18. Juni 2025
Eigentlich, das hat Christoph Barth ja so offen gesagt, ist er gar kein Schachspieler. Die Züge beherrscht er zwar, „aber mehr auch nicht“. Aber in den vergangenen Monaten habe sich nicht nur „in der deutschen Hochschul-Schachlandschaft Erstaunliches bewegt“, sondern auch er hat Feuer gefangen für diesen wunderbaren Denksport. Mit der Übernahme des Amtes als Beauftragter für Hochschulschach im Deutschen Schachbund im August 2024 wuchs die Leidenschaft stetig. So hat er kürzlich in Brandenburg seine erste Schiedsrichterlizenz gemacht und ist zeitgleich einem Verein beigetreten: dem Schachclub Caissa Falkensee. Und so konnte Barth, der auch im Allgemeinen Deutschen Hochschulverband (adh) aktiv ist und im November 2024 als Organisationschef die erste Deutsche Unimeisterschaft im Schnellschach in Berlin veranstaltete, gleich aktiv bei einzelnen der neuen Turnierformaten eingreifen – als Turnierleiter und Referee.
Gleich vier neue Turnierformate feierten – mit großem Erfolg – ihr Debüt. „Möglich wurde dies durch die Unterstützung des Deutschen Schachbundes, vor allem aber durch das beeindruckende Engagement schachbegeisterter Studierender“, so Barth: „Schach ist zurück im akademischen Alltag – lebendig, sichtbar und populär. Die gut besuchten Turniere belegen eindrucksvoll, dass das Interesse an Schach ungebrochen ist – selbst Jahre nach dem Hype um The Queen’s Gambit.“
Ein besonderes Highlight: Bei jedem dieser Turniere konnte ein „Blue Ticket“ gewonnen werden – es garantiert einen festen Startplatz sowie die Befreiung vom Startgeld bei der Deutschen Hochschulmeisterschaft am 22. und 23. November in Berlin – hierzu werden wir in Kürze noch gesondert berichten. Soviel sei schon verraten: Zwei Tage, zwei Turniere - Blitz und Schnellschach.
„Ein besonderer Dank gilt neben den engagierten Ausrichterinnen und Ausrichtern auch der Unternehmensberatung d-fine, die als starker Partner des Hochschulschachs auftritt“, so Barth. Bei nahezu allen Turnieren stellte d-fine entweder Preisgelder oder die Verpflegung der Teilnehmenden bereit – und war darüber hinaus mit Mitarbeitenden vor Ort präsent. „Dieses nachhaltige Engagement verdient höchste Anerkennung und hat maßgeblich zum Erfolg der neuen Turnierformate beigetragen.“ Die Turniere im Überblick:
Den Auftakt bildete am 27. April 2025 die 1. Rhein-Neckar Hochschulmeisterschaft im Schnellschach. Das Turnier wurde von Studierenden der Universität Mannheim und der Hochschule Mannheim ins Leben gerufen und richtete sich an alle Studierenden sowie Mitarbeitenden der Universitäten und Hochschulen in Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, Karlsruhe und der umliegenden Region. Das Konzept war bewusst niederschwellig gehalten: Kein Startgeld, kurze Bedenkzeit und eine attraktive Spielstätte im Herzen Mannheims mit beeindruckendem Blick über die Stadt.
67 Teilnehmende kämpften schließlich um den Turniersieg, Preisgelder – und das begehrte Blue Ticket. Passend zum akademischen Rahmen setzte sich am Ende nicht etwa ein Studierender durch, sondern der einzige Professor im Teilnehmerfeld: IM Prof. Dr. Christian Mann (Uni Mannheim) blieb ungeschlagen und sicherte sich souverän den Titel des ersten Rhein-Neckar Hochschulmeisters.
