23. November 2011
Nach Ketino Kachiani-Gersinska wird bei der elften Auflage der Deutschen Amateurmeisterschaft Elena Levushkina als zweite Patin der Frauen-Nationalmannschaft bei der größten Breitenschach-Veranstaltung im Schach aktiv werden. In Ramada-Hotel in der Turmstraße der Oderstadt Frankfurt trifft sie dabei am Donnerstagabend (24. November) bei einem Uhrensimultanhandicap an zehn Brettern auf das von Thomas Noack von USC Viadrina betreute Team „Frankfurt & Friends“. Wir haben Elena, die mit fünf Jahren bei ihrem Vater das Schachspiel erlernte und ein Jahr später von ihrer Mutter in die Schachschule des Taschkenter Pionierpalastes gebracht wurde, wie den übrigen Patinnen die folgenden Fragen gestellt.
Schach finden Sie gut, weil....
… es unerschöpflich ist. Und man kann es immer und überall spielen.
Was war bisher Ihr sportlich größter Erfolg auf den 64 Feldern und welche Partie war die beste?
Der neunte Platz bei der Asien-Frauenmeisterschaft 2001 in Chennai/Indien, die für mich die Qualifikation für die WM brachte. Die Partie Levushkina–Golod (Bad Wiessee 2003) bleibt mir wohl für immer in Erinnerung, da es mein erster Großmeisterskalp war. Ob es auch die beste ist, kann ich nicht objektiv beurteilen.
Welche halten Sie für die beste und welche für die schädlichste Entwicklung im Schach?
Vermehrte Betrugs-Vorfälle sind für mich zweifelsohne die schädlichste Entwicklung. Gut finde ich, dass die Frauenweltspitze immer stärker wird.
Welche Vorurteile über das „Frauen“-Schach ärgern Sie und wie reagieren Sie darauf?
Gar nicht. Ich nehme sie stets mit Humor - so wie alle Vorurteile gegenüber uns Frauen.
Was fällt Ihnen spontan über Ihre Mitstreiterinnen oder auch Konkurrentinnen in der Frauen-Nationalmannschaft ein, und wie würden Sie das Klima innerhalb des Team beschreiben?
Ich habe mich bisher mit allen prima verstanden.
Welche Rolle spielt für Sie der Teamcoach?
Neben organisatorischer Arbeit muss er auch bei der Vorbereitung helfen können. Außerdem muss die endgültige Entscheidung über die Aufstellung von ihm getroffen und nicht von den Spielern ausdiskutiert werden.
Im kommenden Jahr findet in Istanbul wieder eine Schacholympiade statt. Was bedeutet es Ihnen, dort mit dem deutschen Team zu spielen?
Seit ich in Deutschland lebe, hatte ich das Ziel die Nationalmannschaft zu vertreten. Es wäre mir also eine Ehre, in Istanbul dabei zu sein, und Spaß würde es bestimmt auch machen. Zumal mich mit dieser Stadt gute Erinnerungen verbinden. Vor elf Jahren nahm ich in Istanbul schon einmal an der Schacholympiade teil. Damals spielte ich am dritten Brett der usbekischen Damen-Nationalmannschaft.
Mit welchem Slogan würden Sie für das deutsche Frauen-Team werben?
So schön kann Schach sein!
Wie würden Sie einem Ausländer sagen, wenn er Sie fragt, was Deutschland ist?
Ein Vorbild für Ordnung und Disziplin. Klingt zwar irgendwie klischeehaft, aber diese Tugenden fehlen mir wirklich, wenn ich einmal verreise.
Welche abschließende Frage würden Sie gern gestellt bekommen, und wie lautet Ihre Antwort?
Kann man vom Schach leben?
Klar. Auch wenn man nicht zur Weltspitze gehört und keine Honorare kriegt, kann man sich durch die Arbeit als Trainer und Bücher-/Artikelschreiben finanzieren. Aber für viele ist es entweder zu unsicher oder zu uninteressant.
Elena Levushkina wurde am 27. Februar 1984 in Taschkent geboren. Seit 2002 ist ihr Wohnort München, wo sie an der Ludwig-Maximilians-Universität ihren Magister in Computerlinguistik gemacht hat. Von Beruf ist die 27jährige Internationale Frauengroßmeisterin - der Titel wurde ihr 2007 verliehen - Software-Entwicklerin und schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit.
Sie hat bisher zweimal an der Schacholympiade teilgenommen (2000 für Usbekistan und 2010 für Deutschland) und insgesamt 18 Länderspieleinsätze für den DSB absolviert.
Aktiv Schach spielt sie gegenwärtig beim SK Tarrasch 1945 München in der 2. Männer-Bundesliga. Außerdem ist sie Gastspielerin beim Frauen-Bundesliga-Aufsteiger Schachfreunde von 1891 Friedberg. Bei Elenas Hobbies dominieren Wintersport (Skifahren und Schlittschuhlaufen) und das Musizieren (Gitarre spielen und singen).
In der Serie Patinnen sind bisher erschienen:
P.S. Und hier ist als Zugabe die von Elena erwähnte Partie, die sie bei der 7. Offenen Bayerischen Meisterschaft in Bad Wiessee gegen Vitali Golod gespielte und mit einem Läuferopfer auf h7 krönte - da war sie gerade einmal 19!
Levushkina, E. (2308) - Golod, V. (2544)
7. Offene Bayerische Meisterschaft, Runde 7, Bad Wiessee, 14.11.2003
Sizilianische Verteidigung [B22]
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.c3 Sf6 4.e5 Sd5 5.Lc4 d6 6.d4 cxd4 7.cxd4 Nc6 8.0–0 Le7 9.exd6 Dxd6 10.Nc3 Nxc3 11.bxc3 0–0 12.Ld3 b6 13.De2 Lb7 14.Te1 Tac8 15.Ld2 Dd5 16.Tab1 Dxa2 17.c4 Lf6 18.Ta1 Db2
19.Lxh7+! Kxh7 20.Dd3+ Kg8 21.Teb1 Dxa1 22.Txa1 Sxd4 23.Sxd4 Tfd8 24.Le3 Lxd4 25.Lxd4 e5 26.h3 Txd4 27.Df5 a5 28.Tb1 Tdxc4 29.Txb6 Tb4 30.Td6 Te8 31.Td7 Tf4 32.Dc2 Le4 33.Dc5 a4 34.Ta7 Ld3 35.Dc6 Tb8 36.Dd6 Tb1+ 37.Kh2 Td4 38.Ta8+ Kh7 39.Dxe5 Th4 40.Dg3 Td4 41.Txa4 Td5 42.Dh4+ Kg6 43.Tg4+ Kf5 44.Tg5+ Ke6 45.Txd5 Kxd5 46.Dg5+ Kc6 47.Dxg7 Lg6 48.h4 Tb4 49.Df6+ Kd7 50.h5, und Schwarz gab auf! [1-0]
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 124