2. Januar 2012
Das zurückliegende Jahr war für den Deutschen Schachbundes in seiner 134-jährigen Chronik eines der erfolgreichsten - siehe dazu auch der Beitrag Zeit der Veränderung von DSB-Präsident Herbert Bastian. Dazu hat ganz fraglos auch Marc Lang mit seinem spektakulären Blindschach-Simultan-Weltrekord beigetragen, den der 42-jährige FIDE-Meister am 27. November 2011 um Punkt 6:59 Uhr in Sontheim an der Brenz aufstellte. 34,5:11,5 (+25, =19, -2) lautete das Ergebnis, mit dem er die bisherige Bestmarke den legendären Miguel Najdorf vom 24./25. Januar 1947 verbesserte. Es war der älteste Rekord der Schachgeschichte. Für uns Grund genug, mit dem „Blindsimulanten“, wie er sich selbst gern nennt, ein ausführliches Gespräch zu führen.
Der erste professionelle Psychologe, der dem Schach seine Aufmerksamkeit zuwandte, war Alfred Binet (1857-1911), Direktor des Pariser Instituts für Experimentalpsychologie. Der Pionier der Intelligenzforschung untersuchte Probleme der Psychologie des Gedächtnisses und bemühte sich, die Gesetzmäßigkeiten des Einprägens von verwickelten Sachverhalten zu klären. Im Jahre 1892 wandte sich Binet mit einer Umfrage, die 14 Punkte umfasste, an bedeutende Schachmeister der damaligen Zeit. Von 62 Spielern erhielt er Antworten. Die Umfrage bezog sich vorwiegend auf das Blindspiel. Doch ergab die Auswertung der Antworten viel Wertvolles auch für das Verständnis des Gedächtnisses und Denkens von Schachspielern.
Lassen sie uns die beiden einleitenden Fragen überspringen, weil Sie ja als FIDE-Meister ohne Ansicht des Brettes spielen können und das bei Ihrem Weltrekord mit 46 gleichzeitig absolvierten Partien in hervorragender Weise nachgewiesen haben.
3. Wie ist Ihr Gedächtnis gewöhnlich? Sind Sie ein guter Mathematiker? Sind Sie gut im Kopfrechnen?
Mein Gedächtnis ist insgesamt wohl ganz normal. Es gibt Dinge, die ich mir ganz gut merken kann, beispielsweise Schachpartien :-), aber auch Musik, Zahlen oder Texte. Große Schwächen habe ich dagegen mit Namen. Beispielsweise leitete ich am örtlichen Gymnasium ein Jahr lang die Schach-AG und wusste am Ende des Schuljahrs nur von bestenfalls drei Kindern, wie sie hießen.
Kopfrechnen...na ja, als Kind war ich mal ganz gut darin, aber seitdem ich legal einen Taschenrechner benutzen darf, habe ich da sehr stark abgebaut :-).
4. Wie vergegenwärtigen Sie sich die Position beim Blindspiel? Wie rufen Sie sich eine Position beim Übergang von einer Partie zu einer anderen ins Gedächtnis zurück?
Im Idealfall muss ich gar nichts tun - die eine Partie verschwindet, während die andere ungefragt "aus dem Dunkel" auftaucht. Manchmal "fallen" beim Übergang jedoch eine oder mehrere Figuren (meist Bauern in den Randzonen) "herunter", so dass man bisweilen den Partieverlauf im Kopf noch einmal nachspielen muss, um ganz sicher zu gehen, dass man auch wirklich die richtige Stellung vor sich hat.
5. Stehen Brett und Figuren so wie in der Wirklichkeit vor Ihrem geistigen Auge?
Nein, weder Brett noch Figuren sind sonderlich konkret und würden sich vermutlich selbst nicht wiedererkennen. Eigentlich hat die ganze Position keine richtige Gestalt. Das Brett ist mehr eine helle, quadratische Zone und die Steine wie leuchtende Punkte darauf. Ich könnte die Figuren auch nicht optisch unterscheiden, sondern habe sie in ihrer Funktion abgespeichert, d.h. ich "sehe" nicht, dass auf d1 eine weiße Dame steht, sondern ich weiß es einfach.
