6. August 2014
An manchen Tagen hätte man es eigentlich verdient zu gewinnen. Man spielt gut, macht kaum Fehler, aber am Ende, wie durch Geisterhand, klappt es nicht. Ohne die Diskussion behandeln zu wollen, ob es im Schach Glück gibt oder nicht, ließ sich die vierte Runde für beide deutsche Mannschaften gut an. Die Damen hat es mit der Nummer 2 der Setzliste, Titelverteidiger Russland zu tun, während die Herren gegen Usbekistan ran mussten. Wie bereits im letzten Bericht erwähnt für beide Mannschaften kein einfaches Los.
Aber eins nach dem anderen, beginnen wir mit den Frauen. Die Partien fingen gut an. Elisabeth erspielte gegen die amtierende Europameisterin eine solide Stellung, während Sarah und Melanie, sogar vorteilhaft standen. Auch Tatjana wird mit ihrer Eröffnung zufrieden gewesen sein. Doch die Russinnen haben nicht umsonst nur Weltklasse-Spielerinnen in ihren Reihen, bei Elisabeth verschlechterte sich die Stellung Stück für Stück und auch Sarah und Tatjana begannen Probleme zu bekommen. Alle drei kämpften, so versuchte Elisabeth ihre Stellung so unübersichtlich wie möglich zu gestalten und erhielt zwischendurch sogar eine Chance auszugleichen. Zumindest sagt das die Engine und selbst die hat Schwierigkeiten die Varianten konkret zu berechnen und eine stabile Bewertung abzugeben.
Auch Kostenjuk und Pogonina drehten die Partien und bauten ihren Vorteil gegen Tatjana und Sarah aus. Melanie machte in ihrer Partie weiter Druck und konnte den Stellungsvorteil verdichten. Auf ein kleines Wunder durfte man somit hoffen. Allerdings ist der amtierende Olympiasieger nicht von gestern und brachte den Mannschaftskampf sicher mit 2,5:1,5 nach Hause, eine Niederlage, die kein Beinbruch für die Damen auf dem Weg zu einer guten Platzierung sein wird.
Heute steht der Setzranglistennachbar aus Frankreich auf dem Plan. Die Mannschaft um die Weltklassespielerin Marie Sebag hat einen ähnlichen Verlauf wie die deutsche Mannschaft hingelegt und bisher nur gegen Russland verloren.
5 | Deutschland | Elo | 1½:2½ | Russland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | IM Elisabeth Pähtz | 2464 | 0:1 | GM Walentina Gunina | 2524 |
2 | WGM Tatjana Melamed | 2364 | 0:1 | GM Alexandra Kostenjuk | 2531 |
3 | WGM Melanie Ohme | 2301 | 1:0 | WGM Olga Girja | 2484 |
4 | WGM Sarah Hoolt | 2318 | ½:½ | WGM Natalija Pogonina | 2479 |
Die Herrenmannschaft hatte ebenfalls kein „Glück“ oder wie immer man einen unvorteilhaften Matchverlauf nennen mag. Arkadij musste gegen Kasimdschanow die ganze Partie hart kämpfen und schaffte es nicht in der Eröffnung mit Schwarz Ausgleich nachzuweisen. Im Endspiel verschlechterte sich die Stellung dann und Arkadij hatte keine Chance noch ein Remis zu erspielen. Trotzdem eine spannende Partie, vor allem wenn man weiß, dass Arkadij derzeit mit einer Erkältung ringt, eine Erkältung, die auch Dieter erwischt hat. Letzterer durfte heute aussetzen und hat sich hoffentlich gut kuriert. Daniel kam mit Schwarz in der Französischen Eröffnung zu gutem Spiel, da ich diese Variante selber mal etwas intensiver (für meine Verhältnisse) analysiert habe, kann ich dazu sogar ein einigermaßen fundiertes Urteil abgeben. Daniel spielte die Eröffnung stark und setzte alles in der Eröffnung durch, dass man sich von einer Eröffnung mit Schwarz erhoffen kann. Im Mittelspiel verlor er leider etwas den Faden, was sein Gegner sehr konsequent ausnutzte.
Georg Meier ist weiter in starker Form, mit seinem dritten Sieg in der dritten Partie. Wieder schien es als hätte Georg keine Probleme einen starken Großmeister zu schlagen. Hut ab!
Auch Baramide fuhr einen soliden Weißsieg ein. Jan Gustafsson, der Baramidze gut kennt, sagte in seinen Kommentaren für chess24, dass Davids Stärke nicht die Eröffnung sei. Heute zeigt David aber, dass er durchaus aus der Eröffnung heraus eine Partie gewinnen kann. David und Georg haben heute der Mannschaft mit ihrer überlegenen Spielweise einen wichtigen Punkt gesichert.
In der fünften Runde spielen unsere Jungs gegen Katar. Kein einfaches Los für die deutsche Mannschaft, aber vor dem ersten Ruhetag kann die Mannschaft hoffentlich nochmal alle Kräfte bündeln, um mit einem guten Zwischenergebnis in die zweite entscheidende Turnierhälfte zu gehen.
Etwas anders hätte sich die deutsche Delegation den gestrigen Tag sicherlich vorgestellt. Aber wie schrieb mir Dorian noch am Abend „Es ist nicht das Ende der Welt.“ Damit zeigt Dorian den vorsichtigen Optimismus, den die deutschen Mannschaften nach den bisherigen Leistungen völlig zu recht haben sollten.
7 | Usbekistan | Elo | 2:2 | Deutschland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | GM Rustam Kasimdschanow | 2700 | 1:0 | GM Arkadij Naiditsch | 2709 |
2 | GM Anton Filipow | 2615 | 0:1 | GM Georg Meier | 2646 |
3 | GM Marat Dschumajew | 2510 | 1:0 | GM Daniel Fridman | 2639 |
4 | FM Ulugbek Tilljajew | 2367 | 0:1 | GM David Baramidze | 2612 |
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9999