12. März 2025
Ein letzter Kraftakt? Das könnte man fast so sagen. In diesen Tagen spricht GM Elisabeth Pähtz auf Nachfrage sehr viel über Kraft – über fehlende Kraft. „Mein Energielevel ist nicht mehr so hoch“, sagt sie, „und das merke ich aktuell in jeder Partie. Man muss schon sagen, dass ich eine Formkrise habe.“ Zweifellos spricht es für die deutsche Großmeisterin, dass sie damit offen umgeht. Manch andere würde sich abschotten – sie aber ist Profi durch und durch. Hinfallen, aufstehen, Krone richten. „Natürlich hatte ich auch schon andere Formkrisen – aber noch nie so eine extreme“, sagt sie: „Mal sehen, wann sie endet.“ Vielleicht schon unter südlicher Sonne. Wenn sie sich am morgigen Donnerstag, über München, auf den Weg zum FIDE-Grand-Prix nach Zypern (14. bis 25. März, erste Partien am Samstag) macht, legt sie für sich die Latte denn auch sehr niedrig auf. Hinfahren, so gut wie möglich performen – nach oben geht sowieso nichts mehr, die Qualifikation für das Kandidatinnen-Turnier 2026 ist unerreichbar. Zypern ist ihr letztes Turnier bei dieser Serie. Aber der Wettbewerb ist natürlich auch Prestigesache – denn dort spielen nur die Besten der Welt. Zu denen auch Elisabeth Pähtz zählt. Formkrise hin oder her.
Vor der vierten Etappe des Grand Prix der Frauen 2024/2025 in Nikosia, bei der wieder zehn Top-Spielerinnen um Punkte im Rennen um die Teilnahme am Kandidatinnen-Turnier kämpfen, fehle ihr aber die Vorstellung, wie sich binnen weniger Tage ihre Formkurve wieder erholen sollte, sagt Pähtz im Gespräch mit Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit: „Monaco war schon sehr frustrierend für mich.“ Nur drei Punkte aus neun Partien im Februar, kein Sieg. Gut, dass ihre Mutter Anna mit dabei war. Gemeinsam hatten sie auch viele schöne Stunden abseits des Schachbrettes. Wie sagte Elisabeth Pähtz in einem Interview mit einer FIDE-Moderatorin in Monaco: „Sie ist meine beste Freundin, die wichtigste Person in meinem Leben.“ Das war auf vielen Bildern zu sehen.
Wichtig ist aber auch ihr Vater. Er war lange ihr Trainer. „Elisabeth macht sich derzeit sehr viele Gedanken, weil sie eben nach wie vor ehrgeizig ist“, sagt GM Thomas Pähtz, „auch ich lasse sie nach Niederlagen in Ruhe. Dann kommt sie irgendwann von alleine wieder. Sie steht immer wieder auf.“ Er wisse um die aktuelle Formdelle, glaube aber auch fest daran, dass seine Tochter auch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau spielen werde. Wobei sie selbst sagt, dass sie langsam, aber sicher deutlich kürzer treten will im Leistungsschach. Man sollte nicht vergessen: Mit der Gründung der Erfurter Jugend-Trainingsgruppe 1991 durch Thomas Pähtz begann auch ihre beispiellose erfolgreiche Leistungssport-Karriere. Damals war sie sechs Jahre alt. Heute ist sie 40. Ein langer, anstrengender Weg, gepflastert mit unzähligen Titeln. Im Grunde, das weiß sie selbst, macht sie sich viel zu viele Gedanken – mehr jedenfalls als ihre Fans, die ihre Leistungen immer noch würdigen. Sie selbst aber sagt: „In Monaco habe ich wieder einmal gesehen: Entscheidend ist das Energielevel – ab der dritten, vierten Stunde Wettkampf.“ Und im Grand Prix ist sie eben die älteste Teilnehmerin.
