10. Juni 2025
Die wichtigste Botschaft ist klar: Es müsse mehr getan werden für den Leistungssport als zuletzt. Vor allem der Sparzwang beim Deutschen Schachbund hat die Athletinnen und Athleten stark betroffen. Auf die Fragen von Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit antworteten WGM Josefine Heinemann und GM Matthias Blübaum ohne Scheu - sehr offen, auch kritisch. Die als Aktivensprecherin kürzlich einstimmig von den Kaderathletinnen wiedergewählte Heinemann hat bereits zwei Jahre Amtserfahrung - und entsprechend einen größeren Wissensschatz in diesem Bereich als ihr männliches Pendant Matthias Blübaum, der das Amt von GM Rasmus Svane übernommen hat. Aber eines wird klar, und das weiß man auch in der Schachszene: Die beiden sind zwei kritische Stimmen, die auf Gehör im Präsidium drängen.
Josefine, Glückwunsch zur Wiederwahl. Warum hast Du Dich – im Gegensatz zu Rasmus Svane – entschieden, Aktivensprecherin zu bleiben?
(lacht) Rasmus war bereits vier Jahre im Amt, ich erst zwei... Die zeitliche Zusatzbelastung, die der Posten mit sich bringt, ist gut mit meiner aktuellen Lebenslage vereinbar - daher sah ich keinen Grund, mich nicht wieder zur Wahl zu stellen.
Versuche mal, Deine Rolle zu beschreiben: Wie sah das Amt, der Job, in den vergangenen zwei Jahren aus? Schnittstelle zwischen Aktiven und Präsidium – das klingt erstmal etwas abstrakt…
Meine Hauptaufgabe ist es, die Kaderspielerinnen in der Kommission Leistungssport zu vertreten. Dort geht es um alle Themen, die den Leistungssport betreffen - Förderung, Trainingsmaßnahmen und vieles mehr. Bei einigen Themen ist das sehr leicht, weil wohl alle Spielerinnen sehr ähnliche Interessen verfolgen, bei anderen Themen gehen die Meinungen auch bei den Spielerinnen mal auseinander - da ist es dann wichtig, einen guten Mittelweg zu finden. Die letzten zwei Jahre wurden Rasmus und ich auch regelmäßig zu den Präsidiumssitzungen eingeladen, die wir abwechselnd besuchten.
Hand aufs Herz: Die Teilnahme an Präsidiumssitzungen – eher spannend, oder auch bisweilen ermüdend?
Mal so, mal so. Einige Themen sind natürlich recht langweilig, weil sie mich so gar nicht betreffen und ich da auch keine große Meinung zu habe. Aber Einblicke in das große Ganze zu bekommen ist hilfreich und auf jeden Fall eine gute Sache. Natürlich werden dort auch viele Themen besprochen, die für uns nicht so relevant sind, da halten wir uns dann einfach zurück. Dennoch ist es auch da interessant, einen kleinen Einblick in andere Vorgänge im DSB zu bekommen. Wenn es konkret um den Leistungssport geht, werden wir natürlich auch nach unserer Meinung und unseren Wünschen gefragt - manchmal wurden die erfüllt, manchmal nicht. Im Vergleich zur Vergangenheit ist es aber ein sehr großer Fortschritt, dass wir überhaupt eingebunden werden.
Hast Du Dich mit Matthias Blübaum schon ausgetauscht? Womöglich über gemeinsame Ziele, die Ihr verfolgen und erreichen wollt?
Wir haben noch nicht darüber gesprochen, es ist aber sicher in unserem beider Interesse, dass wir wieder höhere Zuschüsse anstreben. Was andere Themen angeht, werden wir das später sehen.
Ja, die Zuschüsse für den Leistungsbereich… Die letzten beiden Jahre waren beim DSB sehr geprägt vom Sparzwang – wie hast Du diese Zeit aus Athletensicht erlebt?
