1. Juli 2016
Beim German Masters der Frauen in 4 Wochen kann Melanie sich schon mal warm spielen - Bundestrainer Dorian Rogozenco nominierte sie jetzt für die Olympiade in Baku! Im September geht's los.
DSB: Melanie, Du hast Psychologie studiert, kommt Dir das in Deinem Studium erworbene Wissen beim Schachspielen zu Gute bzw. hat Dein schachlicher Erfolg auch damit zu tun oder kann (zu) viel psychologisches Wissen auch hinderlich sein, weil man übertrieben dazu neigt, etwas in Mimik/Gestig des Gegners hinein zu interpretieren, was da vielleicht gar nicht ist …
M: Ich habe es bisher immer andersherum betrachtet, dass Schach mir beim Studium geholfen hat: Man kann sich besser konzentrieren, hat eine hohe Zielorientierung und geht Probleme auch mal auf andere Art und Weise an. Ich glaube schon, dass Psychologie im Schach eine große Rolle spielt. Dabei ist meiner Meinung nach jedoch wichtiger, dass man während der Partie einen "kühlen Kopf" bewahrt als dass man versucht das außerschachliche Verhalten des Gegenübers zu interpretieren. Im direkten Wettkampf nützt mir mein Studium also eher wenig, generell habe ich aber viel zum Thema Motivation, Lernstrategien etc. gelernt, was mir beim Training und der Turniervorbereitung hilft.
DSB: In Schach 6/2016 gibt es einen Artikel zur 2500er Elo von Elisabeth Pähtz. Dort heißt es, dass Elisabeth seit fast 10 Jahren versucht diese Schallmauer zu durchbrechen und schon fast verzweifelt ist, …“und jetzt, als inzwischen verheiratete Frau mit 31 Jahren!“…hat sie es doch noch geschafft. Hört sich für mich an, als sei mit 31 Jahren der schachliche Zenit überschritten und die Hochzeit eine Schachbremse.
Was sagst Du dazu? Wann ist im Allgemeinen (bei besten Nebenbedingungen und im Hinblick auf geistige und körperliche Fitness) das günstigste Lebensalter für schachliche Höchstleistung?
M: Es ist kein Geheimnis, dass die kognitive Leistung "im Alter" abnimmt und ich meine mich zu erinnern, dass man bereits mit ca. 20 Jahren den Höhepunkt seiner geistigen Leistungsfähigkeit erreicht haben soll. Aaaber!: die Praxis zeigt, dass auch in der Weltspitze noch viele erfahrene Schachspieler/innen zu finden sind. Und das ist ja auch das Tolle am Schach, dass man diesen Sport eben bis ins hohe Alter noch aktiv betreiben kann.
Von den sonstigen Rahmenbedingungen bietet wahrscheinlich die Schul- und Studienzeit die besten Voraussetzungen für eine Schachkarriere. Oder natürlich, wenn man sich komplett auf Schach konzentrieren und den Leistungssport in den Fokus stellen kann. Eine Ehe sehe ich persönlich nicht als Einschränkung, höchstens vielleicht in Kombination mit der Familienplanung :-)
DSB: Du bist selbst seit kurzem verheiratet. Hat sich diese Tatsache - im positiven, negativen oder sonst wie Sinne – auf Deine schachliche Leistung bzw. den Umgang mit Deinem liebsten Hobby ausgewirkt?
M: Naja, ich habe kurz nach der Eheschließung mein absolutes Elo-Tief der vergangenen 8 Jahre erreicht :-). Danach ging es aber auch schlagartig bergauf: beim nächsten Turnier habe ich knapp 60 Elo-Punkte gewonnen...
Ich habe aber schon immer sehr "turbulente" Elo- und Leistungsverläufe gehabt, das würde ich jetzt nicht der Hochzeit zuschreiben wollen. Was sich wirklich geändert hat, ist mein Nachname und damit auch die verfügbare Partienanzahl in der Datenbank. Denn die MegaDatabase wurde glücklicherweise kurz vor der Namensänderung aktualisiert - vielleicht macht sich das ja noch bei dem ein oder anderen (internationalen) Turnier positiv bemerkbar :-)
DSB: Auf welche Deiner schachlichen Leistungen bist Du besonders stolz?
M: Ich habe in meinem Leben zwei richtig gute Turniere gespielt: 2011 habe ich bei der Mannschaftseuropameisterschaft mit einer Performance von >2500 eine IM-Norm und einen Brettpreis erspielt. Und kürzlich bin ich beim IM-Turnier in Fredericia (Dänemark) nur knapp hinter meinem Mann auf dem zweiten Platz gelandet, was mir eine weiter IM-Norm sowie 60 Elo-Punkte bescherte :-)
DSB: Gibt es bei dir zuhause ein Pokal- und Medaillenzimmer bzw. Schrank, Vitrine, wo alle Deine/Eure Preise ausgestellt sind?
M: Wir haben unsere Pokale im Arbeitszimmer auf der Schrankwand stehen, wobei abgestellt hier wohl zutreffender als ausgestellt ist. Das ist aber nur ein Bruchteil unserer "Sammlung", die meisten Pokale sind in unseren jeweiligen Elternhäusern wohlbehütet in Kisten verstaubt äh verstaut.
DSB: Vielen Dank!
Alles weitere über Melanie findet Ihr auf www.lubbe-schach.de
Fragen DSB: Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21004