„Ich hätte eigentlich nach der Olympiade eine längere Pause einlegen sollen“, sagt sie mit Blick auf einen anstrengenden Herbst. Aber zu viele Termine hatte sie für 2024 schon zugesagt. Sie hoffte dann zum Jahresende, mit Hilfe eines Mentaltrainers wieder neue Kraft zu schöpfen – es hat nur bedingt funktioniert. „Das war auch eine wichtige Erfahrung und hat psychologisch einiges gebracht – aber die Ergebnisse haben sich leider nicht verändert.“ Wobei sie weiterhin daran glaubt: „Die mentale Stärke ist oft der einzige Unterschied zwischen den Topspielern.“
Was ist 2025 noch von der Frontfrau des deutschen Schachs zu erwarten? Die Bundesliga-Endrunde in Deggendorf wird sie im Mai wieder für die OSG Baden-Baden spielen. Sie überlegt auch, im April beim Grenke-Turnier in Karlsruhe mal einen Abstecher in den Freestyle-Bereich zu machen. „Wenn, dann aber nur zum Spaß. Ich kann mir vorstellen, es mal auszprobieren.“ Und einen Vierer-Vergleich bei den Dortmunder Schachtagen im August mit IM Dinara Wagner und der erst 15-jährigen Chinesin IM Miaoyi Lu hat sie schon im vergangenen Jahr zugesagt – aber sonst? Es wird insgesamt weniger werden. Ihre Trainertätigkeit wird sie intensivieren, das Mädchenprojekt von GM Artur Jussupow und seiner Schachschule wird sie weiter als Online-Trainerin begleiten: „Artur und Nadja Jussupow tun so viel Gutes für das Mädchen- und Frauenschach, das muss ich einfach weiter unterstützen.“ Private Projekte rücken in den Vordergrund: Noch in diesem Frühjahr soll es losgehen mit einem Hausbau in ihrem Wohnort Bestensee bei Berlin. „Darauf freut sich die ganze Familie“, sagt auch Thomas Pähtz und verrät: „Wir wollen nach Fertigstellung zu unserer Tochter ziehen.“ Und ja, auch Elisabeth Pähtz freut sich darauf, bald Mama und Papa näher bei sich zu haben: „Mein Bruder ist ja als Professor für Physik beruflich in China gebunden – da war es klar, dass irgendwann meine Eltern aus Thüringen näher zu mir ziehen. Das wird sicher richtig schön.“ Hört sich an, als ob Turniere wie in Zypern nicht mehr die höchste Priorität haben. (mw)
Datum | Uhrzeit (MEZ) | Veranstaltung | Gegnerin von Elisabeth Pähtz |
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14.3. | Eröffnung | ||
15.3. | 14:00 | 1. Runde | Stavroula Tsolakidou (S) |
16.3. | 14:00 | 2. Runde | Jiner Zhu (W) |
17.3. | 14:00 | 3. Runde | Olga Badelka (S) |
18.3. | 14:00 | 4. Runde | Nana Dsagnidse (S) |
19.3. | 14:00 | 5. Runde | Harika Dronavalli (W) |
20.3. | Ruhetag | ||
21.3. | 14:00 | 6. Runde | Maria Musitschuk (S) |
22.3. | 14:00 | 7. Runde | Alexandra Gorjatschkina (W) |
23.3. | 14:00 | 8. Runde | Anna Musitschuk (S) |
24.3. | 13:00 | 9. Runde | Deshmukh Divya (W) |
18:00 | Siegerehrung |
Pl. | Spielerin | Land | GP | Tbilissi | Shymkent | Monaco | Nikosia | Indien | Österreich |
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1 | Alexandra Goryachkina | ![]() |
236,67 | ![]() |
1 (130) | 1-3 (106,67) | ![]() |
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2 | Bibisara Assaubayeva | ![]() |
197,5 | 2 (105) | 3-4 (77,5) | 9-10 (15) | ![]() |
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3 | Tan Zhongyi | ![]() |
170 | ![]() |
2 (105) | 4-5 (65) | ![]() |
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4 | Humpy Koneru | ![]() |
161,67 | ![]() |
5-6 (55) | 1-3 (106,67) | ![]() |
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5 | Stavroula Tsolakidou | ![]() |
149,17 | 3-5 (71,67) | 3-4 (77,5) | ![]() |
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6 | Alina Kashlinskaya | ![]() |
130 | 1 (130) | ![]() |
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7 | Batchujagiin Munguntuul | ![]() |
121,67 | ![]() |
9-10 (15) | 1-3 (106,67) | ![]() |
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8 | Kateryna Lagno | ![]() |
105 | ![]() |
7 (40) | 4-5 (65) | ![]() |
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9 | Alexandra Kosteniuk | ![]() |
85 | 7-8 (35) | ![]() |
6 (50) | ![]() |
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10 | Nana Dzagnidze | ![]() |
71,67 | 3-5 (71,67) | ![]() |
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10 | Anna Muzychuk | ![]() |
71,67 | 3-5 (71,67) | ![]() |
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12 | Divya Deshmukh | ![]() |
55 | ![]() |
5-6 (55) | ![]() |
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13 | Maria Muzychuk | ![]() |
50 | 6 (50) | ![]() |
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14 | Sarasadat Khademalsharieh | ![]() |
45 | 10 (10) | ![]() |
7-8 (35) | ![]() |
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15 | Rameshbabu Vaishali | ![]() |
35 | 7-8 (35) | ![]() |
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15 | Dronavali Harika | ![]() |
35 | ![]() |
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7-8 (35) | ![]() |
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17 | Nurgjul Salimova | ![]() |
30 | ![]() |
8 (30) | ![]() |
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17 | Elisabeth Pähtz | ![]() |
30 | ![]() |
9-10 (15) | 9-10 (15) | ![]() |
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19 | Lela Javakhishvili | ![]() |
20 | 9 (20) | ![]() |
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20 | Jiner Zhu (Lei Tingjie) | ![]() |
0 | ![]() |
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20 | Olga Badelka | ![]() |
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// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36333