1. Oktober 2024
Vom anstrengenden Turnier hat sie sich gut erholt. Aber „die letzten beiden Runden waren natürlich sehr enttäuschend für das ganze Team“, sagt IM Dinara Wagner, mit Blick auf die zurückliegende Schacholympiade in Budapest, und fügt kämpferisch hinzu: „Wir werden stärker zurückkommen.“ Platz 22 lautete das ernüchternde Ergebnis, in den Runden zehn und elf brach „das Unglück“, wie es Bundestrainer GM Yuri Yakovich nennt, über Wagner & Co. herein – und das nach starken neun Runden davor.
„Es war trotzdem eine tolle Erfahrung für mich, Deutschland am ersten Brett zu vertreten“, sagt Dinara Wagner. Lange spielte sie dort auch stabil, blockte gegen starke Gegnerinnen für die Mannschaft viel ab - aber die Niederlage in der letzten Runde gegen Armenien war ein echter Wirkungstreffer, auch bei Dinara Wagner: „Natürlich bin ich nicht mit meinem Ergebnis zufrieden.“ Nur fünfzig Prozent Ertrag. Doch die deutsche Nummer zwei brachte auch eine gute Nachricht aus Budapest mit: Sie hat jetzt einen privaten Sponsor.
Der Münchner Unternehmer Roman Krulich von der gleichnamigen Immobiliengruppe, seit vielen Jahren Förderer des Frauen- und Jugendschachs in Deutschland, wird sie ab dem heutigen 1. Oktober für zwei Jahre privat unterstützen. „Ich möchte Dinara Wagner dabei helfen, ihr persönliches Ziel zu erreichen“, so Krulich, „sie möchte unter die Top Ten der Frauen-Rangliste. Und dieser Ehrgeiz muss belohnt werden.“ Es geht schlicht ums gemeinsame Elo-Punktesammeln.
Roman Krulich und die Familie Wagner, mit Dinara und ihrem Mann Dennis, dem Großmeister – das ist schon seit Februar 2023 eine freundschaftliche Beziehung. Sie begann damit, dass Krulich mit dafür sorgte, dass Dinara Wagner über eine Wild Card beim von Krulich mit gesponserten FIDE-Frauen-Grand-Prix in München teilnehmen durfte. Ihr erster Auftritt im Rampenlicht hierzulande, im erlesenen Kreise der weltbesten Spielerinnen. Ihr Auftreten in München – das sei Sympathie auf den ersten Blick gewesen. „Dinara ist für mich ein perfektes Beispiel für Integration durch Schach“, sagt Krulich, der über die Schachakademie und die Schachstiftung seit vielen Jahren mithilft, Schach-Erfolgsgeschichten zu produzieren. „Allein, dass sie heute schon nahezu perfekt Deutsch spricht – schon darin steckt harte Arbeit“, sagt Krulich, „Dinara wirkt extrem charakterstark, bodenständig und auch am Schachbrett voll fokussiert. Das imponiert mir.“
Dinara Wagner stammt aus der kalmückischen Hauptstadt Elista, wurde in Russland mehrfach Jugendmeisterin und holte sich auch den Titel WGM. Den Heimatverband verließ sie nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Seit 2022 startet sie für den Deutschen Schachbund, trägt seit 2023 auch den IM-Titel. Sie lebt mit ihrem Mann Dennis in Heidelberg.
Nun möchte Krulich mithelfen, dass sie sich möglichst viele gut besetzte Turniere leisten kann. Die Sponsoring-Gelder fließen vornehmlich in die Turnier-Logistik und ins Training. Das habe schon einmal gut funktioniert, so Dinara Wagner: „Nachdem ich 2023 in das von Roman gesponserte `Powergirls`-Programm aufgenommen wurde, hatte ich meinen großen Durchbruch. Ich gewann den Grand Prix auf Nikosia und erzielte meine ersten beiden GM-Normen.“
Roman Krulichs Sponsoring für den Deutschen Schachbund erweiterte er nun durch ein privates Sponsoring. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass Roman mich in Zukunft auf meinem Weg in die Weltspitze unterstützen wird“, sagt Dinara Wagner: „Mein nächstes großes Ziel ist es, die 2500-Eloschwelle zu erreichen. Das ist nicht nur die erforderliche Elozahl für den Großmeistertitel, sondern gleichbedeutend mit einem Platz in den Top Ten der Frauenweltrangliste.“ Ein ambitioniertes Ziel. Es startet mit 2436 Elopunkten auf Position 30.
Neben der Teilnahme an internationalen Topturnieren (wie der Blitz -und Schnellschach-WM in New York oder der Frauen-EM) möchte die 25-Jährige den Fokus auf die Trainingsarbeit legen. „Sie soll sich voll auf Schach konzentrieren können, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wo das Geld für Reisen und Trainer herkommt“, sagt Krulich. Im Rahmen des Sponsorings werde es auch den ein oder anderen PR-Termin in München geben – bei der Schachstiftung oder der Schachakademie. „Ich werde meinen Trainingsplan intensivieren und insbesondere an meinen Schwächen arbeiten“, sagt Wagner: „In meinen letzten Turnieren und bei der Olympiade hatte ich Probleme mit der Vorteilsverwertung. Sobald ich diese verbessern kann, werde ich hoffentlich wieder mehr Partien gewinnen.“
Zwei Jahre seien ein „guter Zeitrahmen, um das gesteckte Ziel zu erreichen“, glaubt Wagner. Das sieht übrigens auch Yuri Yakovich so, der überzeugt ist davon, dass mehr große, internationale Turnierteilnahmen auch seinen Nationalspielerinnen „mehr Stabilität bei der Entscheidungsfindung in Krisensituationen“ am Brett geben würden. So gesehen könnte dieses Sponsoring für seine designierte neue Nummer eins Gold wert sein. Auch Yakovich glaubt, dass für Dinara Wagner „die besten Ergebnisse noch in der Zukunft liegen“. (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11523