6. Stellen Sie sich das Brett als Ganzes oder einen Teil des Brettes vor?
Es ist als Ganzes zu sehen, aber wenn sich das Geschehen z.B. gerade nur am Damenflügel abspielt, schaltet der Hausmeister am Königsflügel schon manchmal die Brettbeleuchtung auf Dämmerlicht.
7. Stellen Sie sich die Farbe der Figuren vor?
Nein, die Figuren haben weder Farbe noch Gestalt und auch keine blauen Augen.
8. Stellen Sie sich die Farbe der Felder vor?
Normalerweise nicht, aber manchmal geschieht das auf geisterhafte Weise tatsächlich, dass die Felder plötzlich von einer Sekunde auf die andere "eingefärbt" werden. Meist sind dann die hellen Felder gelb und die dunklen grün; eigenartigerweise genau die Farben, die mein allererstes Schachbrett als Kind hatte.
9. Stellen Sie sich die äußere Form der Figuren vor?
Nein.
10. Stellen Sie sich die Gestalt des Brettes vor?
Abgesehen von der spontanen Farbmetamorphose (siehe Frage 8) ist das Brett eher etwas ganz Abstraktes.
11. Verbindet sich in Ihrem Kopf die äußere Form der Figuren mit ihrer räumlichen Verschiebung?
Sie kommen auf Fragen...:-).
Es ist Binets-Fragebogen, aber wir können ihn nicht mehr konsultieren, warum er das wissen wollte...
Nein, das Brett und die Figuren in meinem Kopf sind eigentlich nicht dreidimensional.
12. Äußern Sie sich während des Spiels in Gedanken mit Worten?
Meistens nicht; die Gedanken sind, wenn ich optimal konzentriert bin, eher komplett buchstabenlos. Dafür rede ich selbst meist umso mehr.
13. Wie, glauben Sie, spielen blinde Spieler?
Ich habe noch nie gegen einen blinden Spieler gespielt (allerdings schon gegen einige, die sich nach der Partie als solche bezeichneten, mich selbst eingeschlossen), daher kann ich dazu wenig sagen, aber ich bin mir sicher, dass man auch blind sehr stark spielen kann, wenn man das gewohnt ist.
14. Wie weit können Sie Varianten im Kopf berechnen?
In den seltenen Idealfällen etwas weiter als einen Zug.
Nachdem Sie nun den historischen Fragebogen beantwortet haben, möchte ich im zweiten Teil unseres Interviews diesen Fragespiegel vertiefen.
Was meinen Sie welchen Einfluss haben Erfolge und Misserfolge auf Ihr Schachspiel?
Als ich jung war, hab ich nach einer verlorenen Partie häufig den "verantwortlichen" Kugelschreiber ohne vorherige Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt, zertrampelt und anschließend in den ortsansässigen Fluss geworfen. Daran hat sich heute nicht viel geändert, außer dass mein Ärger nicht mehr so extrovertiert stattfindet und die Schreibutensilien meist mit dem Leben davonkommen.
Wie würden Sie Ihr schachliches Denken beim Blindspiel charakterisieren. Inwiefern unterscheidet es sich, wenn Sie mit Ansehen des Brettes eine Partie spielen?
Im Allgemeinen spielt man im Blindsimultan wesentlich verhaltener und entscheidet sich, wenn man die Wahl hat, stets für den risikoloseren Weg, weil man sich nie zu 100 Prozent sicher sein kann, ob man nicht doch etwas übersehen oder eine wichtige Figur vergessen hat. Bei zunehmender Anzahl der Gegner wird das eigene Spiel auch immer oberflächlicher, weil man mit seiner Energie haushalten muss.
Ihr Vorgänger als Weltrekorder Miguel Najdorf, der 1947 in Sao Paulo gegen 45 Gegner gespielt hatte (+39, =4, –2) und dafür 2000 Dollar verdiente, berichtet, dass er das Gefühl hatte, noch tagelang nahe am Wahnsinn zu balancieren. Wie ist es Ihnen ergangen?
Ich hatte noch nie mit Nachwirkungen zu kämpfen, halte aber inzwischen einige der Berichte von Folgeerscheinungen für tendenziell glaubwürdig. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass Blindsimultan gesundheitsschädlich sein soll. Dafür gibt es keinen nachvollziehbaren Grund.
