4. Juli 2017
Die Schachgemeinschaft Löberitz wurde am 14. Juni 1871 noch unter dem Namen „Löberitzer Schachclub“ gegründet. Die damit begründete Tradition blieb, modifiziert in den jeweils herrschenden Gesellschaftssystemen bis zum heutigen Tag erhalten.
Seit 1986 erinnert der Traditionsverein jedes Jahr am letzten Juniwochenende mit den „Löberitzer Schachtagen“ an das Ereignis dieser Vereinsgründung. Kurz: Ein Verein feiert mit Freunden seinen Geburtstag. In diesem Jahr ist es immerhin schon der 146. Gründungstag!
In Anwesenheit von Vereinspräsident Andreas Daus, LSV-Präsident Andreas Domaske, der Ortsbürgermeisterin Heidemarie Funke, der Ehrenmitglieder IM Heinz Liebert, WIM Constanze Jahn, Dr. Martin Schuster, Uwe Bombien und Thomas Richter sowie der Internationalen Meisterin und Buchautorin Dr. Antje Göhler aus Berlin, eröffnete Organisationsleiter Konrad Reiß pünktlich 17.00 Uhr die 32. Löberitzer Schachtage 2017.
Der „Löberitzer Schachclub“ war um 19.30 Uhr bis auf den letzten Platz gefüllt, als die beiden Herausgeber und Autoren WIM Dr. Antje Göhler und Konrad Reiß das zum 170. Geburtstag des Schachliteraten Reinhold Schmidt herausgegebene Buch „Reinhold Schmidts Schachgeschichten - Das Werk eines fast vergessenen Schachliteraten“ mit einer Buchlesung vorstellten. Gast war auch die MuR Brigitta Weber, Leiterin des Heimatmuseums Zörbig und in diesem Falle auch Vertreterin des Zörbiger Bürgermeisters Rolf Sonnenberger. Konrad Reiß führte in die Thematik ein und stellte die Grundidee des Buches vor, ehe Antje Göhler mit Ausführungen zu Schmidts Biographie fortsetzte. Josephine Reiß trug den gereimten Lebenslauf von Schmidt vor, bevor Antje Göhler zu einer der im Buch veröffentlichten Geschichten überleitete. Es handelte sich um das Schachgeschichtchen „In der eigenen Schlinge gefangen“, welches von Victoria Reiß vorgetragen wurde. Antje Göhler folgte mit der „Geschichte zur Geschichte“. Hier erläuterte sie Entstehung und Bedeutung der Geschichte und zeigte im Wechselspiel mit Konrad Reiß, der die Zugfolge am Demonstrationsbrett vorführte, die Lösung des Schachproblems. Auch verwies sie auf das Ursprungsproblem des Salvio.
Nachfolgend kurz zum Inhalt des Buches: Wer sich für die „gute alte Zeit“ des ausgehenden 19. Jahrhunderts interessiert, für spannende Geschichten aus der Welt des Schachspiels oder vielleicht auch noch für das Lösen von Schachproblemen, der wird Freude an diesem Buch haben. Das Buch enthält alle bekannten Geschichten des Zörbiger Schachautors Reinhold Schmidt, die erstmalig an einem Ort zusammengefasst wurden. Es sind humorvoll angelegte Texte, die zwischen 1880 und 1889 in den unterschiedlichsten Publikationen in Deutschland, Österreich und sogar in Großbritannien veröffentlicht wurden. Sie sind immer verbunden mit einer oder mehreren Schachaufgaben.
Herausgeber und Autoren der begleitenden Texte sind die Internationale Schachmeisterin und promovierte Germanistin Antje Göhler aus Berlin und der Leiter des Löberitzer Schachmuseums Konrad Reiß. Mit zum Team gehören der während der Planungsphase leider verstorbene FIDE-Meister für Schachkompositionen Fritz Hoffmann aus Weißenfels und die Schachkünstlerin Elke Rehder aus Hamburg-Barsbüttel. Geleitworte von den Großmeistern Dr. Helmut Pfleger aus München und Dr. Robert Hübner aus Köln bereichern die Publikation.
