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Mirko Eichstaedt vom DBSB spielte erfolgreich bei der 1. FIDE-Online-Olympiade für Menschen mit Behinderungen

16. Dezember 2020

Nachdem die geplante 1. Paralympics im Sommer in Russland auf Grund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, versuchte die FIDE Möglichkeiten zu finden, um weltweit auch behinderten Schachspielern die Möglichkeit zu geben, sich in einem Turnier zu messen. Der Deutsche Schachbund (DSB) hatte im Vorfeld der geplanten Paralympics nach interessierten Spielern Ausschau gehalten, auf der Homepage einen Aufruf gestartet und bei den auf der FIDE-Seite als „disabled“ gelisteten Spieler nachgefragt.

Im späten Frühjahr 2020 fand bereits ein Online-Einzelwettbewerb mit einer Bedenkzeit von 10 Minuten plus 5 Sekunden Inkrement statt. Auf Grund der geringen Bedenkzeit lehnte der Spieler des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes (DBSB) Mirko Eichstaedt seine Teilnahme ab. Aber aus anderen Staaten nahmen bereits an diesem Wettkampf viele blinde und sehbehinderte Spieler teil.

Am 22. September 2020 kam dann die Information von dem damaligen Referenten für Leistungssport im DSB, Andreas Jagodzinsky, dass Deutschland mit einer Mannschaft an den Online-Paralympics teilnehmen will. Bereitschaft zur Teilnahme als Mannschaft bestand bei allen Angefragten.

Die 7 Spiele der Vorrunde der 1. FIDE Online-Olympiade für Menschen mit Behinderungen fanden vom 21. bis 27. November 2020 statt. Die ersten 4 Mannschaften qualifizierten sich für die Finalrunde, die vom 29. November bis 2. Dezember ausgetragen wurde.

Am Eröffnungstag gab es ein sogenanntes „Trainingsturnier“, vor allem um die Technik auszuprobieren. Dass hieß dann vier Spiele pro Mannschaft ohne Wertung. Aber es war gut als „Erprobung“. Durch viele kleine technische Probleme begann dieses „Turnier“ bereits zwei Stunden später als geplant. Man merkte, dass die FIDE bestrebt ist, in Coronazeiten Spielmöglichkeiten in Turnierform anzubieten, was aber gerade weltweit nicht ohne Probleme abgehen kann.

Im Turnier selbst hatten jeweils zwei Mannschaften einen „Raum“ auf der Plattform „tornelo.com“ mit einen zugeordneten Schiedsrichter. Stark gehandicapte Menschen konnten einen eigenen Assistenten anfordern.

Eine Mannschaft bestand aus vier Spielern plus max. vier Ersatzspielern, wobei bei den einzelnen Partien auch immer eine Frau eingesetzt werden musste. Insgesamt nahmen 60 Mannschaften aus der ganzen Welt teil, manche Länder stellten mehrere Teams.

Deutschland hatte eine Mannschaft mit

  • Brett 1 FM Georg Braun, Elo 2375, 4,5 Punkte aus 6 Runden
  • Brett 2 CM Mirko Eichstaedt, Elo 2236, 3,5 aus 5
  • Brett 3 FM Michael Becker, Elo 2267, 5 aus 5
  • Brett 4 WCM Annegret von Erichsen (ehemals Mucha), Elo 1998, 1 aus 5
  • Ersatzspieler 1 FM Matthias Dorner, Elo 2172, 2 aus 3
  • Ersatzspieler 2 Jarno Scheffner, Elo 1969, 2 aus 2
  • Ersatzspielerin 3 Manuela Mekus, Elo 1644 1 aus 2

Hier waren Schachspieler mit verschiedenen Behinderungen, Gehörlosigkeit, hochgradige Sehbehinderung, körperliche und geistige Behinderung, vertreten. Kapitän war der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler.

Die erste Runde gewann Deutschland kampflos, da Turkmenistan nicht antrat. Beim zweiten Gegner Rumänien waren einige bekannte Spieler der IBCA, FM Mihail-Dacian Pribeanu oder Emil-Peter Vaduva, dabei. Nach dem 3:1-Sieg von Deutschland hieß der Gegner in Runde 3 Polen 3. Hier gelang ein knapper 2½:1½-Sieg. Es folgte ein 3½:½-Sieg gegen Ukraine 1 mit IM Oleg Tuka am Spitzenbrett. Gegen Russland 1 wurde knapp mit 1½:2½ Punkten verloren. Dann folgte ein 3:1-Sieg gegen Kroatien. Entscheidend war dann die 1½:2½-Niederlage gegen Ukraine 3. Dadurch verpasste Deutschland den Einzug in die Finalrunde und belegte Platz 7. Es siegte Polen 1 vor Russland 1, Ukraine 3 und Polen 3.

Mirko Eichstaedt war insgesamt zufrieden, obwohl er leider das entscheidende Spiel gegen Ukraine 3 verloren hat. Allerdings lag ihm die Bedenkzeit von 25 min plus 10 Sekunden nicht. Aber insgesamt war es wichtig, dass Deutschland mit einer Mannschaft teilnahm, obwohl einzelne Spieler an einigen Tagen auf Grund der Arbeit, des Studiums oder anderen Terminen verhindert waren. Nur durch die Teilnahme an Events dieser Art können Menschen mit Behinderung zeigen, welche Leistungen möglich sind und dafür sorgen, dass diese Gruppe in den Fokus der Öffentlichkeit gelangt und Beachtung findet.

Jana Eichstaedt, Michendorf

(Redaktionell leicht bearbeitet)

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10548

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