10. Mai 2025
München 2025 – ein tolles Teilnehmerfeld, so stark wie nie sind die Deutschen Meisterschaften besetzt. In der Meisterklasse der Frauen sticht ein Name heraus: WFM Charis Peglau ist mit ihren 16 Jahren quasi das Küken im Teilnehmerfeld. Ein hoffnungsvolles Talent, das vom Bundesnachwuchstrainer übe den Freiplatz Nachwuchs nominiert wurde für dieses Turnier. „Schlicht, weil ich es ihr zutraue, dort mithalten zu können“, so IM Bernd Vökler: „Sie hat es sich verdient durch ihre Leistungen zuletzt.“ Charis Peglau aus Dippoldiswalde scheut sich vor keiner Herausforderung. Die Deutschen Meisterschaften geht sie an wie ein ganz normales Turnier – unbeschwert, jugendlich locker halt. So fallen auch viele ihrer Antworten auf die Fragen von Matthias Wolf vom DSB-Team Öffentlichkeitsarbeit aus.
Charis, Du hast ja schon beim DSB-Trainingslager in Oberhaching ein bisschen bei den Top-Spielerinnen reingeschnuppert – wie war das?
Ich bin gut mit den Nationalspielerinnen klargekommen und habe sie etwas näher kennengelernt. Außerdem konnte ich dort neue Erfahrungen sammeln und sehen, wie die besten Spielerinnen aus Deutschland trainieren.
Mit welchem Gefühl fährst Du nach München zur Deutschen Meisterschaft – auch im Hinblick auf die Atmosphäre…?
Ich habe ein gutes Gefühl und denke, dass es ein sehr gutes Event wird.
Hand aufs Herz: Bist Du ein bisschen aufgeregt?
Nicht wirklich. Ich behandle das Turnier nicht anders als andere. Ich denke aber, dass viele Situationen ungewohnt sein werden für mich.
Ist das noch einmal eine andere "Nummer" als eine Junioren-WM, wo Du zuletzt ja sogar eine Medaille gewinnen konntet?
Die Situation ist einfach anders, weil ich bei der Deutschen Meisterschaft nichts „beweisen“ muss. Bei einer Junioren-WM möchte man schon sehr gerne in den vorderen Plätzen landen und hat deswegen etwas mehr Druck.
Wie hart erwartest Du den Konkurrenzkampf in München?
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht was mich dort erwartet - und bin deshalb umso gespannter.
Mit wem aus dem Frauenschach pflegst Du freundschaftliche Kontakte? Und wie sehen die aus? Oder gibt es im Schachsport wenig Freundschaften, weil ja im Grunde jeder für sich kämpft?
Doch, die gibt es. Ich verstehe mich mit vielen ganz gut, wie zum Beispiel Lepu Coco, Katerina Bräutigam und Rebecca Browning. Wenn man sich dann auf Turnieren trifft, redet man oft miteinander - und Coco hat Dora und mir jetzt erst bei einem Schulprojekt geholfen.
Wer ist für Dich die Favoritin in München? Und welche Rolle erwartest Du für Dich selbst? Geht’s es um Normen? Geht es um Erfahrung sammeln?
Ich denke, es gibt nicht unbedingt eine klare Favoritin, da alle Teilnehmerinnen sehr starke Spielerinnen sind. Eine Favoritin wird aber sicherlich Dinara Wagner sein. Ich möchte ein gutes Turnier mit interessanten Partien spielen. Eine Norm wäre natürlich toll, aber ich schaue nicht gezielt darauf, sondern möchte einfach mein Bestes geben.
Du, und auch Deine Zwillingsschwester Dora, besuchen mittlerweile ein Internatsgymnasium zur Förderung von hoch- und mehrfachbegabten Schülern in Meißen. Wie anstrengend ist das – und wie viel Zeit bleibt da für Schach?
Manchmal ist es wirklich eine Herausforderung, Schach und Schule unter einen Hut zu bekommen - vor allem wenn man von einem Schachturnier kommt, den ganzen Schulstoff aufholen muss - und dann meistens auch noch sehr viele Leistungserhebungen anstehen. Deshalb schränke ich Schach manchmal etwas ein, um im schulischen Bereich mithalten zu können.
Wie läuft das mit dem Training? Ich habe gehört, Euere Privattrainer Henrik Teske macht das online mit Dora und Dir…
Ja, wir machen einmal wöchentlich, ansonsten trainieren wir allein. Wenn Ferien sind, wird dann mehr mit ihm trainiert.
Bereitest Du Dich auf München besonders intensiv vor? Was ist da geplant? Wirst Du vor Ort nochmal gecoacht?
Ich bereite mich nicht speziell auf München vor, da ich, wie bereits gesagt, das Turnier nicht großartig anders behandle - und außerdem gerade sehr viele Leistungsanforderungen in der Schule an mich gestellt werden. Das Coaching machen wir in München dann online.
Versuch das nochmal genauer zu erklären: Wie funktioniert das mit der Schule bei solchen Meisterschaften? Du bist ja im Grunde eine Woche raus. Heißt das, Du musst den Schul-Stoff in München parallel zum Turnier abarbeiten?
Ich versuche, nicht zu viel für die Schule während des Turniers zu machen. Ich beschränke mich dann nur auf die Projekte, die wir in dieser Zeit abgeben müssen.
Was ist Dir neben dem Schachsport noch wichtig? Kannst Du Dir vorstellen, mal eine Profi-Karriere im Schach anzustreben?
Ich spiele gerne Geige und bin bevor ich die Schule gewechselt habe regelmäßig zum Rettungsschwimmen gegangen. Außerdem verbringe ich sehr gerne Zeit mit meiner Familie. Ich kann mir durchaus vorstellen eine Profi-Karriere anzustreben, allerdings weiß ich noch nicht welchen Beruf ich später ausüben möchte.
Ihr seid gerade mit dem SZ Seeblick aus der Frauenbundesliga abgestiegen. Das bedauern viele, auch in der Liga. Wie hast Du das jetzt in Deggendorf erlebt, als vieles unglücklich gegen Euch lief?
Es hat mich etwas geärgert, da wir wirklich viele gute Chancen hatten, nicht nur in Deggendorf. Ich glaube wir hätten, ohne zu übertreiben, acht Mannschaftspunkte in dieser Saison mehr holen können.
Was hat Euch diese eine Saison Bundesliga gebracht - womöglich in mehrfacher Hinsicht? Was könnt Ihr Euren Fans sagen? Wie geht es weiter?
Ich denke wir haben viel Erfahrung und neue Eindrücke gesammelt. Außerdem hat uns diese Saison als Aufsteiger gezeigt, dass wir als Mannschaft gut mithalten können - und uns nicht verstecken müssen. Geplant ist momentan, dass wir die 2. Bundesliga spielen und versuchen werden, wieder aufzusteigen.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36389