Das Buch enthält die Schachnovelle „Der Letzte Zug“, die Schachgeschichte „Geheilte Wettlust“ und deren Vorgängerversion „Eine Schach-Wette“, das Schachgeschichtchen „In der eigenen Schlinge gefangen“, die Schachanekdote „Wenn Sie die Sache verstehen!“, die Schachhumoreske „Ein Tag aus dem Leben eines Problem-Komponisten“, den Schachkalauer „Missgeschick eines Schachredakteurs“ und die Erzählung „Ein Spießrutenlauf“. Zu den eigentlichen Geschichten folgen die Hommage „Eine Schach-Träumerei“ an den Generalsekretär des Deutschen Schachbundes Hermann Zwanzig, eine Buchbesprechung zu „Gustavus Selenus“, weiterhin einen Reisebericht mit dem Titel „Schachfahrt nach Ströbeck“ und die Rückbesinnung „Zur Erinnerung an Rudolf von Bilguer“ als Würdigung zu dessen 50. Todestag im Jahre 1890. Weiterhin wird in dem Beitrag „Mit dem großen Tarrasch zum Sieg“ über eine Beratungspartie, die in die Geschichte einging, berichtet und es wird in „Der Turnierspieler Reinhold Schmidt“ die einzig überlieferte Partie vom 12. Bundeskongress des Saale-Schachbundes gegen Paul Lipke gezeigt. Alle diese Geschichten werden durch begleitende und erklärende Texte unterstützt.
Im Aufsatz „Der Schachjournalist Reinhold Schmidt“ dokumentieren einige von Schmidt für seine Heimatzeitung „Zörbiger Bote“ verfasste Zeitungsartikel das Schachgeschehen und die Schreibweise der damaligen Zeit.
Enthalten sind am Ende des Buches eine Biographische Notiz, Berichte über Quellen und Fundstellen, über Stil und Zeitgeist der Schachprobleme (von Fritz Hoffmann) sowie zu Schmidts universelle Lebensleistung (von Elke Rehder), und schlussendlich ein umfangreiches Literaturverzeichnis.
Das mit sechs Mannschaften besetzte 32. Kindermannschaftsturnier gewann überlegen im Rundensystem die Mannschaft von CFC Germania Köthen I vor dem SV Horst Emscher 31 und Gastgeber Schachgemeinschaft 1871 Löberitz. Damit beteiligten sich mehr Mannschaften als im Vorjahr.
Das Turnier wurde in bewährter Weise von Dr. Martin Schuster geleitet. Ihm zur Seite standen Uwe Bombien und Ronny Trojahn.
Der Pokal des abschließenden Mannschaftsblitzturniers am Sonntag, dem 26. Juni, an dem leider nur 10 Mannschaften teilnahmen, wurde klar im Rundensystem von den beiden Löberitzer Mannschaften beherrscht. Schlussendlich haben die Routiniers der I. Mannschaft um Lichtgestalt Holger Pröhl bei Punktgleichheit knapp mit einem Plus von 1,5 Mannschaftspunkten gewonnen. Löberitz II hielt gut mit und wurde Dustin Richter uneigennützig unterstützt. Der 3. Rang ging an SV Horst Emscher 31.
Unsere langjährigen Freunde aus dem Ruhrgebiet nahmen mit vier (!) Mannschaften am Turnier teil. Dafür noch einmal an dieser Stelle ein dickes Lob. Sie füllten die leeren Plätze der Nachbarvereine wie SK Dessau 93, CFC Germania Köthen, Chemie Bitterfeld, Chemie Wolfen oder VfL Gräfenhainichen. Aber auch andere Vereine aus unserem Bundesland blieben dem Turnier fern. Doch es wurde auch so ein interessantes und spannendes Turnier. Da hatte es Reyk Schäfer als Schiedsrichter umso leichter.
Nun sind die 32. Löberitzer Schachtage ein Teil der jüngeren Schachgeschichte. Alles hat bei optimalem Wetter geklappt.
Im Namen des Vereinsvorstandes Andreas Daus, Rebekka Schuster und Dr. Martin Schuster
Konrad Reiß, Turnierleiter
Löberitz, am Beginn des 147. Jahres nach der Vereinsgründung
(Redaktionell gekürzt um den Landespokal Sachsen-Anhalt, die Löberitzer Blitzmeisterschaft und alle Tabellen. Im Anhang finden Sie das komplette Text- und Bildmaterial)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22111