18. März 2025
Es muss so in etwa zwei Jahre her sein, erinnert sich GM Gerald Hertneck. Da sagte Franz Jittenmeier, langjähriger Betreiber des „Schachticker“, der nahezu rund um die Uhr auf dieser sehr beliebten Webseite Nachrichten aus der Schachwelt veröffentlichte: „Gerry Du wirst eines Tages mein Nachfolger.“ So kam es, wenngleich der zeitliche Ablauf so nicht geplant war. „Ich hatte schon Interesse, aber eigentlich erst als neue Aufgabe für meinen Ruhestand“, so der Münchner Großmeister. In zweieinhalb Jahren plant Hertneck, der 24 Stunden pro Woche im IT-Bereich der Stadt München (Kämmerei) arbeitet, den beruflichen Ausstieg – um dann noch mehr Zeit für seine Leidenschaft Schach zu haben. Doch kurz vor Ende des Jahres verstarb Franz Jittenmeier plötzlich, der Schachticker verstummte. Jetzt gibt es einen Nachfolger – den Schachkicker.
Der Name ist etwas irreführend, das neue Logo (mit Unterstützung von KI, die auch Franz Jittenmeier gerne nutzte) auch: Es zeigt einen König und einen Fußball. Die neue Seite hat aber so gar nichts mit Fußball zu tun, sondern bietet Schach pur. Also in dieser Hinsicht keine Reminiszenz an den Ruhrpottler Jittenmeier, der großer Schalke-Fan war.
Die neuen Macher der Seite um Gerald Hertneck (Foto), der vom ersten Tag an von fachkundigen und in der Schachszene bekannten Autoren Walter Rädler und Ralf Schreiber (beide arbeiteten auch eng mit Jittenmeier zusammen) unterstützt wurde, begründen den Namen auf ihrer Seite so: „Wieso eigentlich Schachkicker? Für diese Nachrichtenseite erstellt ein Autorenteam spielerisch Schachnachrichten. Der Bezug auf den Fußball ist hier symbolisch zu sehen, als Gemeinschaftswerk der Mitwirkenden. Außerdem wird mit jeder Nachricht ein „Kick“ im Kopf des Lesers ausgelöst.“
Hinzu komme, sagt Hertneck auf Nachfrage, „dass wir einen Namen gesucht haben, der so ähnlich klingt wie der alte. Weil wir den Begriff Schachticker nicht weiter nutzen konnten“. Das hat seine Gründe in der nicht unkomplizierten Erbschaft – und dass es Franz Jittenmeier (obwohl er seit Jahren aus gesundheitlichen Gründen eine Übergabe plante) es schlicht versäumt hatte, seinen Schachfreunden eine entsprechende Vollmacht zu geben. Kurzum: Der Provider der Seite spielte auch nicht mit – und so dürfte alsbald die Seite im Netz nicht mehr erreichbar sein.
Der Ersatz will nun der Schachkicker sein. Mit einem Autorenteam, in dem sich auch bestens vernetzte Schachspieler (genannt sei hier nur Henning Geibel) finden. Regelmäßig wird es auch zu teilweisen Übernahmen von Artikeln der DSB-Webseite kommen – auch Jittenmeier hat gerne auf die Webseite des Deutschen Schachbundes verlinkt. „Aber wir haben schon den Anspruch, so viel wie möglich selbst zu machen“, sagt Hertneck. Er will so oft wie möglich in die Tastatur hauen. Zumal: „Schreiben hat mir schon immer Spaß gemacht“, sagt der Betreiber der neuen Wordpress-Seite. „Und Schach ist ja mein Leben.“
Gattin Maria hat zwar skeptisch geschaut, als er ihr sein neues Schach-Projekt vorstellte, „aber sie muss halt damit leben“, so Hertneck: „Sie weiß ja, was mir dieser Sport bedeutet. Wobei ich glaube, ein bisschen leidet sie schon unter meiner Schach-Affinität.“ Die Affinität, wie er es nennt, ist schon sehr ausgeprägt: Hertneck ist Mannschaftsführer des MSA Zugzwang in München, dessen erstes Ensemble derzeit in der zweiten Bundesliga auf Aufstiegskurs liegt. Außerdem ist er Referent Leistungssport beim DSB. Er ist aktuell in die Organisation der Deutschen Meisterschaften im Mai eingespannt – und engagierte sich in München für die Schachakademie und die Schachstiftung. „Ich habe als junge Kerl angefangen, Feuer gefangen und mich immer mehr reingesteigert, wenn es um Schach ging“, sagt er. Bis heute, mit dem neuen Projekt Schachkicker. (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36326