14. Oktober 2013
Satzungsgemäß fand der diesjährige FIDE-Kongress in Form des „Exekutivpräsidiums“ am 7. und 8. Oktober in der Hauptstadt Estlands statt. Im Wesentlichen handelte es sich um eine routinemäßige Arbeitssitzung, die jedoch durch den beginnenden Wahlkampf sowohl auf der FIDE- als auch ECU-Ebene zusätzliche Bedeutung bekam.
Garri Kasparow lud am ersten Abend (7.10.) zu einem Empfang ein, bei dem er seine Kandidatur zum FIDE-Präsidenten für das kommende Jahr bekannt gab. Seinem Ticket gehören der Unternehmer und Mitbegründer der Kasparov-Stiftung Europa Jan Callewaert aus Belgien, Scheich Mohammed bin Ahmed Al Hamed aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Milliardär Rex Sinquefield aus den USA und die Südafrikanische Sozialaktivistin Afrika Msimang an. Hinzu kommt überraschenderweise der noch amtierende FIDE-Generalsekretär Ignatius Leong aus Singapur. Diesem Ticket werden von den Beobachtern gute Wahlaussichten zugebilligt.
Zu Beginn des Kongresses betonte Kirsan Iljumschinow, dass er sich auch nach 18 Jahren Amtszeit nicht müde fühlt und erneut bereit ist, noch einmal als Präsident zu kandidieren. Er hat in dieser Zeit persönlich über 70 Millionen US-Dollar für die FIDE ausgegeben und erwartet von seinen Gegenkandidaten, dass sie keine Wahlkampfkosten verursachen und die eingesparten Gelder der FIDE für zusätzliche Aktivitäten zur Verfügung stellen. Seine beiden Schwerpunkte für die Zukunft werden die Bereiche Schach in der Schule (einschließlich der Unterstützung der nationalen Föderationen durch deren NOK’s) sowie die Kooperation mit dem IOC sein.
Die Schachföderationen von Saudi-Arabien, Tansania sowie Timor-Leste wurden aufgenommen, womit sich die Gesamtzahl der FIDE-Mitglieder auf 181 erhöht.
Die Finanzregularien wurden in einigen Punkten geändert. Aus Sicht der größeren Verbände (einschließlich des DSB) ist dabei von Bedeutung, dass die Gebührengrenze für Turnierregistrierungen von 15.000 € auf 25.000 € erhöht wurde. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Spieler-Wertungsgebühren von bis zu 1.500 € gestrichen wurden, entstehen dem DSB Mehrkosten von jährlich 8.500 €.
Dr. Dirk Jordan wurde auf Vorschlag des DSB als Mitglied der Veranstaltungskommission aufgenommen, Jürgen Kohlstädt als Referent bei Schiedsrichterseminaren nominiert.
Titel wurden folgenden DSB-Mitgliedern verliehen:
Die neuen FIDE-Regeln werden erst zum 1.7.2014 in Kraft treten. Einzelheiten dazu werden rechtzeitig von den DSB-Referenten veröffentlicht.
Die Jugend-Weltmeisterschaften 2015 wurden nach Porto Carras/Griechenland vergeben.
Es wurde für die Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaften eine Testphase von 3 Jahren beschlossen. Im nächsten Jahr wird sie in Vilnius, Litauen stattfinden, in den Jahren 2015 und 2016 ist Dresden Ausrichter.
Die FIDE erfüllt den WADA-Code komplett. Im letzten Jahr wurden 16 Wettkampf- sowie 3 Trainingstests durchgeführt. Von den insgesamt 103 Kotrollen war keine positiv. 15 Spieler befinden sich derzeit im so genannten „Testing Pool“. Die nationalen Föderationen sind gebeten, die FIDE über ihr Antidoping-Programm zu unterrichten.
In der Angelegenheit Jens Kotainy hat die Ethikkommission ein Verfahren wegen möglichen Verstoßes gegen den FIDE-Ethikcode eingeleitet, nicht jedoch gegen Falko Bindrich.
Im Anschluss an die Sitzung des Exekutivpräsidiums fand noch eine kurze außerordentliche Generalversammlung statt, auf der Klarstellungen zu den Vollmachtsregularien vorgenommen wurden, um im nächsten Jahr bei den Wahlen unnötige Probleme zu vermeiden. Margaret Murphy von den US-Amerikanischen Jungferninseln wurde zur Vorsitzenden des Wahlausschusses gewählt.
Im Rahmen der Sitzungen fanden auch zahlreiche Gespräche über die im nächsten Jahr ebenfalls stattfindenden Wahlen zum Präsidium der Europäischen Schachunion statt. Es werden derzeit zahlreiche Kandidaten gehandelt. Eine genauere Tendenz wird sich wohl erst Anfang nächsten Jahres abzeichnen.
Berlin, 12. Oktober 2013
Herbert Bastian, DSB-Präsident
Horst Metzing, FIDE-Delegierter
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9180