Den zweiten Platz belegte IM Marco Dobrikov (Charlotte Fresenius Hochschule), kürzlich ja auch in der Meisterklasse der Deutschen Meisterschaft in München unterwegs, der zwar im direkten Duell unterlag, sich aber aufgrund besserer Feinwertung vor Fayzullo Khalimjonov vom Karlsruher Institut für Technologie platzieren konnte. Khalimjonov, der kürzlich das B-Open des Grenke-Freestyle-Turniers gewann, erreichte sechs Punkte aus sieben Partien. Hochschulmeisterin wurde Maria Grining von der DHBW Mannheim mit fünf Punkten. Für die Organisation dankte Barth vor allem Samuel Will, Xaver Moßbacher und Jonas Padureanu für die Organisation.
Auch in Koblenz fand in diesem Sommersemester erstmals eine Hochschulmeisterschaft statt – initiiert und organisiert durch Florian Zhang vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Am 16. Mai 2025 starteten 34 Spielerinnen und Spieler auf dem Campus Metternich, um in sieben Runden nach Schweizer System den Koblenzer Hochschulmeister zu ermitteln. Ein besonderer Auftakt: Die erste Runde wurde feierlich vom Präsidium der Universität Koblenz eröffnet. „Eine bemerkenswerte Geste der Anerkennung für das studentische Engagement und die wachsende Bedeutung des Schachs an Hochschulen“, so der DSB-Hochschulschachbeauftragte.
Mit einer makellosen Bilanz von sieben aus sieben sicherte sich Kevin Baumann souverän den Turniersieg sowie das Blue Ticket zur Deutschen Hochschulmeisterschaft in Berlin. Den zweiten Platz belegte Clemens Wilk, dicht gefolgt von Joshua Lenz – beide mit 5,5 Punkten.
Das nächste große Hochschulschach-Highlight: In enger Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Schachbund, dem AStA der Ruhr-Universität Bochum und dem OSC Rheinhausen gab es am 24. Mai ein stark besetztes Turnier in besonderer Atmosphäre – ausgetragen im Kulturcafé der Universität Bochum. Turnierleiter Jan Gallert sorgte für einen reibungslosen Ablauf. Unter den 78 Spielerinnen und Spielern befanden sich gleich elf Teilnehmende mit einer Elozahl über 2000, was dem Turnier ein hohes Niveau verlieh. Entsprechend eng ging es an der Spitze zu – die Entscheidung fiel schließlich durch die Feinwertung. Mit 6,5 Punkten aus sieben Runden setzte sich FM Andrei Trifan von der Ruhr-Universität Bochum knapp vor Sidney Panjer von der Hochschule FOM durch, der ebenfalls 6,5 Punkte erzielte. Den dritten Rang belegte Linus Rohm von der Universität Bielefeld mit sechs Zählern.
Als beste Spielerin des Turniers und damit NRW-Hochschulmeisterin wurde Johanna Kraus von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ausgezeichnet.
Zum Abschluss eines ereignisreichen Hochschulschachmonats kamen am 31. Mai 2025 insgesamt 59 Studierende aus ganz Bayern zu einem kurzfristig initiierten Vergleichsturnier der bayerischen Universitäten zusammen. In elf temporeichen Blitzrunden wurde – begleitet von Pizza und reger Geselligkeit – nicht nur um Punkte gekämpft, sondern auch neue Kontakte zwischen Studierenden aus Passau, München, Augsburg und weiteren Städten geknüpft.
Mit beeindruckenden 10 Punkten aus 11 Partien sicherte sich Richard Litzke (Technische Universität München) den klaren Turniersieg. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Simon Leeb (Universität Augsburg) und Niklas Schulte-Geers (Technische Universität München), beide mit sieben Punkten.
„Die Vielzahl an erfolgreichen Turnieren im Sommersemester zeigt: Hochschulschach erlebt eine neue Blütezeit“, so Christoph Barth: „Mit Blick auf die Deutsche Hochschulmeisterschaft im November in Berlin und weiteren geplanten Initiativen ist klar: Das Engagement an den Universitäten wächst – und mit ihm eine lebendige, akademische Schachkultur.“ (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36702