7. Dezember 2018
Unser Lasker-Quiz neigt sich dem Ende entgegen. Der zwölfte und letzte Monatswettbewerb läuft bereits und wir schulden Ihnen noch die Auflösungen für Oktober und November. Mit der Auswertung des Monats Oktober wollen wir beginnen.
Die Fragen unseres Historieexperten Dr. Michael Negele waren wieder sehr anspruchsvoll und erwiesen sich zum Teil auch als sehr schwierig. Trotzdem kamen die Besten auf über 8 Punkte von neun möglichen.
Die meisten Punkte im Oktober erreichte Hajo Markus aus Walsrode. Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Buches "Die Schach-Weltmeisterschaften der Frauen" von Elmar Hennlein! Markus konnte bereits das Quiz im August für sich entscheiden und war im Februar einer von mehreren Gewinnern.
Frage | Antwort | Punkte |
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1. Am 8. Oktober 1918 wurde beim Großmeisterturnier im Berliner Kerkau-Palast die zweite Partie zwischen Emanuel Lasker und seinem von 1912-1914 favorisierten Konkurrenten um die Schachkrone, Akiwa Rubinstein, ausgetragen. Die Partie endete hartumkämpft unentschieden, Lasker gewann dieses Viermeisterturnier mit knappen Vorsprung vor Rubinstein. Das Turnier war von einem bekannten Berliner Schachorganisator und Verleger, der selbst ein Meisterspieler war, initiiert worden. Wer war dieser "Schachenthusiast" (Name und Lebensdaten), was garantierte ihm seinen Lebensunterhalt? Wer war seinerseits dessen besonderer Gönner, dem 1918 sogar ein Schachwerk gewidmet wurde? | Bernhard Kagan [* 15. August 1866 in Grodno (heute Hrodna); † 27. November 1932 in Berlin] Er handelte (in großen Stil - Versorgung der Armee) mit Tabakwaren. Kagan war Schachfreund und Lehrer von Christian Kraft Fürst zu Hohenlohe-Öhringen (1848-1926). |
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2. Auf welche "Geschäftsidee" brachte dieser Gönner den alerten Publizisten? | Kagan konnte in hohen Auflagen kleine Schachbroschüren für die Freizeit der Soldaten und die Lazarette liefern. Zu diesem Auftrag verhalfen ihm die Kontakte des Fürsten von Hohenlohe. |
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3. Im Turnier 1918 gab einen Spezialpreis für den Ersten, der Emanuel Lasker eine gewisse Freude in diesen trüben Zeiten des verlorenen, aber noch nicht beendeten Weltkrieges bereitet haben wird. Wer war der Spender (Name und Funktion), was war der Preis (genaue Angaben)? | Generalkonsul Kommerzienrat Zietz (Inhaber der Zigarettenfabrik Yenidze, Dresden), 1000 Zigaretten der Marke Salem Gold. | 1 |
4. Einer der Teilnehmer erlitt nach dem Turnier ein tragisches Schicksal. Wie ist sein Name und was waren die besonderen Umstände? | Der ausgezehrte Carl Schlechter wurde im Dezember 1918 nach Budapest zu einer Simultanvorstellung eingeladen. Dort brach er zusammen und verstarb am 27. 12. 1918 an einer verschleppten Lungenentzündung. |
0,5 |
5. Die ersten Verhandlungen um einen möglichen Weltmeisterschaftskampf Lasker-Rubinstein wurden im Frühjahr 1912 aufgenommen. Was war der äußere Anlaß Rubinsteins, Lasker herauszufordern? Wie erfolgte diese Herausforderung? | Rubinstein gewann im März 1912 das Turnier von San Sebastián und schrieb noch aus Spanien einen Brief an Lasker. | 0,5 |
6. Wie reagierte Lasker auf diese Herausforderung, warum war er zögernd mit seiner Zusage? Wo fand dann im Sommer 1912 ein persönlichen Treffen der möglichen Kontrahenten statt? Was war der Grund für dieses etwas abseitigen Ort? | Lasker schrieb im Pester Lloyd (verfaßt 31. März 1912): Rubinstein hat an mich von San Sebastián geschrieben. Er wünscht mit mir ein Match um die Weltmeisterschaft auszutragen. (...) Ich bin aber momentan noch gebunden, weil Capablanca sich noch nicht erklärt hat, ob er protestieren wird oder nicht." Lasker und Rubinstein trafen sich im August 1912 auf der Insel Hiddensee, wo Lasker seinen Sommerurlaub verbrachte. Dazu Lasker im Pester Lloyd (verfaßt 8. August): "Rubinstein, der sich auf dem Weg nach Wilna noch einige Tage an der See erholen wollte, besuchte mich auf der Insel Hiddensee und wir besprachen die Regeln unseres Matches." |
