6. März 2025
Gerald Hertneck, der Referent Leistungssport im Deutschen Schachbund, ist schon voller Vorfreude. „Für mich ist das das absolute Highlight. Da geht absolut nichts drüber“, sagt er. Und das gleich aus zwei Gründen: Zum einen finden die Deutschen Meisterschaften zum ersten Mal nach 125 Jahren wieder in seiner Heimatstadt München statt – und er hat im Organisationsteam maßgeblich mitgewirkt. Zum anderen wird der Titelkampf der Top-Spielerinnen und Spieler die Fans vermutlich scharenweise ins zentral gelegene Veranstaltungszentrum „Fat Cat“ (ehemals Gasteig) anlocken. „Fakt ist: Es kommt das Stärkste, was wir in Deutschland momentan aufbieten können“, sagt Hertneck. Bei den Männern hat ebenso die deutsche Nummer eins zugesagt wie bei den Frauen. GM Vincent Keymer und IM Dinara Wagner führen das Feld in der Meisterklasse an.
Hertneck, neben DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach und Vizepräsident Dr. Jürgen Klüners von DSB-Seite Mitglied im Organisationsteam für die nationalen Titelkämpfe, wird übrigens für seinen Einsatz mit einem Ausrichter-Freiplatz im Kandidatenturnier belohnt. „Das ist eine schöne Würdigung“, sagt er, „ich habe auch wirklich sehr viele Stunden in die Organisation investiert.“ Jetzt kann er es kaum noch erwarten, dass es losgeht. Mit der Eröffnung und Auslosung am Mittwoch, 14. Mai, in der Münchner Schachakademie. Die Turniere laufen dann bis zum 24. Mai.
Neben der Meisterklasse der Männer und der Frauen mit den stärksten Kaderspielern und -spielerinnen, als geschlossenes Rundenturnier mit je zehn Teilnehmern, wird es auch die Kandidatenturniere der Männer und der Frauen mit den bis zu 60 stärksten Akteuren der Landesverbände im Schweizer-System Format geben. Hinzu kommt die Deutsche Blitz-Einzelmeisterschaft der Männer und der Frauen mit bis zu 60 Spielerinnen und Spieler.
Trotz seines vollen Terminplans ist Vincent Keymer mit dabei. Das hat handfeste sportliche Gründe. Mit dem unlängst eingeführten „FIDE Circuit“ spielen nationale Meisterschaften bei entsprechender Besetzung eine wesentliche Rolle im Qualifikationszyklus zur WM. Für den aktuellen WM-Zyklus eröffnen die nationalen Meisterschaften angesichts ihrer starken Besetzung Vincent Keymer eine Qualifikationschance für das Kandidatenturnier über diesen „FIDE Circuit“. Man könnte also sagen: Nie waren die Meisterturniere so wertvoll wie heute.
Das spiegelt sich im Teilnehmerfeld: Bei den Männern haben auch GM Frederik Svane, GM Dennis Wagner, GM Matthias Blübaum, GM Alexander Donchenko, GM Rasmus Svane und GM Niclas Huschenbeth zugesagt. IM Leonardo Costa kommt – nominiert von Bundesnachwuchstrainer IM Bernd Vökler - über die Talentschiene. Bei den Frauen verteidigt die Master-Siegerin des vergangenen Jahres, WGM Fiona Sieber, ihren Titel gegen hochkarätige Konkurrenz. Neben IM Dinara Wagner sind die Kaderspielerinnen WGM Kateryna Dolzhykova, WGM Jana Schneider, WGM Josefine Heinemann, WGM Hana Marie Klek, WFM Tatiana Kostak, WGM Jana Schneider und FM Lara Schulze am Start. Über die Talentschiene kommen WFM Lisa Sickmann und WFM Charis Peglau.
Die Fans erwartet also ein sportlicher Höhepunkt – Spitzenschach, mit einem hohen Anteil an kulturellem Flair. Dafür, dass auch am Rande viel geboten wird, sorgt vor allem die Münchner Immobilien Krulich GmbH. Die UKA Umweltgerechte Kraftanlagen GmbH & Co. KG. aus Meißen sponsert traditionell die Preisgelder. „Die UKA und wir, quasi als spezieller Sponsor, werden gemeinsam daraus eine richtig tolle Veranstaltung machen“, sagt Roman Krulich. So viel sei schon verraten: Es wird es eine Fotoausstellung mit den Werken des bekannten Schach-Fotografen Stev Bonhage geben. Ferner einen Runden Tisch zu GM Robert Hübner, der kürzlich verstorben ist – und dabei ein Wiedersehen mit langjährigen Hübner-Weggefährten wie Harry Schaack, Dirk Jan Ten Geuzendam und André Schulz. Außerdem gibt es ein Symposium zum Münchner Schach-Großmeister und Rekordnationalspieler Wolfgang Unzicker. Er wäre im kommenden Jahr 100 Jahre alt geworden. „Ich hoffe angesichts des interessanten Rahmenprogramms, dass sehr viele Schach-Interessierte eine Reise nach München unternehmen“, so Ingrid Lauterbach: „Wir haben alles so breit gefächert – da ist für jeden was dabei. Und die Stadt hat ja auch sehr viel zu bieten.“ Auf ihre Kosten kommen auch ambitionierte Breitensportler: Am Rande der Meisterschaften gibt es ein Problemlöse-Turnier der Schwalbe, ein Simultanturnier, ein Chess960-Turnier und ein Blitzturnier. Ganz neu ist der „Krulich-Cup“ – hier werden bekannten Großmeister und Prominente im Tandem ein Turnier spielen. (mw)
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