Schiedsrichter Hugo Schulz und der Weltstar: Das Autogramm von Magnus Carlsen bekommt einen Ehrenplatz

13. Januar 2025

GM Magnus Carlsen unter genauer Beobachtung vom IA Hugo Schulz

Am Sonntag berichtete dann sogar noch die Tagesschau. Der weltbeste Schachspieler in Hamburg, an Brett eins für den FC St. Pauli – das war ein echtes Ereignis für die Medien. Landauf, landab liefen die Meldungen. Und auch für einen verdienten Ehrenamtlichen des Deutschen Schachbundes war es ein großer Tag. IA Hugo Schulz wurde als Schiedsrichter bei den Bundesligakämpfen im Brahms Kontor eingesetzt - einem altehrwürdigen Kontorhaus im Herzen von Hamburg. „Für mich war das das absolute Highlight als Schiedsrichter“, sagte Hugo Schulz am Montag: „Das Tollste, was ich bisher erlebt habe.“ Am Ende, als er das Namensschild an Brett eins wieder einsammelte, gab es darauf noch ein Autogramm vom weltbesten Schachspieler. „Das wird natürlich in Ehren gehalten“, so Schulz.

Carlsen gibt sich sehr volksnah - und holt 1,5 Punkte für St. Pauli

Zweimal war Magnus Carlsen am Wochenende für den FC St. Pauli im Einsatz. Einmal verließ der Weltranglisten-Erste als Sieger das Brett (beim 5,5:2,5 gegen die SG Solingen) und sorgte mit dafür, dass der Aufsteiger seinen ersten Bundesligasieg einfuhr, im zweiten Spiel holt er ein Remis, was allerding gegen den Titelfavoriten Düsseldorfer SK nicht zum Sieg reichte – 3,5:4,5. „Die Mannschaft ist nicht gut in die Saison gestartet. Ich bin glücklich, dass ich heute helfen konnte“, sagte Carlsen am Samstag. Er freue sich, "bei dem Projekt dabei sein zu können". So bescheiden, wie er sich hier als Teamplayer gab, erlebte ihn auch Hugo Schulz: „Ich habe ihn als den Leuten zugewandt erlebt, absolut nicht arrogant, sondern sehr freundlich.“

Schulz hatte den Norweger bereits 2015 bei der WM im Blitz- und Rapidschach in Berlin als Schiedsrichter erlebt – aber diesmal kam er viel näher an den Star heran. „Ich habe bei der Begrüßung gesagt, dass das eine absolute Ehre für uns Schiedsrichter ist, bei einem solchen Event mit dabei zu sein“, so der Hamburger, der seit 1990 Schiedsrichter und seitdem auch Vorsitzender der Langenhorner Schachfreunde ist.

Die Spielerinnen und Spieler der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft kennen den 74jährigen Hugo Schulz auch als Referee – und seine Gattin als DSAM-Fotografin. Ingrid Schulz war auch am Wochenende mit der Kamera dabei. Als eine von vielen, die das Ereignis dokumentieren wollten. „Man muss im Nachhinein sagen, dass St. Pauli das richtig gut organisiert hatte“, sagt Hugo Schulz, der zuerst Bedenken wegen der kleinen Spielfläche hatte, „es waren so viele Kameras vor Ort, das es schon sehr kuschlig war – aber die Organisatoren hatten alles im Griff, und auch die Journalisten waren sehr diszipliniert.“ Carlsen übrigens stellte laut Hugo Schulz von Beginn an klar: Während der Partie wolle er nicht angesprochen werden, auch nicht auf dem Weg zum Catering.

Zu den Klängen von „Hells Bells“ von AC/DC hatte Carlsen am Samstag am ersten Brett Platz genommen. Nach etwas mehr als drei Stunden Spielzeit und 33 Zügen hatte er den Niederländer GM Max Warmerdam zur Aufgabe gezwungen. Zwei Züge mehr – und ohne die Einlaufmelodie der Bundesliga-Fußballer – spielte er am Sonntag Remis gegen den Weltranglisten-Achten GM Wei Yi aus China.

Jeans und Hoodie - Krawatte tragen nur die Referees

Keine Probleme hatte der Norweger mit der Kleiderordnung. Die Jeans, die bei der Schnellschach-WM Ende Dezember in New York noch zur Disqualifikation geführt hatte, war diesmal erlaubt. Dazu weiße Sneaker und der St.-Pauli-Hoodie. Sein chinesischer Gegner saß in einer schwarzen Jogginghose am Brett. „Die waren alle so zwanglos gekleidet. Da habe ich noch einen Scherz gemacht“, so Hugo Schulz: „The guys with the ties are the Arbiter.“ Anders formuliert: Die einzigen mit strenger Kleiderordnung – sind die Referees.

Die nächsten Heimspiele tragen die Hamburger am 22. und 23. März aus. Gegner sind mit der OSG Baden-Baden (mit GM Vincent Keymer) und den Schachfreunden Deizisau (mit GM Matthias Blübaum und GM Dmitrij Kollars) zwei weitere Top-Teams der Liga. Gespielt wird dann im Ballsaal des Millerntor-Stadions. Ob Magnus Carlsen dann wieder dabei ist, steht bislang nicht fest. Mit dabei als Schiedsrichter wird in jedem Fall wieder Hugo Schulz sein: „Ich freue mich schon – und hoffe, dass Carlsen auch kommt.“ Der sagte tatsächlich: "Ich habe das Wochenende genossen. Hoffentlich klappt es, dass ich nochmal für St. Pauli spielen kann." (mw)

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36269

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