8. Januar 2025
Am heutigen Mittwoch wird gefeiert. 40 Gäste – passend zu 40 Jahre GM Elisabeth Pähtz. Die Grande Dame des deutschen Schachsports bittet zu ihrer Geburtstagsfeier in ein Berliner Restaurant. Allzu spät darf es bei der Fete nicht werden, denn am Donnerstag geht es bereits nach Monaco. Die Europameisterschaft der Frauen im Blitz- und Rapid-Schach steht an – und Elisabeth Pähtz ist im Schnellschach an Nummer zwei gesetzt (im letzten Jahr holte sie in Monte Carlo sogar Bronze), und beim Blitz auf Platz sieben. Es soll eines der wenigen Schach-Highlights für Elisabeth Pähtz in 2025 werden. Sie sagt: „Ich brauche mehr Zeit für mich und die Familie.“
In das Gespräch mit Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit mischen sich viele nachdenkliche Töne, die – noch nicht nach Aufhören – aber ganz stark nach Loslassen klingen. „Erstmal will ich mehr Zeit im privaten Raum verbringen“, sagt sie und fügt lächelnd hinzu: „2025 soll ein Art Sabbatjahr werden.“ Pause. „Zumindest ein ganz ruhiges Jahr.“
Das Sabbatical - ein Arbeitszeitmodell für einen längeren Sonderurlaub. Eine Auszeit. Ganz so radikal wird das bei Elisabeth Pähtz nicht ausfallen. Doch schon seit längerem spricht sie davon, müde zu sein – einfach mal mehr Zeit für sich und ihren Lebensgefährten haben zu wollen. Das Thema Familie in den Vordergrund zu stellen. Und nicht mehr so viel zu reisen. Denn das schlaucht. Zum Jahresende habe sie das sehr stark gespürt, sagt Elisabeth Pähtz. Bereits in Kasachstan, beim Grand Prix im November, als es sportlich nicht gut lief – da war danach der Akku komplett leer. Aber es gab ja noch einige Turniere – bis zum Jahresende in New York. „Ich hatte zu wenig Zeit zum Atmen“, sagt Elisabeth Pähtz.
Auf dem Spinning-Rad hat sie sich in den letzten Wochen die Fitness und das körperliche Wohlbefinden zurückgeholt, die Ernährung wieder gesund gestaltet. Auch das ist oft schwierig im Hotelleben, im Ausland, bei stressigen Turnieren auf so etwas zu achten. „Aber ich muss auf meinen Körper achten, ich bin keine 25 mehr.“ Nein, sie wird 40. Einen Großteil ihres Lebens hat die einzige deutsche Frau mit Großmeistertitel dem Schachsport gewidmet. Gesang, Klavier und Fremdsprachen (sie hat eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolviert) seien „stets nur ein Hobby“ geblieben – und Schach ihr Leben. All die Jahre war sie weltweit das Gesicht für das deutsche Frauenschach.
In Budapest, bei der Olympiade, war noch einmal für ganz Schach-Deutschland zu sehen, wie viel Energie sie in ihre Partien steckt – obwohl sie im Grunde schon alles gewonnen hat, was es in diesem Sport zu gewinnen gibt. Kränkelnd saß sie teilweise am Brett – und gab doch immer alles. Belohnt wurde der Einsatz mit einer Silbermedaille, über die sie sich aber bis heute nicht so recht freuen kann. Ehrgeizig wie sie ist, hatte sie sich viel mehr fürs Team erhofft als Platz 22. „Die Mannschaft war eigentlich viel besser als das, was am Ende herausgekommen ist.“ Die Mannschafts-Europameisterschaft 2025 in Georgien soll denn auch ein nach außen sichtbarer Beleg dafür sein, dass sie zur Ruhe kommen will: „Es ist ziemlich sicher, dass ich die EM nicht spielen werde.“ Nach dem FIDE-Grand-Prix auf Zypern Ende März soll es dann richtig still um sie werden, kündigt Pähtz an: „Schach bleibt mein Beruf, aber ich werde wenig selbst spielen – und im Trainerbereich so weitermachen wie bisher.“ Perspektivisch ist das ihre berufliche Zukunft – eine, die auch von Zuhause in Brandenburg funktioniert.
Und der Leistungssport? „Ich bin erstmal weg. Aber ich schließe nicht aus, dass ich nochmal zurückkomme“, sagt sie, schließlich gäbe es große Vorbilder wie die schwedische GM Pia Cramling. „Aber erstmal möchte ich andere, private Prioritäten setzen“, sagt Elisabeth Pähtz. Schon in Budapest hat sie Brett eins für IM Dinara Wagner freigemacht, sieht sie insgesamt in ihrer Nachfolge. „Sie hat noch die Energie, die ich nicht mehr habe“, hat Pähtz gesagt. In Monaco werden sie beide nochmal die deutsche Fahne hochhalten.
Bei der EM wird an diesem Freitag Blitz gespielt, Rapid am Samstag und Sonntag. Neben Pähtz und Wagner gehen die deutschen Spielerinnen FM Lara Schulze, WFM Olga Birkholz, WFM Dr. Anita Stangl und die erst siebenjährige Sofi Lytvynenko an den Start. Beim Rapid kommen bei dem offenen Turnier noch die zehnjährige Varvara Mandziuk und die elfjährige Emily Alice Doberchak hinzu. (mw)
Herzlichen Glückwunsch vom Deutschen Schachbund - und im speziellen von Bundesnachwuchstrainer IM Bernd Vökler, der mal in seinem privaten Elisabeth-Pähtz-Archiv gekramt hat...
Jahr | Ort | Ereignis |
---|---|---|
1994 | Deutsche Meisterin U11 | |
1999 | Chemnitz | Deutsche Meisterin |
2000 | Istanbul (Türkei) | 2. WGM-Norm bei der Schacholympiade Frauen |
2001 | Potsdam | Deutsche Blitzschachmeisterin |
2001 | Halle/Saale | Deutsche Schnellschachmeisterin |
2001 | Warschau (Polen) | 4. WGM-Norm bei der Frauen-Europameisterschaft |
2001 | Verleihung WGM-Titel | |
2002 | Kreta (Griechenland) | U18-Weltmeisterin |
2002 | Bled (Slowenien) | 2. IM-Norm bei der Schacholympiade Frauen |
2004 | Dresden | 3. IM-Norm bei der Frauen-Europameisterschaft |
2004 | Verleihung IM-Titel | |
2005 | Istanbul (Türkei) | U20-Weltmeisterin |
2013 | Berlin | Deutsche Blitzschachmeisterin |
2013 | Gladenbach | Deutsche Schnellschachmeisterin |
2014 | Dresden | 1. Platz beim German Masters der Frauen |
2016 | Mamaia (Rumänien) | 2. GM-Norm bei der Frauen-Europameisterschaft |
2016 | Gladenbach | Deutsche Blitzschachmeisterin |
2017 | Erfurt | Deutsche Blitzschachmeisterin |
2017 | Erfurt | Deutsche Schnellschachmeisterin |
2018 | Tbilissi (Georgien) | Schnellschach-Europameisterin |
2019 | Antalya (Türkei) | 3. Platz Frauen-Europameisterschaft |
2020 | Plochingen | Deutsche Schnellschachmeisterin |
2021 | Riga (Lettland) | 2. Platz & 3. GM-Norm beim FIDE Grand Swiss der Frauen |
2022 | Verleihung GM-Titel | |
2023 | Monte Carlo | 3. Platz Frauen-Schnellschach-Europameisterschaft |
2024 | Budapest | Silber Brett 2 Frauen-Schacholympiade |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36257