Gerade bei den Turnierzuschüssen hat man die Sparmaßnahmen schon sehr stark gespürt, was bei den Frauen auch dazu geführt hat, dass die Europameisterschaft sehr schlecht besucht war. Wir hoffen, dass das in Zukunft wieder besser wird.
Was erwartest Du vom neuen Präsidium?
Nachdem die Finanzen inzwischen wieder besser aussehen, hoffe ich natürlich, dass wir auch im Leistungssport wieder mehr Gestaltungsfreiheit bekommen. Für uns ist es natürlich auch wichtig, dass wir bei der Suche nach einem Bundestrainer schnell erfolgreich sind.
Was war in diesen zwei Jahren Dein größter Erfolg im Amt?
Ehrlich gesagt hat sich in den letzten zwei Jahren nicht besonders viel getan, ich hoffe das wird in den nächsten zwei Jahren besser.
Es ist ja viel im Sport die Rede vom „mündigen Athleten“. Haben wir die zahlreich beim DSB? Und wenn ja: Wird Eure Stimme gehört?
Gerade in den Spitzenkadern sind die meisten ja schon sehr lange dabei und haben somit ihre Meinungen. Die wollen wir natürlich auch nicht verstecken und ich trage sie an das Präsidium und die Kommission Leistungssport heran. Gehört werden unsere Stimmen also auf jeden Fall - was im konkreten Fall damit passiert, ist unterschiedlich. Es gab in den letzten zwei Jahren einige Anlässe, bei denen ich den Eindruck hatte, dass wir erst nach unserer Meinung gefragt wurden, nachdem eine Entscheidung getroffen wurde - dann kann man sich das natürlich auch sparen. Im Allgemeinen habe ich aber den Eindruck, dass die Stimme der Sportler in den letzten Jahren wichtiger geworden ist.
Matthias, um ehrlich zu sein: Wir vom Team Öffentlichkeitsarbeit waren ein bisschen überrascht. Es machte der Scherz die Runde: Wurde wirklich der Aktivensprecher gewählt - oder der Aktivenschweiger?
(schmunzelt) Meines Wissens nach muss der Aktivensprecher die Interessen der Kaderspieler üblicherweise nicht unbedingt gegenüber dem Team Öffentlichkeitsarbeit vertreten, insofern kann ich bei solch kreativen Fragen dem Team Öffentlichkeitsarbeit gegenüber gerne ein Aktivenschweiger sein.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Du dieses Amt übernommen hast? Du hast vermutlich wenig Zeit – und es ist ein Ehrenamt…
Ich glaube, es ist kein allzu großes Geheimnis, dass dieses Amt unter den Kaderspielern nicht über die Maßen begehrt ist - letztendlich habe ich mich bereit erklärt zu kandidieren.
Das Amt ist die Schnittstelle zwischen Aktiven und Präsidium. Wie wichtig – und auch mächtig - ist aus Deiner Sicht diese Funktion?
Es ist natürlich schon wichtig, die Sicht der Kaderspieler dem Präsidium gegenüber zu vertreten. Allzu mächtig ist die Funktion allerdings, glaube ich, nicht.
Die letzten Jahre waren sehr von Sparmaßnahmen im Leistungssportbereich geprägt. Wie siehst Du das? Und muss sich hier etwas ändern?
Ja, das haben auch wir Kaderspieler natürlich spüren müssen in den letzten Jahren. Offensichtlich wäre es wünschenswert, wenn im Bereich Leistungssport nicht mehr so viel gespart werden müsste - aber letztendlich hängt das ja von der Finanzsituation des DSB ab.
Noch ein Wort zu Deinem Vorgänger: Wie hat es Rasmus gemacht? Was war gut – und was willst Du vielleicht noch besser machen?
Rasmus hat definitiv einen sehr guten Job gemacht und ich glaube nicht, dass man da etwas besser machen kann.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36698