15. September 2017
Das Kandidatenturnier 2018 kommt nach Berlin. Seit Bekanntgabe des Veranstaltungsortes durch die FIDE sind die Schachfans in Deutschland elektrisiert. Damit wird Deutschland Gastgeber des wohl am stärksten besetzten Schachturniers der Nachkriegszeit. Zudem dürfte sehr viel Spannung über den Runden liegen, denn es geht am Ende darum, wer ein gutes halbes Jahr später den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen) herausfordert. Der Deutsche Schachbund wird als Partner des Ausrichters Agon Limited alles für eine erfolgreiche Durchführung organisieren. Grund genug, Ullrich Krause, Präsident des Deutschen Schachbundes, nach seinen Erwartungen und Plänen zu fragen.
DSB: Ullrich Krause – kaum sind Sie im Amt, da platzt die Nachricht über ein in Deutschland nie da gewesenes Schachereignis herein. Wie überrascht waren Sie persönlich?
U.K.: Mein Vorgänger Herbert Bastian hatte schon davon gesprochen, dass es sehr gut möglich wäre, dass das Kandidatenturnier nach Berlin vergeben wird. In den letzten Monaten gab es mehrere Kontakte zu AGON, aber die tatsächliche Entscheidung kam für mich dann doch überraschend schnell. Mein Dank geht an Herbert Bastian für die geleistete Vorarbeit und an alle, die diese Arbeit in den letzten Monaten kontinuierlich fortgesetzt haben. Es gab in der Tat noch nie ein Kandidatenturnier in Deutschland, und ich freue mich sehr über diese großartige Möglichkeit, unseren Sport in der Öffentlichkeit zu präsentieren!
DSB: Es werden – abgesehen natürlich vom Weltmeister – die besten der Welt in Berlin sein. Ein Spieler unseres Verbandes wird aber wohl nicht teilnehmen?
U.K.: Nein. Es gibt eine Wildcard, aber die wird nur an Spieler vergeben, die eine ELO-Zahl jenseits der 2700er Grenze haben, und diese Bedingung erfüllt zurzeit kein deutscher Spieler. Um eventuellen Nachfragen gleich vorzubeugen: Wir wissen auch nicht, wer diese Wildcard bekommen wird.
DSB: Berlin ist immer eine Reise wert, aber was versprechen Sie den Tausenden von Schachspielerinnen und Schachspielern für den März 2018?
U.K.: Es wird im März in Berlin viele Möglichkeiten geben, sich schachlich zu betätigen, entweder als Zuschauer beim Kandidatenturnier oder als Zuhörer beim Live-Kommentar oder als Teilnehmer bei Schnellschach- oder Blitzturnieren oder einer anderen schachlichen Veranstaltung. Ich gehe davon aus, dass uns der Berliner Schachverband und die Berliner Vereine unterstützen werden, freue mich aber auch über Ideen aus anderen Verbänden. Und natürlich wird sich auch der DSB diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wenn ich mich an die Schnellschach- und Blitzweltmeisterschaft im Jahr 2015 erinnere, war sowohl die Schachbegeisterung als auch die Anzahl der Zuschauer vor Ort sehr groß. Ich hoffe sehr, dass das im März 2018 genauso sein wird!
DSB: Schon jetzt sind Stimmen laut, die zwar einerseits die Freude über die Ausrichtung teilen, andererseits aber befürchten, das nach dem Event der Schachsport hierzulande wieder im Schattendasein abtaucht. Was entgegnen Sie diesen Stimmen?
U.K.: Das liegt an uns! Direkt im Anschluss an das Kandidatenturnier findet das Grenke-Chess-Open statt, und danach gibt es dann noch die zentrale Bundesliga-Endrunde, ebenfalls in Berlin. Diese einmalige Konstellation ist eine ebenso einmalige Möglichkeit, nachhaltig für den Schachsport zu werben. Das wird allerdings nur dann gelingen, wenn wir uns aktiv betätigen. Jetzt schon darüber zu spekulieren, wie wenig nachhaltig der Effekt dieses bemerkenswerten Schachfrühjahrs sein könnte, erscheint mir wenig hilfreich.
DSB: Das Teilnehmerfeld ist ja noch nicht komplett, einige Plätze sind noch zu vergeben. Wer ist aus Ihrer Sicht der vielleicht aussichtsreichste Kandidat für das WM-Match?
U.K.: Ich würde mir wünschen, dass der ehemalige Berliner Levon Aronian sich über den aktuell laufenden World Cup für das Kandidatenturnier qualifiziert und dann dort eine möglichst gute Rolle spielt. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung, es gibt natürlich auch einige andere Spieler, die das Kandidatenturnier gewinnen können.
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