22. August 2024
Tag vier in Ruit. Es bleibt spannend! Beim German Masters der Frauen ist WGM Fiona Sieber weiter in Topform. In der vierten Runde besiegte sie auf überzeugende Weise Dora Peglau und sagte danach mit einem Lächeln das, was nur rundum Zufriedene äußern: „Ich bin richtig glücklich mit meinem Spiel.“ Weil mit der frischgebackenen WGM Kateryna Dolzhykova und FM Lara Schulze die beiden direkten Verfolgerinnen Remis spielten, baute Sieber ihre Führung aus. Sie liegt nun mit 3,5 Zählern alleine vorne.
Beim DEM-Meisterturnier gab es heute erstaunliche Ergebnisse. Alle, die bisher vorneweg marschiert sind, verloren: GM Roven Vogel (gegen GM Rainer Buhmann), GM Niclas Huschenbeth (gegen GM Vitaly Kunin) und IM Marius Deuer im Talenteduell gegen IM Leonardo Costa. Das heißt, im Teilnehmerfeld gibt es nur einen Spieler mit 2,5 Punkten, GM Dmitrij Kollars. Er remisierte heute gegen GM Daniel Fridman und gab sich danach überrascht: „Das war wirklich eine sehr komische Runde. Allein schon, weil ich ja mit einem Schwarz-Remis die Führung übernehmen konnte. Ja, sowas hat man selten.“ Einen wundert das alles aber so gar nicht. „Das ist ein unglaublich ausgeglichenes, spannendes Turnier, auf sehr hohem Niveau“, sagte unser Kommentator GM Klaus Bischoff, „ich bin sicher, das bleibt hier alles bis zum Ende ganz eng.“ Er selbst habe das übrigens vorher schon geahnt. „Ich habe nicht verstanden, dass einige das Teilnehmerfeld kritisch gesehen haben. Die haben wohl nicht auf die Elo-Zahlen geguckt. Es sind einige Spieler dabei, die sich in ausgezeichneter Form befinden.“
Beim DEM-Kandidatenturnier war es heute der Tag von IM Raphael Lagunow. Am Doppelspieltag zeigte er große Nervenstärke, besiegte erst FM John Heinrich und dann mit GM Hagen Poetsch einen der Turnierfavoriten. Der Lohn: Lagunow holte sich den Platz an der Sonne. Und will sich von dort auch nicht verdrängen lassen. „Ich wurde letztes Jahr auf etwas unglückliche Weise Vierter – diesmal ist mein Ziel, unter die Top zwei zu kommen. Ich glaube fest daran, dass das funktionieren kann.“ Das Ziel klar vor Augen, aus gutem Grund: Die besten zwei Spieler qualifizieren sich für die Deutsche Meisterschaft nächstes Jahr. Kleine Randnotiz aus dem Kandidatenturnier: IM Tobias Kölle tauchte heute im Spielsaal mit einer Armschiene auf. Die Verletzung hatte er sich tatsächlich bei einem Schachturnier geholt. Sachen gibt`s. Da sage noch einer, der Schachsport sei unter Verletzungsaspekten komplett ungefährlich. Kölle nahm es aber mit Humor, zumal es sportlich läuft: Er gehört zu dem Führungsquartett, das 4,5 Punkte gesammelt hat. Erfolg lindert bekanntlich jeden Schmerz.
Insgesamt geht es weiter sehr launig zu bei den Deutschen Meisterschaften. Heute wurde nach den Turnieren wieder der Grill angeworfen. Das hat einerseits ganz praktische Gründe: Die Küche hatte schon zu für unsere Nachtarbeiter, die heute in Doppelrunden schwitzen mussten. Nebenaspekt: Sowas fördert durchaus auch die Geselligkeit. Wie übrigens vieles, was in Ruit passiert. Tischtennis wird gespielt, oder man trifft sich im Schwimmbad. Für immer mehr Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die vorher skeptisch in die Sportschule eingerückt sind, wird Ruit zu einem Ort, an dem man richtig Spaß haben kann. Womöglich mehr als im feinsten Hotel. Oder wie Klaus Bischoff es formulierte: „Viele, die skeptisch waren, sehen jetzt die Vorteile einer Sportschule.“ Mal abgesehen davon, dass die moderne Spielhalle auch nicht so heiß ist wie jene im vergangenen Jahr – womit der Hauptkritikpunkt schon früh ad acta gelegt wurde.
Mittwochabend traf sich sogar eine illustre Schar und kickte in einer Sporthalle gemeinsam. Mit dabei, unter anderem: GM Dennis Wagner (torgefährlich!), GM Rasmus Svane (bissig!), GM Roven Vogel (dribbelstark!), aber auch Dmitrij Kollars, Rainer Buhmann, Niclas Huschenbeth und IM Dinara Wagner als Vertreterin des gepflegten Frauenfußballs zeigten, dass sie auch in dieser Sportart was draufhaben. Die beste Nachricht, auch mit Blick auf die kommende Olympiade: Beim Kicken hat sich keiner verletzt. (mw)
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