27. Oktober 2025
Manchmal ist auch im Sport das Ergebnis nur eine Fußnote. Zwei Siege, vier Niederlagen, Rang 27 – von 34 Teilnehmern. Weit weg von den Siegerinnen und Siegern der Teams FIDE 1, Polen und Israel. Allein der Blick auf das Ergebnis-Tableau macht also aus der 2. Schacholympiade für Menschen mit Behinderung, der gerade zu Ende gegangenen Para-Olympiade, keinen Erfolg. „Aber es ging ja auch um mehr in Astana“, sagt Gert Schulz, der DSB-Referent für Inklusion, „das internationale Flair, die Erfahrungen, das alles ist unbezahlbar für unsere Spielerin und unsere Spieler.“ Teamchef Thorsten Kaufmann brachte es so auf den Punkt: „Sportlich war es ein bisschen enttäuschen – aber die Atmosphäre war gigantisch, regelrecht überwältigend. Für uns alle ein einmaliges Erlebnis.“
Abgesehen davon, und das soll hier nicht verschwiegen werden, gab es auch durchaus sportliche Freude: Artur Kevorkov holte fünf Punkte und verpasste nur knapp aufgrund der Feinwertung eine Medaille bei der Brett-eins-Wertung. Auch der vor ihm platzierte Brettbeste GM Yehuda Grünfeld hatte letztlich fünf Zähler auf dem Konto. „Echt schade. Artur hat aber ein überragendes Turnier gespielt“, schwärmte Gert Schulz. FM Matthias Dorner (2,5 Zähler), der erst 12-jährige Ben Kaufmann (zwei Punkte) und Birgit Dietsche (1,5) hatten sich vermutlich mehr erhofft. Ben Kaufmann war mit zwölf Jahren der zweitjüngste Teilnehmer hinter der nur zwei Monate älteren Celine Atassi aus den USA: Und ja, wäre der Gehörlosen-Weltmeister IM Sergej Salov nicht kurz vor der Abreise krankheitsbedingt ausgefallen – wer weiß, was (mit Blick auf mehrere knappe Niederlagen) möglich gewesen wäre. Aber, wie gesagt: Es ging um mehr. „Begegnungen unterschiedlicher Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und aus unterschiedlichen Kulturen haben sich hier ergeben“, sagte der DSB-Delegationsleiter, Thorsten Kaufmann: „Eine schöne Woche mit zahlreichen Eindrücken liegt hinter uns. Und was den Kern dieses Turniers ausgemacht hat: Dass jeder individuell ein oder mehrere gesundheitliche Probleme unterschiedlicher Ausprägung hat, die beim Schachspiel zwischen Menschen mit Behinderung nicht in den Fokus rücken. Während des Schachspiels scheint alles andere in diesem Moment vergessen.“
Ein wunderbares Fazit des Mannes, für den Schulz ein Extralob übrighatte. „Was Thorsten Kaufmann geleitestet hat als Teamchef, das ist unbezahlbar“, so der DSB-Referent, „eine grandiose Organisation.“ Die schon vor dem Turnier begann, mit der Reiseplanung – und bis zur Verabschiedung am Flughafen reichte, als mancher noch schnell nach einer einstündigen Verspätung des Fliegers zu seinem Anschlusszug hetzte. Auch Kaufmann, von Beruf Kripo-Beamter in Ulm, ging in seiner ehrenamtlichen Rolle auf, schwärmte: „Alle sind gleich und vereint, wenn sie dem schönen Hobby im Team gemeinsam nachgehen. Mit der professionellen Betreuung und Organisation des Gastgebers wurde eine traumhafte Atmosphäre, wie es sich einer Olympiade gebührt, geschaffen“, so Kaufmann. Nur nebenbei: Der kasachische Schachverband habe eine unglaubliche Manpower - 80 Festangestellte sorgen für reibungslose Turniere, quasi am Fließband. "Es war zu spüren, welchen Stellenwert der Schachsport in diesem Land hat", sagte Kaufmann.
