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IM Nikolas Lubbe gewinnt das Braunschweiger GM-Turnier

29. Oktober 2019

Nikolas Lubbe beim 19. Internationalen Neckar-Open 2015

Der Schachclub Braunschweig Gliesmarode feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Eine sehr lange Zeit für einen Schachverein, der 1877 zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Schachbundes zählte. Zum 100-jährigen Jubiläum 1969 brachte der Verein eine Festbroschüre heraus, in diesem Jahr wurde ein Großmeisterturnier veranstaltet. Es fand vom 21. bis 26. Oktober in der Städtischen Bibliothek von Braunschweig statt. Daraus als Sieger ging ein Braunschweiger hervor: IM Nikolas Lubbe gewann mit 6½ aus 9 und erzielte dabei eine Elo-Leistung von 2608, was zugleich eine Großmeisternorm bedeuten würde! In der letzten Runde mußte sich Lubbe aber ganz schön strecken, um GM Nikita Meschkows (Lettland) noch niederzuringen.

Einen wichtigen Punkt auf dem Weg zum Turniersieg erzielte Lubbe gleich in Runde 1, als er seine Ehefrau, die 105-fache Nationalspielerin WGM Melanie Lubbe, bezwingen konnte.

Hier die Abschlußtabelle und die Partien:

Pl. Titel Name Elo Land 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Pkt. SoBe
1. IM Nikolas Lubbe 2431 * 0 1 ½ ½ ½ 1 1 1 1 6,5 25,00
2. IM Valentin Buckels 2442 1 * ½ ½ ½ 1 ½ 0 1 1 6,0 25,00
3. GM Nikita Meschkows 2548 0 ½ * ½ ½ 1 ½ 1 1 1 6,0 22,00
4. GM Michal Krasenkow 2622 ½ ½ ½ * 1 ½ ½ 0 1 1 5,5 22,25
5. IM Radoslav Gajek 2411 ½ ½ ½ 0 * ½ 1 1 0 1 5,0 20,00
6. GM Sergej Owsejewitsch 2617 ½ 0 0 ½ ½ * 1 1 0 1 4,5 17,00
7. Jari Reuker 2394 0 ½ ½ ½ 0 0 * 1 1 1 4,5 15,75
8. IM Jakob Leon Pajeken 2323 0 1 0 1 0 0 0 * 1 ½ 3,5 14,75
9. WGM Melanie Lubbe 2242 0 0 0 0 1 1 0 0 * 1 3,0 10,00
10. FM Filip Boe Olsen 2380 0 0 0 0 0 0 0 ½ 0 * 0,5 1,75
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D02
Stefan Ewert, Dirk Rütemann (beide Schiedsrichter), Valentin Buckels (2. Platz), Michal Krasenkow (4. Platz), Wolfgang Pajeken (hinten, Turnierdirektor), Nikolas Lubbe (1. Platz), Michael S. Langer (Klubvorsitzender und Präsident des Niedersächsischen Schachverbandes), Nikita Meschkows (3. Platz), Jürgen Waldschläger (2. Klubvorsitzender), Radoslav Gajek (5. Platz), Michael Oberbacher (Klubkassenwart)

Geschichtliches zum Schachclub Braunschweig Gliesmarode von 1869

Am Samstag, dem 16. Oktober im Jahre 1869 wurde der Braunschweiger Schachclub gegründet. Am Samstag, dem 28. Februar 2004 erfolgte die Verschmelzung des Braunschweiger Schachclubs von 1869 mit dem Schachklub Gliesmarode von 1925 zum Schachclub Braunschweig Gliesmarode von 1869 [sh. auch NSV]. Über die Gründung im 19. Jahrhundert findet sich erstmals ein Hinweis in der Schachzeitung der Berliner Schachgesellschaft im Dezemberheft 1869:

Braunschweig, (C. F.) Ihre Mittheilungen merken wir an. Es ist uns stets lieb, das Schachtreiben betreffende Nachrichten zu empfangen.

In der Januarausgabe wird der Herausgeber der Schachzeitung, Johannes Minckwitz, konkreter. Der Leser erfährt nun wer C. F. ist und das in Braunschweig ein Schachklub gegründet wurde:

Aus Braunschweig. Der Unterzeichnende erlaubt sich, Ihnen die Mittheilung zu machen, dass sich endlich auch hier am Orte ein Schachclub gegründet hat, der bisjetzt 30 Mitglieder zählt. Sind unter uns auch keine Schachgrössen, ja nicht einmal die besten Spieler der Stadt, so beseelt doch alle ein reger Eifer, Lust zur Theorie und grosse Opferfreudigkeit. Bei der Aufstellung der Statuten kamen uns auf meine Bitte die Vereine von Barmen (der liebenswerte Herr J. Asbeck jun.) und Cöln durch Uebersendung der dortigen Statuten zu Hülfe. An der Spitze des Clubs steht ein Vorstand von drei Personen: Herr Kaufmann Mielziner als Präses, der Unterzeichnete als Secretär, der Herr Ingenieur Heckner als Cassirer. Wir haben ein sehr schönes Zimmer in Schapers Hotel zu unsern Zusammenkünften gemiethet und kommen wöchentlich zweimal zur gemeinschaftlichen Uebung zusammen. Zu weiterer Fortbildung haben wir angeschafft: Bilguer, Portius, Lange (Lehrbuch), Wettspiele des Morphy, Leipziger Schachzeitung und einige andere Sachen. -- Sehr wünschenswert wäre es uns, einem grösseren Verbande, dem norddeutschen Schachbunde, anzugehören, und überhaupt in Verkehr mit andern Vereinen zu treten.

Sollte es Ihnen angenehm sein, über die Weiterentwicklung unseres jungen Vereins etwas zu hören, so würde ich nicht versäumen, Ihnen Mittheilung zu machen.

Unter Versicherung etc.

Lehrer C. Freystedt,
Secretär des Braunschweigschen Schachclubs

Die in den ersten Jahren angeschaffte Schachliteratur war so umfangreich, das der Verein schon 1880 mit ca. 600 Bänden eine der umfangreichsten und weitgehend vollständigsten Sammlungen von Schachbüchern besaß. 2008 übergab der Schachklub seine Schachbibliothek der Braunschweiger Stadtbibliothek [sh. auch ChessBase: "Jubiläumsturnier: 150 Jahre Braunschweiger Schachklub"].

Zum Schachklub Gliesmarode, der 1925 gegründet wurde und sich 2004 mit dem Brauschweiger Schachclub zusammenschloß, schreibt der vereinigte Klub auf seiner Webseite www.sbg1869.de/verein:

Der Schachklub Gliesmarode wurde 1925 als Arbeiterschachverein der Firma Voigtländer gegründet. In den Wirren der NS-Zeit und des Krieges ruhte allerdings das Vereinsleben und erst nach 1945 wurde der Schachbetrieb wieder aufgenommen. Ursprüngliche Spielstätte war der Gliesmaroder Turm bis in den 90er Jahren ein Wechsel zur Brunsviga stattfand.

In der Arbeiter-Schachzeitung, die uns leider nur bis Juni 1925 vorliegt, ist darüber wahrscheinlich nichts zu finden. Im Februarheft 1925 steht aber auf Seite 60 eine Meldung aus Hannover, wo am 5. Oktober des Jahres "die Schachfreunde aus Braunschweig" zum Bezirksturnier zu Gast waren. Hannover siegte 7:3 und die Braunschweiger verabschiedeten sich mit dem Wunsch, Hannover in Braunschweig als Gäste begrüßen zu dürfen.

Frank Hoppe

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10156

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