15. November 2017
Am Sonntag, dem 12. November brachen vier deutsche Starter zur Junioren-WM ins höher gelegene Tarviso auf. Vincent Keymer, seine Mutter und ich wählten den gemütlichen Zug nach Villach. Die Zugfahrt verlief einigermaßen entspannt und der Zeitnachteil wird durch die Bewegungsfreiheit während der Reise aufgewogen. In Villach stieß dann Vincents Sekundant zu uns: nennen wir ihn vorerst Mr. X. Ein freundlicher Taxifahrer brachte uns über die Grenze ins beschauliche Tarviso. „Über die Grenze“ klingt für mich immer noch abenteuerlich und gefährlich, war es aber nicht wirklich!
Alexander Donchenko, Rasmus Svane und Josefine Heinemann wählten den profanen Flieger nach Venedig und mussten dafür zur Strafe zwei Stunden Bus fahren.
Die Suche nach dem Palazzo de Sport, dem Spielsaal, erwies sich als schwieriger, als gedacht. Alle Wege führen zwar nach Rom, aber nur ein einziger zum Sportpalast in Tarviso.
Nachdem alle gegen 23.00 Uhr eingetroffen und gesättigt waren, stand einem schönen Turnier eigentlich nichts mehr im Wege. Weit gefehlt.
Ich dachte mit über 30 Welt- und Europameisterschaften hätte ich alles gesehen, alle Fehler wären gemacht und es entwickelt sich eine „Schwarmintelligenz“ für Schachorganisatoren. Leider findet die FIDE immer neue Organisatoren, die vom Jupiter auf die Erde fallen und das erste Mal ein Schachturnier organisieren. Warum muss das ausgerechnet eine Weltmeisterschaft sein?
Ich nenne nur die schlimmsten Regelverstöße und No Goes während des Technical Meetings:
Es drängten sich über 100 Leute an einem Tisch um ihr Namensschild zu ergattern. Es gibt dort bewährte Systeme. Entweder werden die Länder aufgerufen, oder es gibt Schaltergruppierungen nach Alphabet, A bis E usw. Oder man gibt einer Person 250 Schilder in die Hand und diese sucht auf Zuruf das richtige raus. Chaos pur!
Der Start der ersten Runde im Sportpalast konnte mit geringer Verzögerung vonstatten gehen. Gespielt wird in einer Sporthalle mit Tribünen für die Zuschauer. Allerdings ist es arg kalt. Kein Wunder bei Außentemperaturen unter Null und offenen Eingangstüren. Die Temperaturen im Spielsaal bewegten sich geschätzt zwischen 14 und 16° Celsius. Keine Freude, wenn man länger als 5 Stunden spielt!
Der Start der Deutschen verlief mit 3 aus 4 nicht souverän. Ausgerechnet Rasmus verwechselte die Eröffnungszüge und vergaß im weiteren Verlauf auch noch die Möglichkeit einer Notbremse. Es gibt Remis im Schach! 3 aus 4 lässt drei Spieler nach vorn rücken und Rasmus verbleibt fürs Erste in den Niederungen des Feldes.
Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer
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