19. September 2017
Am 11. September 2017 wurde Götz Preuße im Barocksaal der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt das Bundesverdienstkreuz am Bande von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow überreicht. Preuße war einer von fünf Geehrten bei diesem Festakt, worüber auch das MDR-Fernsehen im Thüringen-Journal am Abend in einem rund 30-sekündigen Beitrag berichtete.
"Götz Preuße aus Jena wird für seine Verdienste im Thüringer Schachsport mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt. Seit vielen Jahrzehnten setzt er sich dafür ein, das Schachspiel stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und von einer Randsportart zu einem Breitensport weiterzuentwickeln. Ihm zu verdanken sind neue Angebotsformen, Strategien und Konzepte, die darauf abzielen, Schach für weite Teile der Bevölkerung und insbesondere für Kinder zu öffnen." teilte die Thüringer Staatskanzlei in einer Presseinformation am 7. September mit.
Neben Götz Preuße wurde mit Peter Kästner ein weiterer Sportler (Wintersport) geehrt. Darüberhinaus erhielten drei Vertreter das Bundesverdienstkreuz am Bande, die sich in der Kommunalpolitik, im "Streben für Demokratie im Herbst 1989" und ihr "kirchliches und soziales Engagement" ausgezeichnet hatten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich habe nun die Freude, Herrn Götz Preuße aus Jena für seine Verdienste im Thüringer Schachsport auszuzeichnen. Seit vielen Jahrzehnten setzt er sich dafür ein, das Schachspiel stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und von einer Randsportart zu einem Breitensport weiterzuentwickeln. Ihm verdanken wir neue Angebotsformen, Strategien und Konzepte, die darauf abzielen, Schach für weite Teile der Bevölkerung und insbesondere für Kinder zu öffnen.Für sein Wirken als Trainer, Verbandsfunktionär und Wettkampforganisator darf ich ihm heute das Bundesverdienstkreuz aushändigen.
Es ist alles andere als ein Geheimnis: Schach ist weit mehr als nur ein Brettspiel.
Es ist ein komplexer Kosmos, der drei Komponenten vereint: Sport, Wissenschaft und Kunst.
Komplizierte Rechenoperationen verschmelzen mit taktischen Finessen. Mustererkennungen helfen dabei, die eigene Spielstrategie an den Gegner anzupassen. Und physische Fitness wird gebraucht, um eine anstrengende und mehrere Stunden andauernde Partie durchzustehen. Aus diesem Mix der Komponenten entsteht eine einzigartige Faszination, die bereits viele Generationen überall auf der Welt zu schätzen wussten. Mir gefällt am Schach besonders, dass es generationenübergreifend gespielt wird und Menschen unabhängig von Behinderungen, Herkunft oder Geschlecht am Schachbrett zusammenbringt.
Fairer kann ein Sport meiner Meinung nach nicht sein!
Herr Preuße kennt die vielen Vorteile und Facetten des Schachspiels bereits seit vielen Jahrzehnten. Seine persönlichen Spielerfahrungen und sein souveräner Überblick über die Schachszene in Thüringen erwiesen sich als wichtiges Startkapital, als 1990 der Thüringer Schachbund aus der Taufe gehoben wurde. Als Gründungs- und Präsidiumsmitglied bestimmte er die Geschicke des Verbandes über viele Jahre. In seiner Zeit als ehrenamtlicher Funktionär des Thüringer Schachbundes organisierte er zahlreiche Wettkämpfe, zum Teil mit hunderten von Spielerinnen und Spielern.
Darüber hinaus ist es der Weitsichtigkeit von Herrn Preuße zu verdanken, dass der Thüringer Schachbund rechtzeitig die Herausforderungen des demografischen Wandels in den Blick nahm. Das Ziel von Götz Preuße war, das Sportangebot den gegebenen Veränderungen anzupassen. Das bedeutete, vor allem die Jugend- und Seniorenarbeit des Verbandes zu stärken, um beide Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zu fördern.
Dass das Schulschach in Thüringen einen enormen Aufschwung erlebt, verdanken wir insbesondere dem Engagement von Götz Preuße. Er war der erste Experte, der sich in unserem Land für eine Stärkung des Schachs an den Schulen einsetzte, um die geistige Entwicklung der Kinder zu fördern. Aus vielen wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir: Schach stärkt das geistige Aufnahmevermögen und die Konzentrationsfähigkeit von Menschen aller Altersklassen. Aber insbesondere Kindern hilft das Spiel, ihr logisches Denkvermögen zu trainieren, ihre räumliche Vorstellungskraft zu verbessern und strategisches, verantwortungsbewusstes Handeln zu erlernen, was bessere Leistungen in vielen Schulfächern zur Folge hat. Dass Schulschach noch dazu Spaß macht, kann nur von Vorteil für den Unterricht sein.
