16. November 2024
Es ist die Weltmeisterschaft der „Kleinen“ – aber fühlen dürfen sie sich wie die „Großen“. Ob das aber allen so liebt ist, darf getrost bezweifelt werden. In manchen Dingen ist man halt doch lieber klein. Die Jugend-WM in Montesilvano (Italien) der U8 bis U12 startete jedenfalls mit großen Sicherheitsvorkehrungen – vergleichbar mit der Olympiade in Budapest. Die Angst der FIDE vor Cheating ist auch bei den Kleinen schon groß. Man könnte auch sagen: übertrieben groß.
30 Spielerinnen und Spieler aus Deutschland kämpfen mit über 700 Gleichaltrigen aus 80 Ländern in sechs Altersgruppen um die WM Titel und Medaillen. Und diesen Kampf um die Medaillen nehmen viel sehr ernst, wie Bundesnachwuchstrainer IM Bernd Vökler berichtet. „Schon beim Delegationsleitermeeting ging es teilweise hoch her“, so Vökler. Die Fragestellungen, wer überhaupt noch Zugang zum Spielsaal bekommen soll (vor allem, wenn Eltern natürlich noch in berechtigter Sorge um ihre sechsjährigen Kinder sind), wurde kontrovers diskutiert. Mit dem Ergebnis: Nur der Delegationsleiter darf hinein und drin bleiben, solange er möchte - geht er aber hinaus, ist er raus. Beruhigend für viele Eltern, dass unser Bundesnachwuchstrainer und der offizielle Delegationsleiter Philipp Müller, die sich im Innenraum abwechseln, gutes Sitzfleisch und keine schwache Blase haben.
Kinder müssen auch allein durch den Detektor und die Taschenkontrolle, ihren Platz zudem allein finden. Fotos? Ab Runde zwei Geheimsache. „Bei Problemen sollen die Schiedsrichter helfen“, sagt Vökler, „mal sehen, ob das klappt.“ So manches Elternteil kritisiert den nach seiner Ansicht übertriebenen Sicherheitsaufwand, andere sagen: Der erste Schritt zur Selbstständigkeit beginnt früh. Ein bisschen kann man die FIDE vielleicht auch verstehen: Gerüchten zufolge gab es bei der WM der U14 bis U18 in Brasilien schon wieder einen Handyfund auf dem stillen Örtchen. „Die weiteren Tage werden zeigen, ob der in Italien gewählte Weg gangbar ist“, sagt Vökler, der auch von anderen Problemen berichtet.
In der deutschen Delegation rumore es ein wenig, weil das Hotel sehr kalt war - die Heizung (mittels Klimaanlage) brauchte mehr als 24 Stunden, um das Haus wenigstens anzuwärmen. Bella Italia? Nun ja, Regen und gefühlte acht Grad (real waren es zwölf Grad) sind ausbaufähig. Hinzu kommt: Einige Zimmer hatten kaputte Fenster, keine Tische und die Wasserhähne tropfen. „Aber das Essen ist gut“, sagt Vökler. Immerhin.
Das deutsche Ensemble ist in weiten Teilen noch sehr unerfahren. „Der Start ins Turnier verlief dementsprechend holprig“, so Vökler, „sehr viele Kinder spielten zum ersten Mal in so einer Atmosphäre - und so passierten einige Einsteller, Patzer oder Zeitnotdramen.“ Aber das wird schon noch, ist der Bundestrainer überzeugt. Erster sportlicher Lichtblick: Die U12 mit 5,5 aus 6 möglichen Punkten - aufgeteilt auf drei Mädchen und drei Jungen. Das Turnier läuft vom 15. bis 26. November. (mw)
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 36201