26. November 2024
Das große Kino geht vor. Der Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin steht für die 1. Deutsche Uni-Meisterschaft im Schnellschach am kommenden Samstag nicht zur Verfügung. Grund: Dreharbeiten vor dem geplanten Spielort für die neue Staffel von „Babylon Berlin“. Eine Doppelbuchung, die um ein Haar keinem aufgefallen wäre. Die mehr als hundert Filmcrew-Mitglieder und Schauspieler hätten aber zweifellos einen reibungslosen Ablauf des Turniers massiv gestört. Jetzt wird am Samstag woanders gespielt – nicht weniger glamourös.
Die Film-Produktionsfirma legte einen beträchtlichen Betrag auf den Tisch – und nun startet das Turnier im Hotel Titanic am Gendarmenmarkt. Eine Luxusherberge um die Ecke der Uni, Französische Straße 30, 10117 Berlin. „Auch eine sehr stilvolle Location“, sagt Turnierleiter Christoph Barth. Der Beauftragte des Deutschen Schachbundes für Hochschulsport ist zufrieden. Die Vorfreude ist groß auf ein gut besetztes Turnier mit 135 Teilnehmern. Rasch meldete die Humboldt-Uni, die das Turnier gemeinsam mit dem Deutschen Schachbund und dem Berliner Schachverband ausrichtet: ausgebucht. Mehr noch: Die Warteliste ist mit 115 Namen fast genauso lang.
„Schach boomt an den Universitäten“, sagt Barth, der bei der Humboldt-Uni im Bereich Hochschulsport und Gesundheitsförderung arbeitet, „es gibt viele Studierende, die sehr gerne Schach spielen – aber nicht unbedingt in den Verein wollen.“ Ein Ziel ist es von DSB-Seite auch, dies durch solche Turniere womöglich zu ändern. Das Potenzial ist jedenfalls groß.
Deutschlandweit sind über zwei Millionen Studierende immatrikuliert - und knapp ein halbe Million Angestellte im Hochschuldienst. Ein riesiger Pool an potenziellen Sportlerinnen und Sportlern, auf den die Hochschulsporteinrichtungen der Universitäten und Hochschulen, sowie der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh), für den Christoph Barth auch aktiv ist, einen direkten Zugriff haben. Und vielerorts gibt es auch Schachkurse und -gruppen.
Barth hat sich Ziele gesteckt als Beauftragter für Hochschulsport beim Deutschen Schachbund: Den Ausbau und die Verbesserung der Angebote an Hochschulen plus Kooperationen mit lokalen Schachvereinen. Das Etablieren einer regelmäßigen Deutschen Hochschulmeisterschaft und die Ausrichtung von internationalen Unisportturnieren – World University Championship „Mind Sports“. Auf diesen großen Feldern kam er jetzt einen Schritt weiter.
Am Montag wurde auf der Vollversammlung des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes sein – vom Berliner Schachverband mit dessen Präsidenten Paul Meyer-Dunker unterstützten - Antrag auf Wiederaufnahme der Sportart Schach mit überwältigender Mehrheit von 253 zu zwei Stimmen angenommen. Damit ist Schach ab sofort wieder Teil des adh. Disziplinchefs sind Claire Henninger (Badische Schachjugend) und Meyer-Dunker. „Gemeinsam arbeiten wir bereits daran, den Antrag für die erste Deutsche Hochschulmeisterschaft im Schach im Jahr 2025 auf den Weg zu bringen“, so Barth: „Darüber hinaus prüfen wir aktuell die Möglichkeit, eine Delegation für die European University Championship Chess in Turin aufzustellen, um den deutschen Universitätsschachsport auf internationaler Ebene zu vertreten.“ Außerdem sei er mit dem adh im Gespräch, um für 2028 für die Ausrichtung der World University Championship „Mind Sports“ (Schach und Bridge) zu bewerben – ein Projekt, das sich in einem finanziellen Rahmen von rund 200 000 Euro bewegen würde.
Zukunftsmusik. Erst einmal steht die Uni-Meisterschaft im Schnellschach (Bedenkzeit 15 Minuten) an. Start ist am Samstag, 30. November um 12 Uhr. Sieben Runden, die Siegerehrung ist für 20 Uhr vorgesehen, Zuschauer sind willkommen. Das Turnier ist sehr gut besetzt. Das liege am attraktiven Preisgeld für ein Ein-Tages-Turnier, aber auch daran, „dass es so eine Meisterschaft mit einem offiziellen Titel auf nationaler Ebene noch nicht gab“, sagt Christoph Barth: „Ein Erlebnis ist für viele auch, dass durchgehend an DGT-Brettern gespielt wird.“ Mehrere Titelträge sind am Start, als Favorit gilt bei den Männern GM Hagen Poetsch (TH Mittelhessen), bei den Frauen Nationalspielerin FM Lara Schulze (SRH Fernhochschule).Sie beschreibt den Reiz dieser Veranstaltung so: "Das ist ein richtig cooles Turnier, bei dem ich mich sofort anmelden wollte." Sie selbst ist zwar Schach-Profi, studiert aber auch Wirtschaftspsychologie ("als zweites Standbein"). Ihr Ziel: Sie wolle den Titel holen - und bei den Männern oben mitmischen.
Live-Kommentierung: Es wird eine Live-Kommentierung auf SchachdeutschlandTV geben. Fabian Hielscher, auch bekannt als PrivitTV wird das übernehmen. Er ist Student an der Ruhr-Uni Bochum und wird mit anderen, befreundeten Schachstreamern die Coverage übernehmen. (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36217