2. April 2018
Die Nachziehenden erlebten in der 2. Runde der GRENKE Chess Classic ein kleines Waterloo. Gleich vier von ihnen holten sich eine blutige Nase. Nikita Witjugow schlug Georg Meier und verteidigte die Führung in der Tabelle. Lewon Aronjan gewann gegen Arkadij Naiditsch. Der volle Punkt war Balsam für seine geschundene Seele nach dem Kandidatenturnier. Maxime Vachier-Lagrave nutzte eine starke Vorbereitung, um Viswanathan Anand zu besiegen. Magnus Carlsen führte in der längsten Partie des Tages gegen Hou Yifan ein besseres Endspiel zum Sieg. Einen schönen Erfolg feierte Matthias Blübaum, der als einziger Schwarzspieler die Stellung hielt und Fabiano Caruana einen halben Zähler abknöpfte.
Viele Fans fragten sich im Vorfeld, wie Lewon Aronjan seine enttäuschende Leistung beim Kandidatenturnier verkraften würde. Die Antwort gab der armenische Großmeister gegen Arkadij Naiditsch am Brett. Gegen die Königsindische Verteidigung wählte er den klassischen Aufbau und das seltene Manöver mit der Entwicklung des Königsspringers über e2 nach g3. Nach bekannten Vorbildern besaß Aronjan Raumvorteil. Naiditsch versuchte sich mit Bauernvorstößen im Zentrum aus der Umklammerung zu befreien, doch das führte zu einigen Löchern in seiner Stellung. Aronjan stellte seine Figuren auf aktive Felder und nutzte die Felderschwächen im schwarzen Lager zum Sieg nach 35 Zügen aus.
Maxime Vachier-Lagrave gelang ein schöner Sieg gegen Viswanathan Anand. Die Akteure diskutierten eine ganz heiße Variante des Taimanow-Sizilianers mit einem Läuferopfer auf b5, das Schwarz nicht annehmen darf. Nach dem Rückzug des Läufers nach a4 dachte Anand über 30 Minuten nach und fand einen guten Weg, um die Partie im Gleichgewicht zu halten. In der Folge schaffte es der französische Großmeister seine Figuren besser zu zentralisieren und nach dem Damentausch in ein vorteilhaftes Endspiel überzuleiten. Nach und nach drang Vachier-Lagrave in die schwarze Stellung ein und Anand gab auf, bevor er einen wichtigen Bauern verloren hätte.
Fabiano Caruana kam gegen Matthias Blübaum nicht über ein Remis hinaus. Der Herausforderer von Magnus Carlsen bei der nächsten Weltmeisterschaft zeigte in einer Hauptvariante der Französischen Verteidigung eine kleine neue Idee und besaß im Mittelspiel die bessere Kontrolle über das Zentrum. Darauf basierend versuchte Caruana einen Angriff am Königsflügel zu initiieren, doch den brach er selbst abrupt ab durch einen Damentausch. Das führte zu einem ausgeglichenen Endspiel mit Turm und Läufer auf beiden Seiten, das die Kontrahenten durch eine Zugwiederholung remis gaben.
Magnus Carlsen gewann mal wieder eine dieser Partien, von der man nicht so richtig weiß, wie er es gemacht hat. Nach einer harmlosen Eröffnungsvariante der Italienischen Partie stand es sehr lange ausgeglichen. Ein kritischer Moment entstand nach dem weißen Vorstoß f4 im 26. Zug. Die chinesische Großmeisterin forcierte den Damentausch und ließ sich fortan in einem leicht schlechteren Endspiel drangsalieren. Der Weltmeister war in seinem Element und verbesserte durch fiese kleine Züge seine Figurenstellung. Er drang mit seinem Turm auf der d-Linie ein und vergrößerte seinen Vorteil durch die zusätzliche Aktivierung der verbliebenen zwei Leichtfiguren. Nach dem Bauerngewinn im 44. Zug war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Hou Yifan aufgeben würde.
Nikita Witjugow legte einen perfekten Start ins Turnier hin. Nach dem schönen Sieg gegen Matthias Blübaum zum Auftakt legte der russische Großmeister gegen Georg Meier nach. Im Duell der zwei Französisch-Experten überraschte Witjugow in der Vorstoß-Variante mit einem seltenen Bauernvorstoß im 8. Zug. Eine weitere wunderschöne Überraschung war die Aktivierung des Königs über e2 im 14. Zug, um den angegriffenen Läufer auf d3 zu decken. Nach dem Damentausch besaß Witjugow Raumvorteil und die bessere Bauernstruktur. Das Spiel verlief in der Folge trotz des reduzierten Materials taktisch kompliziert. Meier rasierte mit seinem Turm den weißen Königsflügel, doch Witjugow schnappte sich den schwarzen b-Bauern und ließ seinen "Soldaten" auf dieser Linie von der Leine. Meier versuchte auf der anderen Seite mit seinem h-Freibauern gegenzuhalten, doch der 31-jährige St. Petersburger holte sich zuerst eine neue Dame und gewann.
Br. | Weiß | Elo | Erg. | Schwarz | Elo |
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1 | GM Magnus Carlsen | 2843 | 1:0 | GM Yifan Hou | 2654 |
2 | GM Maxime Vachier-Lagrave | 2789 | 1:0 | GM Viswanathan Anand | 2776 |
3 | GM Lewon Aronjan | 2794 | 1:0 | GM Arkadij Naiditsch | 2701 |
4 | GM Nikita Witjugow | 2735 | 1:0 | GM Georg Meier | 2648 |
5 | GM Fabiano Caruana | 2784 | ½:½ | GM Matthias Blübaum | 2631 |
Pl. | Spieler | Land | Elo | Pkt. | Sg | SS | DV | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 |
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1. | GM Nikita Witjugow | 2735 | 2,0 | 2 | 1 | x | 1 | 1 | |||||||||
2. | GM Maxime Vachier-Lagrave | 2789 | 1,5 | 1 | 0 | x | ½ | 1 | |||||||||
2. | GM Lewon Aronjan | 2794 | 1,5 | 1 | 0 | x | ½ | 1 | |||||||||
2. | GM Magnus Carlsen | 2843 | 1,5 | 1 | 0 | x | ½ | 1 | |||||||||
5. | GM Fabiano Caruana | 2784 | 1,0 | 0 | 0 | ½ | x | ½ | |||||||||
6. | GM Georg Meier | 2648 | 0,5 | 0 | 0 | 0 | ½ | x | |||||||||
6. | GM Arkadij Naiditsch | 2701 | 0,5 | 0 | 0 | ½ | 0 | x | |||||||||
6. | GM Viswanathan Anand | 2776 | 0,5 | 0 | 0 | 0 | x | ½ | |||||||||
6. | GM Yifan Hou | 2654 | 0,5 | 0 | 0 | 0 | ½ | x | |||||||||
6. | GM Matthias Blübaum | 2631 | 0,5 | 0 | 0 | 0 | ½ | x |
Die dritte Runde der GRENKE Chess Classic findet heute ab 15 Uhr statt.
Br. | Nr. | Weiß | - | Nr. | Schwarz |
1 | 2. | Blübaum, Matthias | - | 10. | Carlsen, Magnus |
2 | 3. | Meier, Georg | - | 1. | Caruana, Fabiano |
3 | 4. | Naiditsch, Arkadij | - | 9. | Witjugow, Nikita |
4 | 5. | Anand, Viswanathan | - | 8. | Aronjan, Lewon |
5 | 6. | Hou, Yifan | - | 7. | Vachier-Lagrave, Maxime |
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Georgios Souleidis
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 23061