass das Ergebnis in der Tabelle zu ändern sei und daher nicht Heike Vogel (nunmehr 29 Punkte), sondern Jewgenija Leweikina (29,5 Punkte) den 3.Platz erreicht habe.
Das Turniergericht musste einberufen werden, da Heike Vogel gegen diese Entscheidung Protest einlegte. Sie argumentierte, dass es nicht korrekt sei, das Ergebnis zu korrigieren, da das Turnier beendet sei und jemand nicht erst nach fast 15 Runden einen Fehler monieren könne. Das Turniergericht setzte sich zusammen und fällte die Entscheidung, dass die sportliche Platzierung (J. Leveikina 3., H. Vogel 4.) greifen müsse, der Geldpreis für den 3. Platz solle in beiderseitigem Einvernehmen geteilt werden, was die beiden Spielerinnen bereits vorgeschlagen hatten. Der Turnierleitung wurde nahegelegt bei kommenden Turnieren nach jeder Runde die aktuellen Ergebnisse der laufenden Runde auszudrucken und auszuhängen, damit eventuelle Fehler zeitnäher korrigiert werden können.
Insgesamt waren die Teilnehmerinnen mit der Meisterschaft und der Organisation sehr zufrieden.
Für die im August 2012 anstehende "Offene Deutsche Frauen Einzelmeisterschaft" haben einige der Spielerinnen bereits ihr Kommen angekündigt, denn:
"Gladenbach ist eine Reise wert!"
Joachim Gries
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 8339