17. Juni 2015
Der dritte Tag beim Mitropa-Cup und der dritte gute Tag beim Mitropa-Cup fallen bei den deutschen Mannschaften auf den gleichen Tag. Mit den Ungarn warteten in der dritten Runde unangenehme Gegner auf die deutschen Starter. Bei den Frauen waren die Ungarn als Mitfavorit sogar leicht besser bewertet als unsere Damen. Im offenen Turnier war die deutsche Mannschaft zwar von den Zahlen her vorn, eine einfache Begegnung erwartete jedoch sicherlich niemand.
Bevor ich aber auf die Ergebnisse der dritten Runde im Details eingehe, kann ich die Ziele der beiden Mannschaften verkünden, die mir der Bundestrainer am gestrigen Abend per Skype mitteilte. Für unseren Vierer, der in der Startrangliste auf Platz 2 rangiert ist das ausgegebene Ziel der Titelgewinn, für Sarah Hoolt und Judith Fuchs soll es eine Medaille werden. Ambitionierte Ziele, aber wie schrieb mir Dorian: „Wir tun alles um dieses Ziel zu erreichen. Wir sind uns bewusst, dass dies eine schwierige Aufgabe ist, aber alle tun ihr Bestes.“ Kurz nach Mitternacht ging es dann für ihn weiter, nicht mit der Nachtruhe, sondern mit der Vorbereitung weiterer Dateien.
Diese schwere Arbeit machte sich am Folgetag bezahlt. Um 15 Uhr traten die sechs deutschen Vertreter zur Runde an. Starten wir diesmal mit dem Frauenteam.
Für die Ungarn gingen Szidonia Vajda (2351), sowie die auch in Deutschland bekannte Anna Rudolf (2348) an den Start. Damit waren diese im Schnitt ca. 65 Punkte höher bewertet als Sarah und Judith.
Sarah spielte mit den schwarzen Steinen eine solide Partie, bis auf einen Moment, als ihre Gegnerin im 27. Zug mit Sxd5 einen klaren Vorteil hätte erringen können. Zum Glück ging dieser Kelch an Sarah vorbei und wenige Züge später wurde die Punkteteilung vereinbart.
Judith wählte gegen Rudolfs Franzosen eine Nebenvariante mit 3. Ld3. Hier scheint es so, dass die Partien zwar spannend, aber nie wirklich zu Gunsten einer Seite kippte. So war der Remisschluss im 34. Zug die logische Konsequenz. Das 1:1 ist ein Ergebnis mit dem die deutschen Damen leben können. Nach drei Runden haben Judith und Sarah die besten drei Mannschaften hinter sich und werden in der Folge immer als Favoriten in die Kämpfe gehen. Um das Ziel der Medaille zu erreichen gilt es also sich möglichst wenig Punktverluste gegen die schwächeren Teams zu leisten. Eine Aufgabe, die die beiden meistern können.
3 | Ungarn | Elo | 1:1 | Deutschland | Elo |
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1 | IM Szidonia Vajda | 2351 | ½:½ | WGM Sarah Hoolt | 2283 |
2 | IM Anna Rudolf | 2348 | ½:½ | WIM Judith Fuchs | 2286 |
3 | Ungarn | Elo | 1:3 | Deutschland | Elo |
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1 | Gergo Havasi | 2355 | 0:1 | GM Matthias Blübaum | 2600 |
2 | IM Gergely Kantor | 2416 | 0:1 | GM Dennis Wagner | 2569 |
3 | IM Bence Korpa | 2432 | 1:0 | IM Andreas Heimann | 2551 |
4 | FM Adam Kozak | 2340 | 0:1 | IM Elisabeth Pähtz | 2458 |
Im offenen Turnier war unser Team, wie bereits erwähnt, Favorit. Dieser Favoritenrolle wurde die Mannschaft mit einem 3:1-Sieg gerecht. Elisabeth punktete auch dank eines spektakulären Figurenopfers in einer italienischen Partie und brachte die Stellung im Königsangriff souverän nach Hause.
Dennis schob das 2:0 hinterher, nachdem sein Gegner unter dem Druck, den Dennis mit den weißen Steinen aufgebaut hatte, zusammenbrach.
Matthias hatte mit Schwarz relativ schnell ausgeglichen und wartete nur auf den Fehler seines Gegners. Dieser kam, vermutlich früher als erwartet. Matthias schnappte in der ihm eigenen Abgeklärtheit zu und machte den Sieg perfekt.
Der Held des gestrigen Tages, musste heute kämpfen und sich am Ende des Tages geschlagen geben. Das fiel nicht weiter ins Gewicht, da der Mannschaftssieg zu diesem Zeitpunkt bereits unter Dach und Fach war.
So ist es in einer funktionierenden Mannschaft, auch wenn man, wie beim Fussball, nicht das direkte Zusammenspiel hat, kämpft jeder nicht nur für sich, sondern für die anderen und den Erfolg der Mannschaft. In der deutschen Delegation scheint dieses Prinzip gut zu funktionieren. Das zeigt sich an den hervorragenden Ergebnissen und an der guten Atmosphäre innerhalb der Mannschaften!
Heute wartet die Schweiz, die derzeit im offenen Turnier hinter Deutschland auf Platz 3 liegt. Die Österreicher erweisen sich, nur in diesem Hinblick, nicht als gute Gastgeber, und belegen derzeit verlustpunktfrei den ersten Platz. Das Motto des Turniers steht: Es bleibt spannend!
Jonathan Carlstedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19880