21. August 2017
Mit durchaus optimistischem Gefühl fuhr die deutsche Jugendnationalmannschaft U18 zur am 16. August gestarteten Mannschaftseuropameisterschaft. Zum einen sind die Jungs topgesetzt und zwei der fünf Spieler kennen bereits das „Goldgefühl“. Thore Perske und Vincent Keymer erspielten 2015 die Goldmedaille! Dreimal dürfen sie raten wo!? In Polen natürlich!
Zum anderen steht dem Deutschen Schachbund mit Artur Jussupow erstmals ein prominenter Teamcoach exklusiv zur Verfügung. Artur ist speziell für Vincent Keymer zuständig, weiß jedoch auch um die Tücken eines Mannschaftswettbewerbes und wird alle Spieler in den Kampf um die Medaille motivieren und einbeziehen.
Für Deutschland gehen an den Start: GM Dmitrij Kollars*, IM Thore Perske, IM Vincent Keymer*, FM Leonid Sawlin und FM Raphael Lagunow.
Bei den Mädchen sind wir ähnlich gut aufgestellt. Die Deutsche Frauenmeisterin Jana Schneider und die Deutsche U18-Meisterin Teodora Rogozenco bilden das „dynamische Duo“. Zum Glück wird die Favoritenbürde diesmal von Serbien getragen. Zweiermannschaften sind schwer zu prognostizieren. Es zählt das Mannschaftsergebnis und ein Partieverlust entscheidet möglicherweise das ganze Turnier.
Die Veranstalter sind nach Ostpolen in die Berge gegangen. Gespielt wird in einer staatlichen Kurklinik. Da der Deutsche Schachbund 2018 den Staffelstab der Ausrichtung von den Polen übernimmt, liegt mein Augenmerk auch auf den organisatorischen Belangen. Wie können wir mehr Länder für die Teilnahme in Bad Blankenburg 2018 begeistern? Wie viele Übertragungsbretter sind üblich? Wie ist der Zimmerstandard? Gibt es Preise für die Spieler? All diese Fragestellungen gilt es zu beantworten und positiv für die Planung BBB 2018 umzusetzen.
Beim Hinflug am vergangenen Mittwoch gab es den ersten Schreck. Air Berlin ist pleite! Bleibt unser Flieger am Boden? Müssen wir nach Polen laufen? Was passiert wenn der Sprit nur bis zur Hälfte reicht? Doch Entwarnung; auch „Pleitegeier“ starten und landen ganz normal.
Die Unterbringung und Verpflegung in der Kurklinik „Stomil“ kann als angenehm bezeichnet werden. Das Essen ist manchmal nicht der absolute Renner, aber es gab schon Schlimmeres!
Polen als Ausrichter wollte unbedingt einen neuen Rekord bei Teilnehmern aufstellen und das ist ihnen gelungen. Allerdings kann man bei 5 (in Worten fünf) polnischen Jungenteams geteilter Meinung sein. 3 oder maximal 4 Teams als Gerademacher sollten dem Ausrichter genügen.
Der Start ins Turnier verlief bei beiden Teams etwas holprig. Die Jungen erreichten gegen Moldawien ein 2:2. „Pechvogel“ war hier Raphael Lagunow, der seinen 300 Punkte leichteren Kontrahenten zu sehr auf die „leichte Schulter nahm“. Auch die Mädels spielten Unentschieden 1:1 gegen Ungarn 2.
Tea spielte hier etwas zu sorglos 1. Sd5?? und streckte nach 1. ... Sce5!! 2. dxe5 Sxe5 die Waffen. Das Schach auf f3 ist tödlich. [besser geschah 1. Sce4 mit der Drohung Sg5]. Jana konnte noch ausgleichen.
In Runde 2 besiegten die Jungen Polen III mit 3:1, wobei Vincent beim Stande von 3:0 unbedingt gewinnen wollte und noch verlor.
Diesmal erwischten Jana von den Mädels einen „gebrauchten Tag“.
0,5:1,5 gegen Slowenien 2 lässt noch ganz viel Luft nach oben. Die beiden „Negativdiagramme“ habe ich wegen ihrer Tauglichkeit für Taktiklehrbücher ausgewählt. Beachte jeden Zug deines Gegners. Sei misstrauisch!
Nach 1. Lxa7 brachte die Slowenin eine schöne Schnittpunktkombination. 1. ... c5! 2. Lxc5 (was sonst) 2. ... Dxc5!! die schwache Grundlinie gepaart mit der schwachen Königsdiagonale rechtfertigt das Damenscheinopfer. Später 0:1
Die bisherigen „Nebenveranstaltungen“ wie Lagerfeuer und Disco verpufften fast völlig. Vielleicht ist beim Fußball der Andrang größer. [Das aufziehende Gewitter verhinderte Fußball aber völlig.]
In Runde 3 besiegten die Jungs Tschechien 3,5: 0,5, wobei es hätte auch anders kommen können…
Auch die Mädchen kamen zu einem hart erkämpften 1,5:0,5-Sieg gegen Polen 4 und befinden sich auf dem Weg nach oben.
Turnierseite des Veranstalters | Ergebnisse bei CHessResults
Bernd Vökler
* Anm. Red.: Dmitrij Kollars und Vincent Keymer erhalten ihre Titel offiziell erst auf dem nächsten FIDE-Kongress.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22269