9. Februar 2018
Die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft DSAM öffnete heute weit die Türen und 353 Spielerinnen und Spieler in jedem Alter, beiderlei Geschlechts und im Rating-Bereich null bis zwodrei kamen. Sie nehmen am jährlich buntesten Turnier des Deutschen Schachbundes teil! "Es wären noch mehr gewesen", sagte Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan, "aber der Turniersaal ist eben nicht unendlich groß. Und um sich wohl zu fühlen, benötigt man zunächst mal Platz." Und Heizung und Kaffee, mag man hinzufügen. Ist vorhanden, keine Bange. 353 Teilnehmer sind im Turnier dabei, darunter 31 Damen, also anteilig 8,8% - diesmal ein bisschen dürr, meine Damen!
Rosenmontag und knapp davor. In Brühl. Ist mindestens so wie in Rio. Ob nun Fasching, Karneval, Weihnachten oder sonstiger Frohgesang, der stets im "gottlosen", einsamen Norden agierende Texter muss jeweils wieder nachschlagen, welche Riten, Regeln und Stammestraditionen beim Karneval zu beachten sind. Da gibt's nicht nur Pappnasen, Kamelle, geschnitzte Hexenlarven und die vielen Damen, die Marie Funke heißen, sondern auch Rußige Freitage (heute) als Vorankündigung des Aschermittwochs ... in unkatholischer Region, erst recht für einen Feuerbach-Anhänger, seelisch nicht zu bewältigen. Vielleicht gilt das auch für die vielen, die in den bevorstehenden Tagen dem allumfassenden Treiben per "Brett vorm Kopp" zu entfliehen suchen?
Gleich vier Damen könnten wir als "Stargast am Brett" beschreiben. Die Großmeisterinnen (WGM) Carmen Voicu-Jagodzinsky (ROM, aktuelle Elo 2173), Hemer, sie spielt einfach super, nämlich in der rumänischen SUPER-Liga und sie ist die Landestrainerin von ganz NRW. Auch aussichtsreich am Start sind ihre Großmeister-Kollegin Barbara Hund (Freiburg-Zä., 2139), ihre starke Tochter Sarah Hund (Freiburg-Zä., 1964) und die WFM Jovana Miljkovic (SRB, Elo 1882, Lingen). Herauszuheben ist, dass auch Andreas Jagodzinsky mitspielt, denn der ist Referent für Leistungsschach des DSB. Es gab, lediglich Gerüchten folgend, einmal Zeiten im DSB, in denen eine bloße Berührung von Leistungs- und Amateurschach von Ersterem tunlichst vermieden wurde. Es wird also überall alles besser.
In sieben Gruppen wird mittlerweile gespielt, um wirklich jedem eine faire Chance zu geben. Und sogar in der Gruppe G gibt es mit Oliver Lokietek aus Alsdorf einen Spieler, der nicht nur eine DWZ (1169), sondern auch eine Elo (1052) im Anschlag hat. Dafür muss man ja schon die eine oder andere Partie gespielt haben - und dieser erfreuliche Trend, es nicht nur mit den Ligaspielen des eigenen Clubs bewenden zu lassen, ist zumindest in einigen Regionen des DSB groß im Kommen. "Wer sich einem Schachverein anschließt, tut das ja, um Schach zu spielen", sagte Dr. Dirk Jordan. "Turniere in einem komfortablen Rahmen mit genügend ausgebildeten Schiedsrichtern, ausreichendem Platz, gutem Material und Möglichkeiten, sich neben den Partien entspannt mit anderen Spielern oder Begleitern auszutauschen, sind neben dem Vereinsabend ein Angebot, das diesem Wunsch entspricht."
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22911