Für das Team blieb trotz der Wettkampfbelastung genug Zeit, die Stadt zu erkunden. Im paralympischen Zentrum fanden die Akteure beste Bedingungen vor. Es gab wenig zu kritisieren, allein die deutsche Spielerin Birgit Dietsche sei mit den Bedingungen beim Turnier bisweilen unglücklich gewesen, so Schulz: „Sie fühlte sich als blinde Spielerin durch die Assistenten benachteiligt“, so Schulz. Mehrfach um die Konzentration gebracht. Aber Dietsche relativierte ihre erste Verärgerung nach der Heimkehr: "Die Leute haben sich Mühe gegeben, ich will jetzt da nicht großen Wirbel machen." Zumal auch Schulz betont, alle deutschen Teammitglieder hätten letztlich "von den Bedingungen und der angenehmen Atmosphäre geschwärmt“. (mw)
Und was gibt es sonst noch aus dem Ressort Inklusion zu vermelden? Am Mittwoch gibt es das erste Onlinetreffen aller Interessierten zur Gründung einer Inklusionskommission. Monatelange Netzwerkarbeit von Gert Schulz und seinen Mitstreitern sollen nun Früchte tragen. Und Gert Schulz hat, wie er selbst sagt, „einen Titel gewonnen, der in meiner Vita am meisten hermacht“. Er siegte bei den Internationalen Österreichischen Blindenschachmeisterschaften in Mönichkirchen. Sieben Punkte aus neun Runden, als einziger Akteur blieb er unbesiegt. „Das hatte ich so nicht erwartet, freut mich aber umso mehr.“ Ein Lob vom DSB-Referenten Inklusion gab es auch für David-Andrei Valean, der bei der 5th IPCA European Individual Chess Championship 2025, der europäischen Meisterschaft der Körperbehinderten, mit Top-Platzierungen nach Hause fuhr. Im Blitzturnier (Gespielt wurden 9 Runden, 4 Min. + 2 Sek.) erreichte er unter 30 Teilnehmern mit 5,5 Punkten aus 9 Partien den 7. Platz in der Gesamtwertung - und wurde damit Vize-Junioreneuropameister. Den Vizetitel holte er sich auch in der U20. "Ein starker Auftritt unter DSB-Flagge", so Schulz. (mw)
| Pl. | Name | Land | Elo | Pkt. | Buch | SoBe |
|---|---|---|---|---|---|---|
| 1 | Gert Schulz | 1987 | 7,0 | 50,0 | 38,25 | |
| 2 | Gheorghe Bratu | 1953 | 6,5 | 50,0 | 36,00 | |
| 3 | Manfred Mueller | 1972 | 6,5 | 46,0 | 29,75 | |
| 4 | Mohsen Ebrahim | 1511 | 6,0 | 45,0 | 28,00 | |
| 5 | Robert Drasch | 1926 | 5,5 | 52,0 | 31,25 | |
| 6 | Rinor Ymeri | 1755 | 5,5 | 47,5 | 26,25 | |
| 7 | Alexandru S. Munteanu | 1810 | 5,5 | 46,5 | 26,00 | |
| 8 | Arnold Gerold | 1803 | 5,5 | 45,0 | 26,00 | |
| 9 | Albert Unger | 1643 | 5,5 | 41,5 | 23,50 | |
| 10 | Matthias Steinhart | 1722 | 5,0 | 46,5 | 23,75 | |
| 11 | Rainer Fexa | 1834 | 5,0 | 44,5 | 21,75 | |
| 12 | Xhafer Berisha | 1650 | 5,0 | 44,0 | 22,25 | |
| 13 | Josef Maisser | 1483 | 5,0 | 40,0 | 17,50 | |
| 14 | Bernd Schwarz | 1572 | 5,0 | 35,5 | 16,00 | |
| 15 | Gerhard Zipko | 1784 | 4,5 | 47,5 | 21,00 | |
| 16 | Shaip Kastrati | 1701 | 4,5 | 47,0 | 20,75 | |
| 17 | Volcy Bucherie | 1490 | 4,5 | 39,0 | 14,00 | |
| 18 | Herbert Lemak | 1466 | 4,5 | 35,5 | 13,50 | |
| 19 | Rudolf Angerer | 1499 | 4,5 | 33,5 | 13,25 | |
| 20 | Mahendra Galani | 1615 | 4,0 | 40,5 | 14,50 | |
| 21 | Markus Fiala | 1530 | 4,0 | 37,0 | 14,75 | |
| 22 | Abi Baker | - | 4,0 | 37,0 | 11,00 | |
| 23 | Eduard Nussthaler | 1456 | 4,0 | 34,0 | 8,25 | |
| 24 | Alex Geerinck | 1620 | 3,5 | 36,5 | 10,25 | |
| 25 | Markus Hintermair | 1200 | 3,5 | 34,0 | 8,25 | |
| 26 | Helmut Vasicek | 1425 | 3,5 | 29,0 | 6,25 | |
| 27 | Erich Hoeler | 1433 | 3,5 | 29,0 | 6,00 | |
| 28 | Andreas Worel | 1402 | 3,0 | 31,0 | 5,00 | |
| 29 | Albert Hoerbinger | 1227 | 1,0 | 30,0 | 1,25 |
| Pl. | Name | Elo | Land | Pkt. |
|---|---|---|---|---|
| 1 | Artom Andriienko | 2201 | 5,5 | |
| 2 | David-Andrei Valean | 2009 | 5,5 | |
| 3 | Jakub Vanek | 1897 | 5,0 | |
| 4 | Zdenek Rejzek | 1544 | 4,0 | |
| 5 | Matyas Knettig | 1692 | 3,5 | |
| 6 | Petr Holinka | 1643 | 3,0 | |
| 7 | Yana Khymko | - | 2,5 |
| Pl. | Name | Elo | Land | Pkt. |
|---|---|---|---|---|
| 1 | Artom Andriienko | 2269 | 7,5 | |
| 2 | David-Andrei Valean | 1908 | 5,5 | |
| 3 | Matyas Knettig | 1632 | 5,5 | |
| 4 | Jakub Vanek | 1793 | 5,5 | |
| 5 | Zdenek Rejzek | 1514 | 4,5 | |
| 6 | Yana Khymko | - | 4,5 | |
| 7 | Petr Holinka | 1643 | 3,5 |
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11679