8. September 2016
Liebe Schachfreunde,
fünf Runden sind gespielt, gestern war ein Ruhetag und es wird Zeit für einen kleinen Zwischenbericht Eures DBSB-Vertreters in der ziemlich internationalen IBCA-Mannschaft.
Die Ergebnisse sind ja alle gut bei ChessResults zu finden, wer aber keine Möglichkeit oder Lust hat, diese aufzurufen, hier der Stand der Dinge:
Das IBCA-Team hat mit 5 von 10 Mannschaftspunkten ein solides Ergebnis im Rahmen der Möglichkeiten erreicht. In der heutigen 6. Runde spielen wir gegen Thailand, die nominell etwas schwächer sind, und könnten dann punktemäßig etwas davonziehen. Also, liebe Freunde des Blinden- und Sehbehindertenschachs: Bitte im Dauumendrücken nicht nachlassen! Mit meinem persönlichen Ergebnis von 3 aus 5 kann ich ebenfalls zufrieden sein, vielleicht geht da noch was.
Die deutsche Mannschaft spielt heute gegen Russland, also das Traumlos gegen Karjakin, Kramnik & Co. Ja, sowohl die Deutschen als auch die an Nummer 1 gesetzten Russen haben schon mal verloren, und zwar beide gegen die Ukraine, die bisher alles gewann. Ebenfalls mit weißer Weste treffen heute Indien und die Niederlande aufeinander, und wer jetzt meint, die Inder seien nur deshalb so stark, weil Vishy Anand mitspielt, der irrt sich, denn der Exweltmeister ist gar nicht dabei!
Und schließlich noch ein Blick auf den aktuellen Weltmeister, der ja nun mal für Norwegen spielen muss. Auch diese Mannschaft hat nur einmal verloren (gegen Australien) und ist noch im Rennen.
Ach ja, es gibt auch eine "Women Section" bei der Olympiade, und da die IBCA diesmal keine Frauenmannschaft (wie klingt das eigentlich?) geschickt hat, kann ich hier nur über das deutsche Team berichten, das an 10 gesetzt war und sich im Moment auf dem 18. Platz befindet.
Die Spielbedingungen sind als gut zu bezeichnen, in der Kristallhalle, die ja eigens für den ESC (Eurovision Song Contest) im Jahre 2012 gebaut wurde, ist genug Platz auch zwischen den Brettreihen. Interessant ist die neue Regel, dass wegen der Anti-Cheating-Agreements, also der Anti-Betrugs-Vereinbarung, es neben Handys und anderen elektronischen Geräten nunmehr auch verboten ist, Armbanduhren und Kugelschreiber mit in den Turniersaal zu bringen. Selbst Feuerzeuge sind nicht erlaubt, wobei ich noch nicht in Erfahrung bringen konnte, wie man mit einem Feuerzeug seine Spielstärke auf unerlaubte Weise steigern kann. Jedenfalls werden diese im Raucherbereich bereitgestellt. Am ersten Tag hingen dort etwa 20 Einweganzünder an der Wand, am nächsten Tag waren es noch etwa die Hälfte, und am dritten Tag saß ein Mensch von der Security da und hat das Feuerzeug nur auf Anfrage herausgegeben. Es wird immer seltsamer...
Die Halle selbst verfügt über eine Klimaanlage, die ihre Kraft in den ersten Tagen eindrucksvoll unter Beweis stellte. Mittlerweile geht es aber mit der Temperatur wieder, aber leicht erkältet bin ich trotzdem. Deswegen habe ich auch heute erstmal frei und kann endlich mal ein paar Partien live mit verfolgen, was für mich ja sonst unmöglich ist.
Zum Schluss noch etwas über den Ort an sich: Unser Hotel liegt direkt am Meer, was echt schön und vor allem ruhig ist. Spaziergänge an der nagelneuen Uferpromenade sind echt ein Traum, und das leichte Erdölaroma gibt's gratis dazu, aber zum Glück nur selten. Die Stadt selbst ist ein Gemisch aus alt, halb alt und ganz neu, und wenn neu, dann aber richtig. Kreative Architektur wird hier gern gesehen, wie ich gestern bei der Stadtrundfahrt feststellen konnte. Deren Teilnahme ich übrigens selbst organisiert habe, da die Organisatoren für den freien Tag nichts zum einfach Buchen angeboten hatten, schade eigentlich.
Weitere Einzelheiten gibt es dann in meinem Abschlussbericht, aber nur, wenn ihr weiterhin so schön mitfiebert und unser Team mit Euren besten Wünschen aus der Ferne unterstützt!
Es grüßt Euer Oliver Müller
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21309