Kadetten-WM in Kasachstan mit viel deutschem Kampfgeist

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Das beste DSB-Ergebnis fährt am Ende das einzige Mädchen ein: Sara Vignesh holt sieben Punkte aus elf Partien

Das Fazit des Bundesnachwuchstrainers viel versöhnlich aus. „Ich bin nicht enttäuscht“, sagte IM Bernd Vökler, „es lief im Grunde wie erwartet. Wir trafen auf viele unterbewertete Nationen, das war schwer für unser Aufgebot. Man hat bei unserem Team durchaus Entwicklungspotenzial für die Zukunft gesehen.“ Kurzum: Die von den beiden Trainern FM Hendrik Hoffmann und FM Thomas Michalczak begleitete Kadetten-WM (U8 bis U12) in der kasachischen Millionenstadt Almaty endete eher unspektakulär. Für das beste Ergebnis sorgte das einzige Mädchen im DSB-Ensemble: Mit sieben Punkten aus elf Runden erreichte Sara Vignesh (Girls U10) Platz 20. Alexander Subenko (U8/Platz 34) polierte seine Bilanz mit einem starken Schlussspurt auf.

Runde neun war das Highlight, wie Delegationsleiter Hendrik Hoffmann vermeldete: 7,5 Punkte aus 9 für Team Germany. Sein Bericht:

„Spätestens jetzt schiebt sich Sara ins Rampenlicht. Auch haben mittlerweile alle die 50-Prozent-Marke erreicht. Eine Achterbahnfahrt erlebt Paul: Er wird zunächst überspielt, dann ändert sich Stockfishs Resultatprognose zwischen Zug 36 und 46 insgesamt neunmal, mit dem besseren Ende für Paul (Partie bei Lichess). David, der einen 0:3-Fehlstart erwischt hatte, schraubt die Punktausbeute in seinem "Zweitturnier" (ab Runde 4) auf 5,5 aus 6. Leider verliert Hugó eine anstrengende, zweischneidige Partie, was dann auch noch in den letzten Runden nachwirken wird. Mit der Vorschlussrunde biegen wir auf die Zielgerade ein. Der deutsche Generalkonsul ist zur Ausführung des feierlichen ersten Zuges

anwesend und überrascht mit 1.Sf3! Auch für ein Teamfoto steht er zur Verfügung.  Arian geht geschwächt (vermutlich von einem Magen-Darm-Virus) in die Partie. Dennoch spielt er beständig auf Sieg, was leider nicht belohnt wird. Mehr Erfolg hat Alexander Subenko, der einem Eröffnungsunfall hinterherläuft, dann aber den gegnerischen Läufer erobert. Tino gewinnt endlich mal "einfach". Einen großen Kampf liefert Alexander Blem gegen seinen ratingstärkeren Opponenten. In der Crunchtime reicht dann allerdings ein Fehlgriff. Und Sara? Bleibt cool uind steht nunmehr bei sieben Punkten.

So sind die deutschen Augen am Schlusstag vor allem auf Brett G10.5. gerichtet. Geht da was? Sara muss mit Schwarz gegen die starke Inderin Vanshika Rawat antreten. Zwischenzeitlich sieht es gar nicht so schlecht aus, doch recht bald setzt sich die größere Abgeklärtheit der Favoritin durch. Dennoch kann Sara insgesamt auf einen überaus gelungenen Auftritt zurückschauen und sogar ein Elo-Plus verzeichnen.  Zuvor hat Tino für den schnellsten Punkt in unseren 99 Partien gesorgt - sein Gegner erschien nicht. Glück und Pech liegen auch jetzt wieder teilweise sehr nah beieinander. Insbesondere David und Paul müssen dies auf ihren Brettern erfahren.

Fazit: Alle deutschen Teilnehmer erreichten 50 Prozent und mehr. Besonders augenfällig der nimmermüde Kampfgeist: Die Remisquote lag unter 20 Prozent, alles wurde ausgekämpft. Erfolgreichste Nation war Kasachstan (drei Titel). Ebenfalls drei Medaillen gewannen die USA, China (je 1/1/1) und Indien (1/0/2). Für mich persönlich war das gute Abschneiden der mongolischen Teilnehmer (0/1/1) überraschend – für Insider wie den US-amerikanischen Delegationschef allerdings nicht. Die Gastgeber stellten mit Abstand das größte Teilnehmerkontingent: Mehr als ein Viertel der insgesamt 842 Teilnehmer kamen aus Kasachstan. So hatte etwa Alexander Subenko siebenmal "(KAZ)" hinter dem Namen eines Gegners stehen. Alexander Blem war es hingegen vergönnt, mit Spielern aus elf verschiedenen Nationen die Klingen zu kreuzen.

Die Meisterschaft war sehr gut organisiert, auffällig dabei die enorme Manpower. Die Spielbedingungen im Baluan Sholaq Sports Center waren ausgezeichnet.  Im Gedächtnis haften bleiben wird natürlich der Zwischenfall in Runde drei, als eine Erdbebenwarnung in letzter Konsequenz zur Neuansetzung aller bis dato nicht beendeten Partien  führte. (hh/mw)

Zum Abschluss die in den Augen der Aktiven besten Momente Starter in einer Art Best-of-Galerie:

Paul*, Runde 9, 47... Thxh7 (aus ästhetischen Gründen)

Harshill*, Runde 8, 28. a6 (Idee 28... b6 29. c4! dxc4 30. Sc3)

Sara, Runde 9, 15. Lc5

Alexander B, Runde 7, 25. Se7+

Tino*, Runde 1, 59... Th1+

Arian, Runde 11, 13... g5

David, Runde 9, 28. g4 nebst 29. g5+; insgesamt 96 % Genauigkeit

Hugó, Runde 7, 14. exf5 bis 21. Dxf3

Alexander S*, Runde 10, 40. Tb3+ Kc5? (40... Ka5 =) 41. Tb5+ Kd4 42. Tf4+ (42. Tb4+? Kxd5 43. Txg4 Ke6+)

Offizielle Turnierseite | Ergebnisse bei Chess-Results | Partien bei Lichess (Partien deutscher Spieler wurden nicht übertragen)