20. November 2015
Ein besserer Titel ist mir mal wieder nicht eingefallen. Zumindest bringt er die beiden denkbar knappen und umkämpften 1,5:2,5-Niederlagen der deutschen Mannschaften auf den Punkt. Beide Teams haben bis zum Ruhetag großartiges Schach und tollen Kampfgeist gezeigt und somit auch in der sechsten Runde gehofft, Zählbares zu holen. Wenn man es genau bedenkt, hat sich zu den Runden 1-5 eigentlich nicht viel geändert, denn die Einstellung und die Qualität des Spiels war weiterhin stark, in dieser Runde hat es nur leider nicht ganz gereicht. Doch das Turnier hat noch drei Runden und die ausgegebenen Ziele können noch erreicht, als Optimist würde ich sogar sagen übertroffen, werden. Aber eins nach dem anderen.
Die Männer hatten es gestern mit den starken Armeniern zu tun. Deren Brett 1 Lewon Aronjan gilt bereits als lebende Schachlegende und mischt seit Jahren in der absoluten Weltelite mit. Zuletzt war sein Sieg in St. Louis aufsehenerregend. Doch Liviu Dieter Nisipeanu ist auch nicht aus Pappe und leistete mit den schwarzen Steinen ganze Arbeit und erspielte sich souverän einen halben Punkt. Ein wichtiger halber Punkt, denn Aronjan kann mit Weiß jedem Spieler der Welt gefährlich werden.
Georg an Brett 2 mit Weiß hatte es mit Gabriel Sargissjan zu tun. Georg spielte eine sehr gute Partie und war sicherlich eines der Bretter wo der Bundestrainer auf einen vollen Punkt gehofft hatte. Georg tat alles um dieser Hoffnung zu entsprechen, musste am Ende aber trotzdem Remis machen.
An drei spielte Daniel gegen Chrant Melkumjan. Der Armenier spielte eine sehr starke Partie und konnte seinen Eröffnungsvorteil ausbauen und in einem schönen Angriff gegen Daniels König zum Sieg gelangen.
Blieb also wiederum Dennis um eventuell noch einen Mannschaftspunkt zu sichern. Er zeigte sich glänzend vorbereitet und erarbeitete sich auf dem Brett und auf der Uhr einen ansehnlichen Vorteil, der, der sich auch in Mehrmaterial widerspiegelte. Doch sein Gegner hatte immer etwas Spiel, das Dennis trotz Gewinnstellung nicht in den Griff bekam. Eine unglaublich spannende Partie, die aus Deutscher Sicht leider Remis endete.
Nach dieser ärgerlichen Niederlage geht es gegen Tschechien, schnell den gestrigen Tag vergessen Jungs und heute wieder angreifen!
4 | Armenien | Elo | 2½:1½ | Deutschland | Elo |
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1 | GM Lewon Aronjan | 2781 | ½:½ | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2683 |
2 | GM Gabriel Sargissjan | 2689 | ½:½ | GM Georg Meier | 2654 |
3 | GM Chrant Melkumjan | 2632 | 1:0 | GM Daniel Fridman | 2627 |
4 | GM Karen Grigorjan | 2616 | ½:½ | GM Dennis Wagner | 2575 |
Die Damen hatten mit den Ungarinnen einen Gegner auf Augenhöhe. Der erwartete spannende Kampf ließ nicht auf sich warten. Elisabeth an Brett 1 konnte mit den schwarzen Steinen eine angenehme Stellung erreichen, mal wieder im geschlossenen Sizilianer, diesmal mit frühem Lc4. Doch etwas Entscheidendes war die ganze Partie nicht zu sehen und so endete die Partie am Ende in der Punkteteilung.
Zoya hatte wohl eine gute Stellung mit Weiß an zwei erreicht. Sie drückte in einem Endspiel mit 2 Läufern und Turm, machte dann aber im 30. Zug Remis.
An vier hatte es Josefine mit Petra Papp zu tun. Im Spanier bahnte sich ein Theorieduell an - wie weit das alles vorbereitet war, dazu fehlt mir die schachliche Kompetenz in dieser Variante. Auf jeden Fall kann man die Stellung zu Beginn des Mittelspiels grob als ausgeglichen abschätzen. An einer Stelle hätte Josefine mit dem Zug c5 Vorteil erhalten können. Danach spielte ihre Gegnerin aber stark auf und übernahm die Kontrolle. Josefine kämpfte einfallsreich, musste sicher aber am Ende in die Niederlage fügen.
Bleibt also Melanie, die die Eröffnung auf Kampf anlegte und somit sofort signalisierte, dass sie die Partie nicht auf eine Punkteteilung gegen Anna Rudolf anlegte. Doch mit dem Partieverlauf konnte Melanie keinen Vorteil erlangen. Zwar dauerte das Endspiel noch eine ganze Weile, aber an einen Sieg war nicht mehr zu glauben. Trotzdem ein großer Kampf.
In der siebten Runde wartet Griechenland, viel Erfolg nach Island!
4 | Ungarn | Elo | 2½:1½ | Deutschland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | IM Szidonia Vajda | 2358 | ½:½ | IM Elisabeth Pähtz | 2462 |
2 | IM Ildiko Madl | 2343 | ½:½ | WGM Zoya Schleining | 2354 |
3 | IM Anna Rudolf | 2341 | ½:½ | WGM Melanie Ohme | 2301 |
4 | WGM Petra Papp | 2303 | 1:0 | Josefine Heinemann | 2224 |
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 20494
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