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IM Klaus Wockenfuß verstorben

9. Juli 2024

Klaus Wockenfuß trägt sich 1977 in das Turnierbuch von Bad Lauterberg ein (rechts Horst Metzing)

Wie erst jetzt durch Nachforschungen von Professor Ingo Althöfer bekannt wurde, verstarb der ehemalige Deutsche Meister Klaus Wockenfuß bereits am 11. Mai 2022 im Alter von 71 Jahren in seiner Wahlheimat München. Zuletzt lebte er allein und sehr zurückgezogen. Geboren in Schleswig-Holstein war der studierte Volkswirt beruflich in der Informatik tätig.

Wockenfuß gehörte in den 1970er und 1980er Jahren zu den besten Spielern der Bundesrepublik. 1976 gewann er überraschend in Bad Pyrmont die Deutsche Einzelmeisterschaft. In der letzten Runde dieses Turniers spielte er gegen Otto Borik die wohl wichtigste Partie seines Lebens: Borik, der bis dahin allein geführt hatte und dem ein Remis zum Titel gereicht hätte, wollte offenbar mehr und unterlag schließlich Wockenfuß, der als schwer zu besiegender Spieler ein ausgeprägtes Positionsverständnis besaß.

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In seinem besten Schachjahr 1976 gewann Wockenfuß als Nationalspieler den Mitropa-Cup und vertrat die Bundesrepublik Deutschland bei der Schacholympiade in Haifa, bei der er als Ersatzspieler mit 4,5 aus 6 ungeschlagen blieb und das Team einen 5. Platz erreichen konnte.

Video mit seltenen Aufnahmen der Haifa-Schacholympiade:

Von 1973 bis 1980 spielte Wockenfuß für die Kieler SG in der damals noch viergliedrigen Bundesliga.

Eine herausragende Rolle spielte Klaus Wockenfuß in der Geschichte der neu eingeführten eingleisigen Schachbundesliga, die 1980/81 ihre erste Saison absolvierte: Er ist der einzige Spieler, der die ersten 100 Wettkämpfe der Bundesliga komplett bestritt! In der Bundesliga spielte er von 1980 bis 1982 für Favorite Hammonia Hamburg, danach ab 1982 bis 1987 für Lasker-Steglitz Berlin, dabei bis zur Saison 1985/86 am ersten Brett von Lasker. Zwei Spielzeiten absolvierte er ab 1987 für den SK Zehlendorf Berlin. In der Saison 1989/90 war Wockenfuß bei Zehlendorf sogar Mannschaftskamerad des legendären Ex-Weltmeisters Michail Tal, der auf Vermittlung des sowjetischen Nationaltrainers Alexander Koblenz für die Berliner in der Bundesliga antrat. Wockenfuß war zuvor 1989 Teil eines Zehlendorfer Reiseteams, das ein Freundschaftsmatch mit dem Rigaer Schachklub in der lettischen Hauptstadt austrug, bei dieser Gelegenheit wurde auch der Einsatz von Tal beim Berliner Erstbundesligisten vereinbart.

SVg Lasker-Steglitz in der Bundesliga 1984: Panagiotis Cladouras, Martin Fette, Lucas Brunner, Klaus Wockenfuß, Dirk Paulsen, Thomas Grzesik, Harald Sielaff (Mannschaftsleiter), Albrecht Colditz (Vorsitzender des Vereins), Mladen Muše, Daniel Holzapfel und Reinhard Grüner

1987 erhielt Wockenfuß für seine Siege in den internationalen Turnieren von Wilhelmsfeld (1983) und Krakau (1986) von der FIDE den Titel eines Internationalen Meisters.

1988 siedelte Wockenfuß nach München über. Dort schloss er sich zunächst dem Milbertshofener Schachklub an, bei welchem er die Herausgabe einer eigenen Schachpublikation, der „Milbertshofener Schachbriefe“, in Angriff nahm. Leider blieb es bei nur einer Ausgabe der Schachbriefe, in welcher Wockenfuß 55 seiner besten Partien und eine kurze Autobiographie präsentierte. Dieses schmale Bändchen wird für immer sein schachliches Vermächtnis bleiben.

Nach seiner Mitgliedschaft in Milbertshofen war er noch passives Mitglied beim kleinen Münchner Klub „Trudering“ und spielte aktiv für Bayern München in der zweiten Bundesliga.

Wockenfuß galt in Schachkreisen als eigensinniger, zurückgezogener Charakter, der in Gesprächen sehr auf das Thema Schach fixiert war und sich gelegentlich auch recht kritisch zu den Leistungen anderer Schachmeister äußerte. In den Augen anderer Meister galt er als sehr solider, aber nicht allzu kreativer Spieler.

Wie solide Wockenfuß' Spielstil war, musste unter anderem der englische Großmeister Tony Miles am Brett erfahren:

Frustriert darüber, dass der Elo-schwächere „Underdog“ so zähen und erfolgreichen Widerstand leistete, spielte Miles die Partie gegen Klaus so lange weiter, bis jeder nur noch den blanken König auf dem Brett hatte und auch dann noch ein paar Züge weiter.

erinnert sich das Zehlendorfer Urgestein Dr. Freerk Bulthaupt an Klaus Wockenfuß.

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11415

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