Wie schätzen Sie im Nachhinein Ihren Weltrekord ein? Paul Morphy meinte, dass das Blindspiel „nichts beweise“ und Max Euwe, „dass es keinerlei Sinn habe“...
Musste, beziehungsweise wollte ich denn etwas beweisen? Ich wüsste nicht, was. Der Weltrekord war, was er sein sollte: Eine Schach-Show - und wie ich meine auch eine gelungene. Wir haben mit dieser Veranstaltung eine Menge nationaler und internationaler Medien erreichen können und genau das war die eigentliche Absicht - Werbung für das Spiel und natürlich auch für unseren Verein zu machen.
Das Blindspiel als Schach-Show - was könnte es bei potenziellen Schachfans bewirken oder gar in der öffentlichen Wahrnehmung?
Schach sollte sich meines Erachtens überhaupt ein wenig auf seine Showeffekte besinnen, um mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Denn egal, wie hochklassig eine Partie zwischen, sagen wir: Anand und Kramnik auch sein sollte, man wird damit stets nur ein sehr kleines Fachpublikum begeistern können, während sich die Laien zu Tode langweilen.
Vor ein paar Tagen beispielsweise gewann jemand bei der Fernsehsendung "Deutschlands Superhirn 2011", indem er den "Rösselsprung" blind vollführte und gleichzeitig den Feldern Zahlen zuwies, so dass am Ende das Schachbrett ein perfektes magisches Quadrat war, dessen Zeilen, Spalten und Hauptdiagonalen in der Summe immer 747 ergaben (diese Zahl wurde ihm im Vorfeld als Summe vorgegeben). Die Show war mit 6,4 Millionen Zuschauern der Quotensieger des Abends. Ich weiß jetzt nicht, ob der Sieger überhaupt Schachspieler war (ich muss gestehen, ich habe mit bestenfalls einem halben Auge zugesehen), aber was ich damit sagen will ist, dass das Schachspiel wesentlich mehr Möglichkeiten bietet, um ein breites Publikum zu faszinieren als nur "schnöde" Turniere.
Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, ob man in der Öffentlichkeitsarbeit nicht zweigleisig fahren sollte: Auf der einen Seite natürlich weiterhin der "normale" Breiten- und Leistungssport, aber auf der anderen auch eine gewisse "Prise" an Events, mit denen man ein viel breiteres Publikum faszinieren kann und bei denen es nicht um hochklassiges Schach geht, sondern im Kern eher darum, wozu Schachspieler imstande sind. Und ich bin mir sicher, dass es in unseren Reihen sehr viele Menschen gibt, die gerade mit ihrem Gedächtnis Außergewöhnliches leisten können.
Ebenfalls interessant könnten neue Turnierformate sein, die mehr auf Publikumswirksamkeit hin ausgerichtet wären. Ich hätte hierzu ein paar Ideen bzw. Träume und würde diese gerne einmal mit interessierten Organisatoren und möglichen Sponsoren diskutieren.
Wie sind Sie mit der Resonanz in den Medien auf Ihren Weltrekord zufrieden?
Es war gigantisch. Dank der hervorragenden Unterstützung durch unseren Hauptsponsor, die Firma ASTRA TECH, hatten wir im Vorfeld zwei Pressekonferenzen mit großer medialer Resonanz und während der Veranstaltung mehrere Fernseh- und Radiosender live vor Ort. Nach Beendigung hätte ich einige Tage lang mein Telefon am liebsten im Garten vergraben, weil es nicht mehr stillstand - wir waren praktisch in allen deutschen Zeitungen präsent; sogar der BILD-Zeitung war es eine Meldung wert. Darüber hinaus hatte ich Anfragen von Journalisten aus allen möglichen Ländern und unser kleiner Schachverein schaffte es tatsächlich sogar, in einem Artikel der New York Times Erwähnung zu finden. Was sich im Nachhinein noch ergibt, wird sich zeigen, aber es gibt bereits ein paar interessante Anfragen.
Für die Veranstaltung in Sontheim hatten Sie wie erwähnt einen Sponsor an der Seite. Hätten Sie sich auch ohne diese Unterstützung, die ja auch ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit betraf und nicht in Euros zu messen ist, auf den Weltrekordversuch eingelassen?
