Rapid- und Blitz-WM: Deutsche Lichtblicke nur bei den Frauen

Michal Walusza

Bei den Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach in New York waren die deutschen Spieler und Spielerinnen kein Faktor. Beide Turniere verliefen weitgehend enttäuschend. Zum Aufreger kam es beim Finale der Blitzschach-WM in New York zwischen GM Magnus Carlsen und GM Ian Nepomniachtchi. Denn es gibt jetzt zwei Blitz-Weltmeister.

Umstritten: Carlsen und Nepo teilen sich die Blitz-Titel

Mancher witterte dabei Betrug. "Ich habe in meiner Karriere noch nie ein Unentschieden im Voraus vereinbart", schrieb Carlsen in den sozialen Medien - und reagierte auf massive Kritik. In einem Video ist zu sehen und zu hören, wie sich Carlsen mit seinem Gegner aus Russland über einen Vorschlag an die FIDE unterhält. Er sagte: "Wenn sie sich weigern, dann können wir einfach kurze Remis spielen, bis sie aufgeben." Das wurde von Kritikern als unerlaubte Absprache interpretiert. Später schrieb Carlsen dazu: "Im Video mache ich mit Jan Witze. Das war offensichtlich kein Versuch, die FIDE zu beeinflussen." Der Inhalt des Gesprächs sei ein "schlechter Scherz" gewesen, so Carlsen weiter: "Ich denke, das Spiel selbst hat zwei Spieler gezeigt, die Schach auf hohem Niveau spielen, die ebenbürtig sind und beide einen Sieg verdient haben." Beide seien aber auch müde und nervös gewesen – deshalb sei dieses Ergebnis gerecht.

Erst beim Stand von 3½:3½ sei Carlsen laut Angaben des Verbands aufgestanden und habe seinem Gegner öffentlich vorgeschlagen, nicht mehr weiterzuspielen. Der Hauptschiedsrichter akzeptierte dies, nachdem zuvor auch die FIDE grünes Licht gegeben hatte. Titelverteidiger Carlsen teilt sich nun den Titel mit Nepo.

Keiner der deutschen Spieler hat es bei der Blitz-WM unter die Top acht geschafft. GM Rasmus Svane gewann fünf Partien, remisierte sechs und musste zwei Niederlagen einstecken, eine gegen GM Ian Nepomniachtchi. GM Alexander Donchenko erzielte sechs Siege, vier Remis und drei Niederlagen. GM Frederik Svane erreichte sechs Siege, zwei Remis und kassierte fünf Niederlagen, darunter gegen den frischgebackenen Schnellschach-Weltmeister GM Volodar Murzin - sowie Nationalmannschaftskollegen GM Matthias Blübaum. Der wiederum schaffte fünf Siege und fünf Remis. GM Dennis Wagner gewann ebenfalls fünf Partien, spielte einmal Remis und verlor sieben Partien, davon eine gegen GM Hans Niemann. GM Michael Bezold erzielte fünf Siege, zwei Remis und sechs Niederlagen.

Blitzschach-WM der Frauen

Und die Frauen? IM Dinara Wagner beendete das Schweizer System-Turnier auf Platz zehn – verpasste also die Runde der letzten acht nur knapp. Sie gewann fünf Partien, spielte fünf Remis und verlor nur einmal – gegen GM Kateryna Lagno. GM Elisabeth Pähtz erreichte fünf Siege und drei Remis. WGM Josefine Heinemann holte vier Siege und zwei Remis.

Schnellschach-WM

Die Schnellschach-WM hat GM Volodar Murzin (Russland) mit 10 Punkten aus 13 Partien gewonnen. Mit 18 Jahren ist er somit der zweitjüngste Schnellschach-Weltmeister der Geschichte nach GM Nodirbek Abdusattorov, der 2021 bei seinem Sieg 17 Jahre alt war. Das Turnier endete mit einem russischen Dreifacherfolg. Hinter Murzin belegten GM Alexander Grischuk und GM Ian Nepomniachtchi die Medaillenränge. Was sogleich Wladimir Putin und dessen Sprecher Dmitri Peskow zum „russischen Triumph“ in New York gratulieren ließ...

GM Koneru Humpy (Indien) wurde mit 8,5/11 Weltmeisterin. Für Humpy ist es der zweite Rapid-Titel ihrer Karriere – passend zur indischen Erfolgsserie der vergangenen Wochen und Monate.

Und die Deutschen? GM Elisabeth Pähtz wähnte sich lange auf Medaillenkurs, doch am Ende blieb nur Rang 14 und 15 für sie und Dinara Wagner, mit jeweils sieben Punkten. Für die deutschen Männer wurde die Rapid-WM zur großen Enttäuschung: Im offenen Turnier erzielte Matthias Blübaum mit 7,5 Punkten aus 13 Partien auf Rang 50 noch das beste Ergebnis. (mw)