Von den vielen positiven Effekten des Schulschachs überzeugt gewann Götz Preuße wichtige Partner in der Landespolitik für das Projekt, u.a. den damaligen Kultusminister. Seine intensive Lobbyarbeit sollte großer Erfolg beschieden sein: Mitte der 90-er Jahre startete das Schulschach an 12 Jenaer Schulen. Weil zu jedem Unterrichtsfach auch ein Lehrbuch gehört und ein solches Werk für den Bereich Schach jedoch nicht vorhanden war, verfasste Herr Preuße ein Arbeits- und Übungsheft mit dem Titel „Schach konkret“. Es gilt als hilfreiches Lehrbuch für Einsteiger, das für die Schönheit des Schachspiels zu begeistern vermag. Wie bei anderen Schulfächern auch bieten Leistungsvergleiche auf regionaler und sogar nationaler Ebene Kindern und Jugendlichen Ansporn, ihr Können im Schach unter Beweis zu stellen. Mehrfach organisierte Herr Preuße die Thüringer Schulschach-meisterschaften und baute sie zu Großveranstaltungen aus. Viele Talente förderte Herr Preuße persönlich. Auch auf diese Weise hat er sich um die Zukunftsfähigkeit der Thüringer Schachszene verdient gemacht. Sehr geehrter Herr Preuße, Sie gehören zu den Menschen, die mit größter innerer Überzeugung für ihre Ideen eintreten und Ziele über viele Jahrzehnte hinweg weitsichtig verfolgen. Sie haben dem Schach viele neue Freunde und Förderer gewonnen und sind dafür weite Wege gegangen. Ihre Liebe zum Schach haben Sie klug mit sozialem Engagement zu verbinden gewusst. Sie haben Startgeldvergünstigung für von Arbeitslosigkeit betroffene Menschen und Kostenerlass für Jugendliche eingeführt. Unter den vielen erfahrenen Organisatoren von Schachwettkämpfen sind Sie der Einzige in der Republik, der sowohl eine DDR-Meisterschaft (1990 in Bad Blankenburg) als auch eine gesamtdeutsche Meisterschaft (2004 in Höckendorf/Sachsen) ausgerichtet hat.
Von Rückschlägen haben Sie sich nie entmutigen lassen, sondern aus vielen erfolgreich organisierten Turnieren immer wieder neue Kraft gewonnen. Ich freue mich, dass ich Ihnen für Ihre Lebensleistung heute das Bundesverdienstkreuz übergeben darf.
Mit dem Orden sind meine besten Wünsche für Ihr Wohlergehen verbunden.
Ihr Ideenreichtum und Tatkraft werden auch weiterhin in unserem Land gebraucht.
Der Thüringer Kultusminister Herr Althaus unterstützte unsere Aktivitäten mit finanziellen Mitteln in Höhe von ca. 65.000 DM, so daß wir Schach in der Schule in verschiedenen Städten unterstützen konnten (Stadtilm, Jena, Weimar, Mühlhausen, Eisenach und Waltershausen). Es gelang mir gememeinsam mit Gerhard Richter in der Grundschule „Wilhelm Pieck“ Eisenach Schach in allen Klassen zu vermitteln. Wir haben zuerst 5 Lehrerinnen gewonnen und innerhalb eines Jahren wurde in allen Klassen Schach unterrichtet. Dies gelang auch nur, weil die damalige Direktorin uns maßgeblich unterstützt hat. Da für den Schachunterricht ein methodischen Schachheft gefehlt hat, habe ich gemeinsam mit Richard Brömel und Gerhard Richter das Schachheft “Schach-Konkret“ mit dem Auer-Verlag Donauwörth produziert, bei einer Auflage von 4.000 Stück. Den Vertrieb hatte ich als Thüringer Schachecke übernommen. Gegenwärtig ist Band 1 vergriffen.
Hinzu kommen noch verschiedene Schülerturniere und Seniorenveranstaltungen - in Kemer (Türkei), Abtenau (Salzburger Land) und Kramsach (Tirol). Wir führten auch mehrere Endrunden der Deutschen Schulschachmeistershaften durch.
Ein ganz wichtiger Punkt war das Beschaffen von Kleinsponsoren. Und dies gelang uns für das Schach gut und die Mittel waren ausreichend. Sparkassen und Giroverband Hessen-Thüringen, Oberbürgermeister Stadt Gotha und Mühlhausen, Landrat Gotha, Volksbank Jena und Sparkasse Jena.
Im Jahr 2004 führten wir die 75. Deutsche Meisterschaft in Höckendorf (Sachsen) mit dem Alleinsponsor Karl Wiegrink durch.
Nach einer schwierigen Herzoperation im Jahr 2005 ging es Jahr 2007 mit Turnieren richtig los. Es gab Turniere im RAMADA-Hotel Friderichroda, Fair-Hotel Jena, Hotel Schwarzer Bär Jena, Bad Frankenhausen, Schwarzburg und Gotha. Ab 2014 gab es nur zwei Turniere wegen meiner Gesundheit - in Mühlhausen und Friedrichroda.
Götz Preuße
MDR-Fernsehen Thüringen-Journal vom 11.09.2017 19:00 Uhr (von 17:43 min bis 18:14 min)
Ehemaliger Förderverein Schach Thüringen e.V.
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22358