Die Firma ASTRA TECH und allen voran deren Direktor, Herr Dr. Karsten Wagner, haben weit mehr gemacht, als mich "nur" finanziell zu unterstützen und mir dadurch die halbjährige Vorbereitung zu ermöglichen. Sie organisierten auch das Rahmenprogramm mit Vlastimil Hort und Jan Gustafsson und stellten einige weitere, wichtige Kontakte her. Ohne die wirklich außergewöhnliche und zu jeder Zeit herzliche Partnerschaft wäre es sehr schwer, wenn nicht unmöglich geworden, das Event in dieser Form durchzuführen. Außerdem hätte mir im Nachhinein wirklich etwas gefehlt; die vielen Telefonate mit Herrn Dr. Wagner waren auch sonst stets sehr spannend und instruktiv, auch weil es sehr interessant war zu erfahren, wie Sponsoren "ticken" und was sie von einer gelungenen Veranstaltung erwarten bzw. was sie darunter verstehen.
Gab es in der Vorbereitungszeit irgendwann einmal Zweifel daran, dass Sie Ihr Ziel nicht erreichen könnten?
Klar, fast immer. Eigentlich konnte ich es mir die meiste Zeit über nicht so wirklich vorstellen, dass man tatsächlich gegen so viele Gegner gleichzeitig blind spielen kann. Am "bedrohlichsten" empfand ich allerdings den Spielsaal, als alle meine Gegner an ihren Brettern saßen. Hatten die denn alle kein Zuhause?
Wie wichtig waren für Sie die Trainingseinheiten mit Großmeister Michael Prusikin?
Das hat mir schon einiges gebracht, vor allem seine umfangreichen Eröffnungsdatenbanken. Allerdings konnten wir uns aus Zeitgründen leider nicht allzu oft treffen.
Kann es ein normaler Schachspieler zu einem gewissen Niveau im Blindspielen bringen oder ist die dafür wichtige Voraussetzung Gedächtnisschärfe angeboren, also nicht zu erlernen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich mit dem Blindspielen nicht wie mit vielen anderen Fähigkeiten verhält: Manchen fällt es aus unerfindlichen Gründen leichter, aber im Grunde kann es jeder mit mehr oder weniger intensivem Trainingsaufwand erlernen.
Inwiefern können Sie vom Blindspielen für das eigene normale Schach profitieren. Welche schachpraktischen Nutzen bringt Ihnen das?
Das Blindspielen trägt sicherlich in der einen oder anderen Form zu meinem Spiel bei, aber welchen Effekt es nun genau hat, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Wenn ich mir allerdings anschaue, wie oberflächlich mein Spiel beim Blindsimultan häufig ist, dann kann ich nur hoffen, dass der Nutzen sich auf andere Bereiche beschränkt.
Beim Melody Amber Turnier, dessen 20. und letzte Auflage im März 2010 in Monaco stattfand, war neben Schnellschach Blindschach eine Disziplin. Welche Chance hätten Sie da gegen die absoluten Weltklassespieler gehabt?
Absolut gar keine. In einer einzigen Blindpartie spielen diese Jungs immer noch ein Niveau, das ich auch sehend nicht einmal annähernd erreiche. Ich denke, nennenswerte Chancen hätte ich erst ab 20 Blindpartien aufwärts.
Was sind wesentlichen Voraussetzungen für einen guten Blindschachspieler?
Äh...keine Ahnung, ich kenne so wenige :-). Vermutlich braucht es ein gutes visuelles Gedächtnis - und eine gehörige Portion Masochismus. Ach ja, und man sollte wissen, dass die rechte untere Ecke weiß ist :-).
Welche Rolle spielt die physische Fitness?
Eine sehr große. Ohne eine intensive sportliche Vorbereitung hätte ich kaum eine Chance gehabt. Gott sei Dank kamen viele meiner Gegner beim Weltrekord im Vorfeld nicht zu dem gleichen Schluss und wurden daher viel schneller müde als ich.
Wie würde ein Match an zehn Brettern gegen die deutsche Blindenschach-Nationalmannschaft ausgehen?
