25. August 2016
Der letzte Präsident des Deutschen Schachverbandes der DDR, Dr. Michael Schmidt ist tot. Er starb am 21. August 2016 nach langer schwerer Krankheit in einem Krankenhaus in Potsdam. Schmidt führte nach der politischen Wende 1990 die Gespräche mit seinem westdeutschen Amtskollegen Egon Ditt vom Deutschen Schachbund, die am 29. September 1990 zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Verbände geführt haben. Ditt wurde danach Präsident des gesamtdeutschen Verbandes und Schmidt für kurze Zeit Vizepräsident. Sachsen's Ehrenpräsident Dr. Gerhard Schmidt: "Vor allem in dieser Zeit hat er [...] Hervorragendes für den deutschen Schachsport geleistet."
Michael Schmidt wurde erstmals in den 1980er Jahren bekannter, als er an der Technischen Universität Dresden wissenschaftliche Kongresse zum Schach initiierte, so u.a. einen wissenschaftlicher Spezialkurs zur Bedeutung des Schachs vom 25. August bis 2. September 1988, bei dem sogar FIDE-Präsident Florencio Campomanes zu Gast war.
Gerhard Schmidt: "Eines Tages Mitte 1988 erschien bei mir ein Dr. Michael Schmidt und teilte mir mit, dass die breite Kritik der Basis an der Sportpolitik der DDR erste Möglichkeiten beim DTSB erschlossen habe, nichtolympischen Sportverbänden wie dem Schach mehr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Er forderte mich auf, selbst wieder als Funktionär aktiver zu werden. Er überzeugte mich derart, dass ich zunächst in Dresden die technische Leitung des Großmeisterturniers 1988 und im Jahr darauf des Internationalen Frauen-Schachturniers 1989 übernahm."[1]
Der 1944 in Dresden geborene neue Vizepräsident des DSB ist als Interims-Präsident de DSV bestens bekannt. Der promovierte Dipl. Ing. ist verantwortlicher Hochschullehrer im Wissenschaftsbereich Theorie und Methodik der Sektion Arbeitswissenschaften der TU Dresden für das Lehrgebiet Arbeitsstudium. Über 80 wissenschaftliche Publikationen tragen seinen Namen. Er ist Mitautor von 12 Schachbüchem.
Schachlich ist Dr. Schmidt seit 1959 im Postsportverein Dresden e.V. aktiv. Erfolge: mehrfacher DDR-Mannschaftsmeister, geteilte erste Plätze bei DDR-Studentenmeisterschaften zwischen 1966 und 1970, 5. Platz bei der Studentenmannschaftsmeisterschaft 1990 in Dresden, DDR-Meister im Schnellschach 1982.
Auch als Internationaler Schiedsrichter hat sich Dr. Schmidt einen Namen gemacht. Seit 1986 ist er Organisator und Schiedsrichter internationaler Schachturniere und der internationalen Kongresse "Bedeutung des Schachs für Erziehung, Wissenschaft und Kultur", die 1988 und 1989 in Dresden stattfanden.
Journalistisch ist der neue Vizepräsident durch über 100 Schachpublikationen bekanntgeworden, u.a. als Übersetzer der Schachbücher "Faszinierend Schach" (Linder 1986) und "Stellungsbeurteilung und Plan" (Karpow/Mazukewitsch 1988).
Dr. Michael Schmidt ist zum Vorsitzenden der Integrationskommission berufen worden und im Präsidium zuständig für Grundsatzfragen der Zusammenarbeit mit den neuen Landesverbänden.
Quelle: Vorstellung in Schach Intern 4/1990
Auf dem Verbandstag des Deutschen Schachverbandes der DDR am 26./27. Mai 1990 wurde die alte Führung unter Präsident Werner Barthel und Generalsekretär Dr. Ernst Bönsch durch Dr. Michael Schmidt als Präsidenten abgelöst.
Auf dem Vereinigungskongreß im September 1990 im Leipziger Rathaus wird Schmidt einstimmig zum neuen Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes gewählt.
Dr. Gerhard Schmidt im Oktober 2015: "Mein Dank gilt dem Dresdener Dr. Michael Schmidt für seine hervorragende Arbeit als Vizepräsident und letzter Präsident des Deutschen Schachbundes der DDR. Er hat entscheidende Impulse für eine erfolgreiche Überführung des DDR-Schachs in die Strukturen des Deutschen Schachbundes gegeben und hat mit dem damaligen Präsidenten des DSB Egon Ditt dafür gesorgt, dass das DDR-Schach im Gegensatz zu einigen anderen Sportarten fair und gleichberechtigt in das Schach der Bundesrepublik Deutschland überführt werden konnte. Ich bedaure sehr, dass er sich gegenwärtig in einem Koma-ähnlichen Zustand ohne Heilungschancen in den Beelitz-Heilstätten befindet."[1]
1993 erhielt Dr. Michael Schmidt für seine Verdienste die Goldene Ehrennadel des Deutschen Schachbundes.
Die Beisetzung von Michael Schmidt soll im September in seiner Geburtsstadt Dresden erfolgen.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21260