18. Juli 2025
"Schach ist Leben“, sagt GM Zahar Efimenko gerne. Und er betont, dass ein ganzes Leben nicht ausreiche, um alles über Schach lernen zu können. Was im Umkehrschluss bedeutet: Auch der beste Lehrer kann seinen Schülern und Schülerinnen nicht alles beibringen. Aber Efimenko wird es zumindest versuchen. Der 40jährige Ukrainer ist ab sofort der oberste Schachlehrer im deutschen Frauenschach. Die Findungskommission des Deutschen Schachbundes hat sich für den Großmeister aus Delmenhorst als neuen Frauen-Bundestrainer entschieden, der damit die Nachfolge von GM Yuri Yakovich antritt. Sein Vertrag läuft ab 1. August, „aber im Grunde beginne ich sofort mit der Arbeit“, sagt Efimenko, „ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und habe bereits die Team-EM im Oktober in Batumi im Visier.“ Schon in Kürze möchte er den EM-Kader bekannt geben. DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach bezeichnet Efimenko als Wunschlösung: "Es freut mich, dass wir nicht nur sehr zügig die Stelle des Bundestrainers für die Frauen neu besetzen konnten, sondern dass wir mit Zahar Efimenko eine sehr kompetente Persönlichkeit gefunden haben", so die DSB-Chefin: "Ich hoffe auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit." Zu überzeugen wusste Efimenko nicht nur fachlich, wie DSB-Sportdirektor Kevin Högy betont, sondern er kam auch menschlich bei den Spielerinnen gut an. Und das auf durchaus ungewöhnliche Weise: bei einem Onlinetraining mit den Nationalspielerinnen.
Warum sich die Auswahlkommission des DSB aus einer Vielzahl von Bewerbern und Bewerberinnen für Efimenko entschieden hat? „Weil er einfach gut ist“, sagt Högy spontan, und fügt hinzu: „Er war einfach in jeder Bewerbungsrunde der Kandidat, der am meisten überzeugt hat.“ Er sei rasch der Favorit des Gremiums gewesen und habe dies dann auch „im Umgang mit den Kaderspielerinnen noch einmal unter Beweis gestellt. Da konnte er eine klare Mehrheit für sich überzeugen.“
Die vielversprechendsten Kandidaten absolvierten allesamt Probetrainings mit den DSB-Athletinnen. „So konnten sich auch die anderen Spielerinnen einen Eindruck verschaffen“, sagt WGM Josefine Safarli, die Aktivensprecherin des DSB, die der Findungskommission angehörte: „Ich habe versucht Termine zu wählen, bei denen möglichst viele Spielerinnen anwesend sein konnten - und so waren wir beim Training mit Efimenko auch zu siebt.“ Neben ihr noch FM Lara Schulze, WGM Jana Schneider, WGM Fiona Sieber, WGM Hanna Marie Klel, WGM Kateryna Dolzhykova und zeitweise auch GM Elisabeth Pähtz. „Wir empfanden ihn durchweg als sehr sympathisch und fanden es auch gut, dass er das Training auf Deutsch durchgeführt hat“, sagt Safarli, „das war für uns zwar nicht das wichtigste - aber es ist natürlich praktisch, wenn der Bundestrainer Deutsch spricht. Zudem hat er bereits einige Trainererfahrung auf hohem Niveau.“ Schnell sei klargeworden, „dass er in der Theorie sehr fit ist, was bei den Mannschaftsturnieren in der Vorbereitung von großem Vorteil sein wird“, so Safarli. Das Probetraining dauerte 90 Minuten - zum Thema Angriff.
Efimenko – ein bekanntes Gesicht der Schachszene. Seine höchste Elozahl war 2711 im Jahr 2011. Heute sind es 2565 Elo. Als Achtjähriger hat er das Spiel erlernt - und war schon früh erfolgreich: Jugendweltmeister mit 14 Jahren, Großmeister mit 17 Jahren, ukrainischer Meister im Einzel mit Anfang 20 - und Team-Olympiasieger 2010. Der Schachprofi spielt seit 2003 für Werder Bremen. Als Trainer arbeitete er mehrfach im Team von GM Vladimir Kramnik, GM Ruslan Ponomarev und GM Pavel Eljanov. Er trainierte jahrelang auch Talente wie Zhansaya Abdumalik, die mittlerweile den GM-Titel hat, und Vadim Petrovskyi.
Mit einem Visum für Leistungssportler konnte Zahar Efimenko vor drei Jahren gemeinsam mit seiner Frau Maria, die selbst auch WIM ist, und dem gemeinsamen Sohn, aus der Ukraine ausreisen. Von Uschhorod im Westen der Ukraine nach Delmenhorst. "Wir mögen die Stadt, fühlen uns hier sehr wohl', erklärt der Schachprofi, der Jura studiert hat - sich aber für Schach als Beruf entschied. An der örtlichen Volkshochschule hat er als Dozent auch schon Schachkurse gegeben. Dort, wo er selbst auch Deutsch gelernt hat. Er selbst besitzt die C-Lizenz Leistungssport. Als Hobbies gibt er an, gleich mehrere Sportarten zu betreiben. So ist er auch ein sehr ausdauernder Läufer. "Du brauchst im Schach eine gute physische Verfassung", sagt er. (mw)
Seit 2003 spielt er für den SV Werder Bremen.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36729