Interessante Frage. Ich habe mir grade die Rangliste der aktiven Spieler des Deutschen Blindenschachbundes angeschaut und dabei gesehen, dass die Spielstärke der Top 10 von 1950 bis fast 2300 reicht. Da würde ich mich als klaren Außenseiter sehen.
Die Zeitung SCHACH hat Sie gefragt, was sie denn tun würden, wenn es ab morgen absolut kein Schach mehr in Ihrem Leben geben würde. Sie haben den Gedanken als schrecklich bezeichnet, warum?
Na ja, ich spiele Schach nun schon seit über 30 Jahren und es ist mein mit Abstand liebstes Hobby. Werfen Sie doch versuchsweise mal alle Briefmarkenalben eines passionierten Sammlers ins Feuer, dann werden Sie schon sehen, was er daraufhin mit Ihnen anstellt :-).
Sie selbst waren ja auch am 14. Dezember in der MDR-Sendung "Außenseiter - Spitzenreiter..." - dem Kundendienst für Neugierige zu sehen. Was war das für eine Erfahrung für Sie und welches Echo gab es?
Ich muss gestehen, dass ich im Vorfeld noch nie von der Sendung gehört hatte, obwohl sie, wie ich mir sagen ließ, eine der ältesten im deutschen Fernsehen ist. War eine ganz nette Erfahrung, auch wenn es ein seltsames Gefühl ist, ein voll ausgerüstetes Kamerateam in den eigenen vier Wänden herumwuseln zu sehen. Vor allem hatte meine Frau beständig Panik, dass sich eine vergessene Staubflocke ins Bild mogelt und in die Kamera winkt.
Angesichts dessen, dass die Sendung bei uns im Süden völlig unbekannt ist, hielt sich die Resonanz in engen Grenzen und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich sie ebenfalls verpasst habe.
[Anm. Frank Hoppe: Mitschnitte von Eigenproduktionen seit 1992 stellt der MDR für 39,90 € zur Verfügung. In der MDR-Mediathek ist die Sendung vom 14. Dezember nicht mehr abrufbar. Interessenten können sich auch bei mir melden.]
Wie reizvoll wäre es, den bestehenden Weltrekord im Blindsimultanschach noch einmal zu verbessern und wo liegen Ihrer Meinung nach die Grenzen?
Die Grenzen sind wahrscheinlich noch nicht erreicht, zumindest nicht die des menschlichen Gedächtnisses. Kritisch wird es dagegen hinsichtlich der Dauer der Veranstaltung - je mehr Gegner, desto länger dauert es und irgendwo in der Gegend von 30 Stunden Gesamtspielzeit wird es dann wahrscheinlich wirklich brenzlig für Kondition und Verstand.
Ob ich den Rekord noch einmal in Angriff werden möchte, kann ich derzeit noch nicht sagen. Im Moment gefühlsmäßig aber eher nicht; es war insgesamt schon sehr anstrengend und die Vorbereitungsphase teilweise eine echte Belastung, nicht zuletzt auch für meine ganze Familie. Aber da man solche Dinge ja immer als erstes vergisst, kann es gut sein, dass das Thema mit etwas zeitlichem Abstand wieder auf den Tisch kommt. Bis dahin habe ich noch ein paar ähnlich bescheuerte, aber etwas weniger stressige Ideen, die ich aber vorläufig noch für mich behalten möchte.
Welche Frage zum Thema Blindschach würden Sie sich abschließend selbst stellen und wie lautet Ihre Antwort?
Oh, Sie haben so viele Fragen gestellt, da fällt mir jetzt ehrlich gesagt auch keine mehr ein.
Marc Lang ist 42 Jahre alt (Jahrgang 1969), verheiratet, lebt in Günzburg und hat zwei Kinder Am 26./27. November 2011 stellte der selbstständige Programmierer, der Schach seit seinem siebten Lebensjahr spielt und im Verein seit dem 12., einen Weltrekord im Blindsimultan auf. Der FIDE-Meister vom SK Sontheim/Brenz mit einer aktuellen Elo-Zahl von 2306 erzielte dabei an 46 Brettern 25 Siege, 19 Remisen bei nur zwei Niederlagen. Wer noch mehr über Marc Lang wissen möchte, der findet diese Zusatzinfos hier.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 192