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7. Weshalb kam es zu keiner Einigung über die Wettkampfbedingungen? Was war Laskers "ernsthafte" Begründung? | Rubinstein weigerte sich am Abend zu spielen und wollte die Partien um 11 Uhr morgens beginnen. Lasker sah sich nicht in der Lage, dies anzunehmen, da er "nicht gewohnt, geistige Arbeit des Vormittags zu verrichten". Ein gewichtiger Grund war eher das Ausbleiben der unbedingt erforderlichen Zuschauerzahlen. | 0,5 |
8. Wohin begab sich Rubinstein ab Herbst 1912, was war der Grund für sein Abtauchen. Wann und wo traf er sich erneut mit Lasker? Auf wieviel Partien sollte der vereinbarte Wettkampf gehen? Wie sollten die Spieler kompensiert werden, da kein Einsatz geleistet werden sollte? | Rubinstein litt an nervöser Erschöpfung und begab sich im Herbst 1912 nach Meran in Kur, dann zu Beginn der Kursaison im Mai 1913 nach Bad Reichenhall. Am 21. August 1913 trafen sich Lasker und Rubinstein in Berlin und wurden sich einig, der Wettkampf solle über 20 Partien gehen. Ein Einsatz war nicht zu leisten, die Spieler sollten den Erlös eines Matchbuches erhalten. |
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9. Zum WM-Kampf Lasker-Rubinstein ist es bekanntlich nie gekommen. Nach dem Turnier in Berlin 1918 trafen Rubinstein und Lasker noch in Mährisch-Ostrau 1923 und in Moskau 1925 aufeinander. Diese letzte Partie entschied Lasker für sich, damit lautete ihre Bilanz +2, =3, -1. Doch 1924 führte sie ein eher ungewöhnlicher Anlaß zusammen. Wann und wo fand die Veranstaltung statt? Wer sekundierte Rubinstein, der die weißen Truppen "dirigierte", wer Lasker? Wer hat zur musikalischen Untermalung welches Orchester dirigiert? Wer hat die in den "Lustigen Blättern" erschienene Karikatur verfaßt? | Am Sonntagabend, dem 19.Oktober 1924 im Sportpalast Berlin. Bernhard Kagan (steht bei Rubinstein) war Laskers Sekundant, Ossip Bernstein (steht bei Lasker) der von Rubinstein. Das Blüthner-Orchester dirigierte Pietro Mascagni, die Zeichnung stammt von Walter Trier. | 2 |
Außer Konkurrenz! In den Jahren 1923 bis 1926 wohnte Rubinstein in Deutschland, in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam in der Brinkmannstraße (jetzt Weerthstraße). Das "Rubinstein"-Haus existiert noch heute. Was war der äußere Anlaß für die Rubinsteins, dort zu leben? Meine Theorie: Seine Frau Eugenie war als Köchin im dortigen Blindenheim tätig. Wer kann dies bestätigen oder andere Möglichkeiten aufzeigen? | - | - |
Bernhard Kagan war für alle Teilnehmer kein Problem. Am Gönner scheiterten zwei. Hier zogen wir einen halben Punkt ab.
Nur 50% der Lösungen waren richtig. Eine falsche Lösung war, Kagan würde die Armee mit Tabakwaren beliefert haben.
Die beiden Teilnehmer, die sich um den Monatssieg ein Wettrennen lieferten, lagen als Einzige komplett richtig.
Dies war eine der leichteren Fragen. Niemand ging ohne Punkte aus, wobei wir zweimal Abstriche machen mußten.
Für die Experten unter unseren Teilnehmern war die richtige Lösung kein Problem. Dreimal gab es die volle Punktzahl.
Unsere Experten gaben sich keine Blöße und erreichten die volle Punktzahl.
Für die meisten Teilnehmer waren diese Fragen keine Hürde. Für die anderen zählte der olympische Gedanke ;-)
Sechs Fragen in einer, das war schon sportlich. Zum ersten Mal büßten auch die beiden Monatsduellanten teilweise Boden ein. Interessant war diese Teillösung: "Die veranstaltenden Schachclubs/Verbände sollten pro Partie 1.500 Mark zahlen. Sobald 10.000 Mark zusammenkämen, sollte das Match beginnen."
Beim Duell an der Spitze gab es fast noch einen Wechsel. Unklar bleibt, wer wessen Sekundant war: "Bernhard Kagan sekundierte Lasker, Dr. Bernstein sekundierte Rubinstein. (zumindest laut „Wiener Morgenzeitung“. Im „Neuen Wiener Tagblatt“ steht es genau umgekehrt)." Unsere Experten bevorzugten teilweise die falsche Variante.
Leider blieb unsere Zusatzfrage unbeantwortet. Entweder bleibt das Rubinstein-Haus jetzt weiter ein Mysterium oder die Teilnehmer rücken ihre Rechercheergebnisse nur gegen Punkte heraus. Die gab es leider nicht.
Unsere Unterseite zum Quiz | Unsere Dezemberfragen (Einsendeschluß: 23.12.2018)
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - Laskerjahr // ID 8779