Grand Prix 5. Runde: Keymer verliert die Partie, gewinnt aber viele Fans

Vincent Keymer hat beim FIDE Grand Prix in Berlin seine dritte Partie in Folge verloren. Doch was von außen betrachtet wie ein weiterer Dämpfer in einem harten Turnier wirken könnte, hat ganz Schachdeutschland fast vier Stunden in Atem gehalten. Vincent warf Levon Aronian den Fehdehandschuh hin und durfte sich lange Hoffnungen auf mehr als nur einen halben Punkt machen. In Zeitnot war ein Griff daneben leider genug, um am Ende eines beidseitig stark geführten Kampf die Partie zu Ungunsten des jungen Deutschen zu entscheiden.

Die Ausgangslage vor der Runde versprach durchaus eine interessante Paarung. Vincent Keymer hatte zwar bisher einen schwierigen Turnierverlauf und kam mit zwei Niederlagen hintereinander in die Partie, während Aronian die Gruppe souverän anführte. Aber gerade mit den weißen Steinen hatte Vincent bisher gute Leistungen gezeigt. Nachdem DSB-Präsident Ullrich Krause den Eröffnungszug für Runde 5 ausführte, machte der Saulheimer auch schnell deutlich: Er war gekommen, um der Nummer 6 der Weltrangliste einen Kampf zu liefern!

In der Folge reihten sich mehrere beste und starke Züge beider Seiten aneinander. Beide fanden die fast schon unmenschlichen besten Züge g5! sowie b4!, die auch deswegen so schwer zu sehen waren, weil sie (kurioserweise beide) jeweils einen Bauern opferten und gleichzeitig die eigene (!) Königsstellung aufrissen, während man sonst Bauern eher opfert, um die gegnerische Stellung aufzubrechen. Die konkreten Stellungen erforderten aber jeweils diese Entscheidungen und beide Seiten setzten mit hoher Präzision fort. Als Vincent auch noch im 24. Zug ein Qualitätsopfer anbot, das korrekterweise von Aronian verschmäht wurde, schien es für einen Moment so, als ob Vincent die Initiative ergreifen kann.

Leider hatte die komplizierte Stellung allerdings ihren Tribut auf Vincent Keymers Uhr gefordert. Die Stellung war nicht weniger kompliziert geworden, aber die Zeit vollkommen verbraucht. In Zeitnot entschied sich Vincent für einen Mattangriff und ein Opfer, übersah aber eine entscheidende Verteidigungsressource, die die Idee leider ins Leere gehen lässt und die Partie sofort in Aronians Sinne entschied. Ein bedauerliches Ende einer tollen, unglaublich stark geführten Partie, die begeistert hat und Lust auf mehr macht. Anschließend beantwortete Vincent noch unsere Fragen zur Partie und seinem Turnier im Interview.

Aronian hat nach diesem Sieg die Gruppe gewonnen, für Vincent geht es morgen mit Schwarz gegen Vidit Gujrathi noch einmal darum, dass Turnier gut abzuschließen und zu zeigen, dass er auch mit Schwarz gut gegen 2700+ Elo bestehen kann. Ab 15 Uhr heißt es wieder einschalten und live dabei sein auf www.schachdeutschland.tv!