8. Januar 2018
Ein lebendes Wassergebirge bildet die tosende See;
hier gähne ein schwarzer Abgrund, dort türmt es sich weiß in die Höh'.
(Heinrich Heine, Buch der Lieder, 1827)
So mancher dachte unwillkürlich an diese und ähnliche Gedichtzeilen, während in schon ungemütlicher Sichtweite des Turniersaals die sonst eher kläglich plätschernde Bille über die Ufer trat; in der tagesschau wurde es gruselig bebildert. Schachspieler rufen in derartigen Lagen zwischen Feuer und Sturm schon mal reflexartig "Ruhe bitte! Es wird noch gespielt!" und heften den Blick wieder auf den Freibauern c5.
514 DSAM-Strategen ließen sich aber im gemütlichen "H4-Hotel" nicht verwirren. Und so erlebte die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft DSAM Bergedorf 2018 zwei Hamburger mit stahlharten Nerven als Sieger der A-Gruppe (2101 - 2300) : Björn Bente und Julian Grötzbach, beide Hamburger SK, kamen in dem größten Turnier, das der DSB je veranstaltete, auf knorrige vier aus fünf; der nachfolgende Bremer Olaf Steffens war der beste Spieler mit 3,5 Punkten.
Auch die Gruppe B war spannend, es drängelten sich nämlich bei Turnierschluss sieben (!!) Wettkämpfer mit 4,0 Punkten auf das Podium. Bruno Buchholz' Feinwertung erledigte nun den Rest und Uwe Töllner, Sf Barsinghausen und der junge Jakob Weihrauch landeten auf diesem feinen Weg ganz vorne. Das mit den Sieben passt doch gut für ein Turnier mit dem Motto "Sieben hoch drei", nicht wahr?
Gruppe C wurde von Åke Fuhrmann, Hamburger SK, geradezu majorisiert; Er gewann die Gruppe mit tollen 4,5 Punkten. Leider tauchte erst in dieser Gruppe die erste Dame auf; in der A und B nahm keine teil, vielleicht ein Terminproblem. Der Paderbornerin Lisa-Marie Möller (aktuell: Elo 1824, DWZ 1822) war es egal. Die 17jährige war an 37 gesetzt, startete gut, spielte die Schlussrunde sogar schon an Brett 10, unterlag nun aber Stephan Buß aus Kühlungsborn. Dennoch war sie die beste Frau des gesamten Turniers!
Drei noch sehr junge Spieler (Nachwuchstrainer aufgemerkt!) hatten in Gruppe D sozusagen den Bauern am rechten Fleck; der erst 11jährige Matteo Metzdorf (aktuell Elo 1711, DWZ 1719) zeigte mit riesigen 4,5 Punkten einmal mehr sein Talent und auch die ihm mit gleicher Punktzahl folgenden Spieler Pascal Besancon (aktuell Elo 1753, DWZ schon 1823, 16 Jahre) und Lennart Christian Grabbel (aktuell Elo 1674, DWZ 1766, 15 Jahre jung) wiesen noch keine grauen Haare auf. Zusammen mit anderen tollen Leistungen ähnlich junger Spieler wird man sagen können: Der Nachwuchs im Deutschen Schachbund macht seit Jahren erfreuliche Fortschritte und die DSAM ist für sie ein angenehmer und sehr gut geeigneter Rahmen, sich auszuprobieren.
Gruppe E: Der Jugendtrend setzte sich in dieser Gruppe fort. Der mit schönen 4,5 Punkten siegende Taron Khachatryan, TuRa Harksheide, ist erst 14. Björn Silwedel aus Kühlungsborn und Johann Schwank, Diogenes Hamburg, verwies die Buchholz trotz großartiger 4,5 Punkte auf dem zweiten und dritten Rang. - Gruppe F: Hier waren es Werner Lipka aus Sasel, Philipp Schläger aus Uelzen und Gerald Arnold aus Neuenhagen, die auf den Plätzen 1-3 nur noch durch die Buchhölzer tabellarisch zu unterscheiden waren.
Und sogar in der Gruppe G geschah Ähnliches: Mit je 4,5 Punkten sausten Frank Stolzenwald, Siyuan Lu und Christian Schläger durch das Turnier. Viele achteten aber auch auf die noch sehr jungen Rendsburger Geschwister Katerina Bräutigam (erst 9 Jahre!) und Alexander Bräutigam (10 Jahre); sie erzielten tolle 4,0 Punkte. Mit der DSAM geht's schon am 9. Februar 2018 mit dem "Rosenmontagsturnier" in Brühl bei Köln weiter.
Ralf Mulde
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22628