Ruit, sechster Tag: Tetyana Kostak auf dem Weg zum Titel – und Wasser marsch bei der Doping-Probe

Katharina Reinecke

Tag sechs in Ruit. Mit einer ersten Vorentscheidung. WFM Tetyana Kostak ist auf dem Weg zum Titel bei der Einzelmeisterschaft der Frauen. Aber der Reihe nach.

Katharina Reinecke

Was war vor den Deutschen Meisterschaften nicht alles über die Frauen-Turniere gesagt worden. Die Einzelmeisterschaften würden darunter leiden, dass einige gute Spielerinnen in das German Masters abgewandert sind. Und, nun ja, dieses Masters hätte man sich auch hochkarätiger vorstellen können, merkten einige Kritiker an. „Stimmt im Prinzip“, sagt eine, die es wissen muss: WFM Nadja Jussupow. „Natürlich ist es schade, dass viele gute Spielerinnen ausgefallen oder nicht angetreten sind, das ist eine Baustelle, die wir für nächstes Jahr beheben müssen“, so Jussupov, „aber es ist hier sehr, sehr spannend und alle Frauen kämpfen und spielen stark.“

In Ruit ist Jussupow gleich in mehrfacher Mission unterwegs: Als Hauptschiedsrichterin, Turnierleiterin, Frauenreferentin des DSB – und natürlich Organisatorin. Da war sie heute auch noch überraschend in besonderer Mission gefordert: Die NADA rückte an zur Dopingkontrolle bei den Siegerinnen und Siegern – und Nadja befürchtete einen Wasser-Engpass. Aber auch das Problem hat sie fix gelöst – und beim Turnier und Drumherum blieb alles im Fluss.

Vor lauter Stress, den sie aber angeblich nicht spürt („Ich wollte diese ehrenamtlichen Jobs, also mache ich sie auch gerne“) hat sie zwar wenig Zeit, die Partien zu verfolgen – aber sie hat genug gesehen, um die Kritik von außen zu relativieren: „Mir gefällt diese Veranstaltung sehr gut. Ich sehe viele Spielerinnen mit hohem Ehrgeiz.“

German Masters der Frauen

Und damit rein in die Ergebnisse, Ladies first. Beim German Masters der Frauen ist die frischgebackene WGM Kateryna Dolzhykova nach ihrem Fehlstart mittlerweile in bestechender Form. Es sei bei ihr zwar „immer etwas unklar, wie die Partie ausgeht – aber da brennt oft das Brett“, sagte unser Kommentator GM Klaus Bischoff. Dolzhykova besiegte heute auf feurige Art und Weise WFM Marharyta Khrapko. „Ich bin sehr glücklich, aber es war auch sehr harte Arbeit“, so Dolzhykova, „meine Gegnerin hatte unglaubliche viele Ressourcen, bis ich am Ziel war.“ Damit schloss sie nach Punkten (4,5) zu der bisher führenden WGM Fiona Sieber auf, die in einer wilden Partie heute gegen WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky Remis spielte. Im Grunde war mehr drin für Sieber – aber Voicu-Jagodzinsky verteidigte tapfer und klug.

Die Führung übernahm FM Lara Schulze, durch ihren wirklich sehr überzeugenden Erfolg gegen WFM Luisa Bashylina. Klaus Bischoff sprach davon, Lara Schulze überzeuge „durch die Klarheit ihrer Siege“. Insgesamt ist auch Bischoff Feuer und Flamme für dieses Turnier: „Fiona und Lara zeigen absolut ihre Stärken und spielen sehr gutes Schach. Sie führen zurecht.“

Deutsche Frauen-Einzelmeisterschaft

Katharina Reinecke

Bei der Einzelmeisterschaft der Frauen hat sich eine klare Spitze herauskristallisiert – und das vor der abschließenden Runde morgen. WFM Tetyana Kostak dürfte sich den Sieg kaum noch nehmen lassen. Sie hat sich mit sieben Zählern einen Punkt Vorsprung erarbeitet.  Heute besiegte sie Elisa Stärk sehr überzeugend. Dabei profitierte sie auch davon, dass die stark gestartete Kristin Braun ihre erste Partie in Ruit verlor, gegen WFM Anita Just. Damit liegt Braun mit 5,5 Punkten nur noch auf Rang drei, hat keine Chance mehr auf den Gesamtsieg. Nur eine darf noch hoffen: Platz zwei eroberte WFM Jovana Miljkovic durch ihren Erfolg gegen WIM Evelyn Wagenschütz und zeigte sich danach „sehr zufrieden mit meinem Spiel“.

Deutsche Einzelmeisterschaft / Kandidatenturnier

Auch beim DEM-Kandidatenturnier geht es morgen auf die Schlussrunde. Hier führt FM Marco Dobrikov (6/8). Allerdings muss er morgen gegen IM Jonas Rosner ran – einen von drei Verfolgern mit jeweils 5,5 Punkten.

Deutsche Einzelmeisterschaft / Meisterklasse

Noch ein kurzer Blick auf die DEM-Meisterklasse. Hier holte sich GM Dmitrij Kollars am heutigen Samstag die Führung zurück. Durch seinen Sieg gegen GM Roven Vogel hat er nun als einziger vier Zähler nach sechs Runden auf dem Konto. Trotzdem gab er sich selbstkritisch: „Ich habe nicht gut gespielt, Roven stand zwischendurch auch auf Gewinn – ich kann also froh sein.“ Zudem profitierte Kollars davon, dass heute Remis-Tag war – alle anderen Partien fanden keinen Sieger. Kollars übrigens ging auch noch auf die Doping-Kontrollen ein, berichtete von der langen Schlange und meinte: „Ich habe jetzt so viel Wasser getrunken, das reicht mir für die nächsten drei Tage.“ Muss nicht sein, die fleißige Nadja Jussupow hat ja schon Nachschub besorgt. (mw)

Turnierseiten: German Masters der Frauen | Deutsche Frauen-Einzelmeisterschaft | Deutsche Einzelmeisterschaft
Fotogalerie