9. Juni 2016
Derzeit hat Schach mediale Konjunktur. Gleich mehrere Filme kamen auf den Markt, in denen das Schachspiel eine große Rolle spielt. Ein besonderer Film ist darunter! Filmverleih Koch Media überließ uns eine DVD zum Film "Das Talent des Genesis Potini" mit der Bitte um eine offene Rezension.
Der Film handelt im sozialen Milieu der Ureinwohner Neuseelands, den Maori. Er verknüpft deren Diskriminierung und soziale Lage mit dem individuellen Schicksal eines letztlich verkannten Genies mit dem Namen Genesis Potini. In seinen eigenen sozialen Kreisen wiederum mißachtet und selbst diskriminiert, seelisch wie mental labil, kämpft er um seine Orientierung und Wertschätzung in dieser traurig stimmenden Welt. So ist der Film zuallererst ein berührendes Sozialdrama, beginnend mit düsteren Bildern und Einblicken in das Weltbild hochdepressiver Menschen.
Aber es gibt Lichtblicke in dieser düster erscheinenden Welt. Es sind die Kinder der Maori. Ihnen will er eine bessere Zukunft als Gewalt, Alkohol und Drogen zugänglich machen. Dazu hat er ein besonderes Talent. Es ist seine Schachkunst. Selbst ein guter, ehemaliger Schachprofi verfügt er zwar über das Wissen und das Können, das Schachspiel zu lehren. Allein wie? Und besteht er all die Herausforderungen an sich? Kann ein depressiv veranlagter Mensch Spaß und Enthusiasmus vermitteln, zumal in einer Sportart, die ihm selbst fast um dem Verstand gebracht hat? Schachspieler wissen aus eigener Erfahrung wie unser Sport nach anstrengenden Turnieren auf das Gemüt und unser Gehirn sich „niederschlägt“. Oft lassen uns die Stellungen im Kopf nicht mehr los, vergessen fällt schwer, wird fast zur Herausforderung. Und die Schachgeschichte ist voll von Personen, die dies nicht schafften. Wahnsinn und Genie liegen eben oft dicht beieinander. Genesis Potini zählt dazu.
Aber die Sozialdramaturgie im Film hält, was wir erhoffen und erwarten. Es gelingt, die Kinder für das Schachspiel zu interessieren und zu motivieren. Auch gegen ihre eigenen Widerstände und Zweifel an sich, des Clans und gegen seinen inneren Widerstand. Er führt sie zu einem Schachturnier, zu einem neuen Selbstgefühl und eigener Wertschätzung. Allerdings droht er im entscheidenden Moment den Erfolgen seiner Schachschüler/innen selbst im Weg zu stehen, wird einmal mehr zur dramatischen Figur. Am Ende steht aber doch der soziale Erfolg über die Diskriminierung der europäischen Mitbürger gegenüber den Ureinwohnern Neuseelands, gegen die Vorbehalte seines Clans gegen den unwürdigen Schachsport. Die Botschaft lautet: Jeder kann seines Glückes Schmied sein, wenn er die nötige Unterstützung bekommt und Botschafter des Guten ihm dabei helfen. Genesis Potini ist ein solcher Botschafter.
Und das wirklich Schöne daran ist: der Film hat einen dokumentarischen, wahren Hintergrund. Es ist keine Geschichte. Es war Realität - Genesis Potini ein wahrer Mensch, der dies leistete und leider allzu früh verstarb.
Der Film ist außerordentliche empfehlenswert für uns Schachspieler und Schachfreunde. Als Sozialdrama wie auch als Einblick in das Seelenleben unserselbst als Schachspieler. Er ist geeignet für das Jugendtraining, das Rahmenprogramm von unseren Turnieren und ganz einfach als nachdenklich stimmender Kinofilm, der berührt. Also Herz und Gehirn anspricht.
DAS TALENT DES GENESIS POTINI
Filmstart 16. Juni 2016
Empfohlen vom Deutschen Schachbund und Badischen Schachverband
Der Deutsche Schachbund (DSB) und der Badische Schachverband verlosen in Zusammenarbeit mit Filmverleih Koch Media sechs Freikarten, die bundesweit gelten. Interessierte bitte an den DSB wenden (presse@schachbund.de). Unter allen Teilnehmer/innen werden die Karten verlost. Die Gewinner werden via Mail benachrichtigt.
Uwe Pfenning
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21039