Russland war zu stark für Deutschland

Eteri Kublaschwili

Die Schachnation Nummer 1 war für Deutschland eine nicht bezwingbare Festung. Wenn man die geballte Macht von vier Weltklassespielern vorgesetzt bekommt, dann rutscht das Herz schon mal in die Hose. Glaubt man jedenfalls. Doch gerade gegen die Russen zeigten die vier deutschen Männer eine super Leistung, die auf ein 2:2 hoffen ließ. Alle Bretter entwickelten sich hoffnungsvoll für unsere Olympioniken, Daniel Fridman und Georg Meier standen mit Schwarz wahrscheinlich sogar etwas besser. Dabei hatte Meier keinen Geringeren als Exweltmeister Wladimir Kramnik vorgesetzt bekommen. Trotzdem eroberte der Deutsche eine Figur, wonach sich das Spiel nicht mehr als Baum, sondern wie ein "Kaktus" (O-Ton Ilja Zaragatski) verzweigte.

Die Partie zwischen Kramnik und Meier fesselte nicht nur die Onlinezuschauer beim offziellen Olympiapartner Chess24, sondern auch die deutschen Kommentatoren GM Niclas Huschenbeth und GM Ilja Zaragatski. "Das macht richtig Spaß, sich das hier anzugucken!" freute sich Huschenbeth, verwies aber auf die Zeitnot von Meier, der nur noch 7 gegenüber den 30 Minuten von Kramnik hatte. Im weiteren Verlauf der Partie entpuppte sich der Figurengewinn aber als gefährlicher "Tanz auf der Rasierklinge für Meier" (Zaragatski). Und wie es meistens so ist im Schach: der verteidigende Spieler tritt eher fehl als der angreifende. Als sich das Brett lichtete, hatte Kramnik einen Mehrbauern und nach dem zweiten Bauerngewinn gab Meier auf.
Einige Szenen aus der Live-Übertragung haben wir in der Bildergalerie ganz unten festgehalten.

Fast zeitgleich mußte auch Daniel Fridman die Segel streichen. Die Partie war nach anfänglichen Vorteilen für Fridman später mehr und mehr gekippt, auch weil der schwarze König in einem "Gefängnis" saß, aus dem er sich nur mit Öffnung seiner Königsstellung befreien konnte. Allerdings hatte Weiß noch genug aktives Material auf dem Brett, um doch noch den vollen Punkt zu sichern.

Frauen gewinnen knapp aber souverän

"Etwas" leichter hatten es die Frauen mit den Damen aus Kroatien. In Bedrängnis kam keine unserer Spielerinnen. Melanie Lubbe konnte trotzdem nur als Einzige den vollen Punkt einfahren. Elisabeth Pähtz stand zwar auch auch sehr gut, doch sie entschied sich am Ende für eine Zugwiederholung, weil damit der Gesamtsieg perfekt war.

Die Frauen spielen morgen gegen Usbekistan. Nach dem schlechten Erfahrungen mit den beiden Gastgebermannschaften halte ich mich mit einer Prognose zurück.

Nach dem Rückfall auf Platz 33 haben die Fans unserer Männer mit einem leichten Gegner gerechnet. Aber denkste! Weißrussland wartet auf uns, deren einzige Bezwinger bisher die Überflieger Niederlande und Kanada waren.

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Frank Hoppe