12. Februar 2015
Unserem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein: Elisabeth Pähtz reist jetzt doch im März zur Frauenweltmeisterschaft nach Sotschi, um im nervenaufreibenden "K.o-System-Lotterie-Modus" ihren Gegnerinnen die Stirn zu bieten. Wir haben Elisabeth gefragt, wie es dazu kam und wie es jetzt weiter geht.
DSB: Elisabeth, Mitte März startet die Frauen WM in Sotschi, Russland. Wir hatten uns schon auf Deine kompetente Berichterstattung zu dieser WM gefreut. Nun bist Du überraschenderweise selbst eine der Teilnehmerinnen. Wie kam das? Kannst Du für diejenigen, die da nicht so versiert sind erklären, wieso Du jetzt doch noch einen Startplatz erhalten hast?
E.P.: Anfang Januar hatte der DSB auf meinen Wunsch hin einen Freiplatzantrag für die kommende Einzel-WM der Frauen gestellt. Aufgrund meiner Elo-Zahl rechnete ich mir gute Chancen auf einen Freiplatz aus. Fast alle vor mir innerhalb der Top-Liste waren bereits qualifiziert oder hatten weniger als die vorgeschriebenen 30 Turnierpartien gespielt. Letztendlich ging die Wildcard jedoch an Natalja Schukowa. Meine letzte Hoffnung, doch noch an der WM teilnehmen zu können, war damit nach Elo-Zahl. Nur die Absage einer qualifizierten Spielerin aus den Kategorien WM-Finale, WM-Halbfinale, Juniorinnen-WM oder eben Elo-Zahl machte ein Nachrücken möglich. Durch die Absage Hou Yifans bekam ich letztendlich den Startplatz.
DSB: Hattest du Deine Teilnahme bereits abgeschrieben?
E.P.: Eigentlich schon. Allerdings stirbt die Hoffnung zuletzt. Mir war bekannt, dass drei Spielerinnen aufgrund persönlicher Angelegenheiten die WM absagen werden. Ich rechnete mir jedoch nur geringe Chancen aus, da ich bei den beiden Europameisterschaften nicht sonderlich gut abgeschnitten hatte und davon auszugehen war, dass die nächstplatzierten Spielerinnen der Meisterschaften „nachrutschen“ werden. Erst als ich durch Zufall erfahren hatte, dass Hou Yifan ihre Teilnahme in Sotschi abgesagt hat, schöpfte ich neue Hoffnung und meine Vorahnung, dass ich vielleicht doch noch dabei sein kann, wurde ein paar Tage später auch Realität.
DSB: Wann und wie wurdest Du informiert?
E.P.: Während des Gibraltar-Opens bekam ich eine Nachricht vom FIDE-Office auf Facebook. Einen Tag später dann die offizielle E-mail.
DSB: Was passiert jetzt in den verbleibenden Wochen bis Mitte März? Gibt es eine spezielle WM-Vorbereitung?
E.P.: Visumantrag, Training und körperliche Ertüchtigung. Und ja, es wird eine spezielle Vorbereitung geben.
DSB: Hattest du bereits feste Zusagen für andere Dinge/Turniere bzw. andere Pläne, die Du jetzt „umschmeißen“ musst?
E.P.: Ich hatte vor, das Open in Cappelle la Grande nach 14-jähriger Pause wieder einmal mitzuspielen. Das habe ich zwischenzeitlich abgesagt.
DSB: Wie weit musst Du kommen um mit Deiner Leistung zufrieden zu sein?
E.P.: Die ersten zwei Matche zu überstehen, wäre toll. Alles andere danach gigantisch.
DSB: Für wann hast Du Deinen Rückflug gebucht?
E.P.: Bisher habe ich weder Hin- noch Rückflug gebucht.
DSB: Konntest Du bereits ausrechnen gegen wen Du (wahrscheinlich) in Runde 1 antreten musst?
E.P.: Es werden vermutlich die Elo-Zahlen vom März herangezogen. Ich nehme an, es wird eine Gegnerin mit einer Elo-Zahl zwischen 2400-2420 sein.
DSB: Die Frauen-WM wird im K.o.-System gespielt – was hältst Du von diesem Spielmodus? Spielst Du gerne im K.o.-System oder favorisierst Du Schweizer System oder Rundenturniere?
E.P.: Der Modus ist vergleichbar mit einer Lotterie. Es gibt keine Garantien und alles ist möglich. Ein kleiner Fehler und man ist sozusagen weg vom Fenster. Das ist natürlich sehr nervenaufreibend.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was der beste Modus wäre. Ich könnte mir bei den Frauen auch ein „Kandidatinnenturnier“ vorstellen analog zu den Männern.
DSB: Vielen Dank!
Die Fragen für den DSB stellte Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19412